Hoffnung für Besetzung der freien Kinderarztpraxen

Händeringend werden drei neue Kinderärzte im Landkreis gesucht / Zwei Vorschläge sind im Kreistag Thema

Im Landkreis Goslar hören zwei Kinderärzte aus. Die Lage wird immer schwieriger, vor allem wenn die geforderten U-Untersuchungen für die Neugeborenen und unter Einjährigen anstehen. Etwas Entlastung gibt es durch das Kinder- und Jugendärztehaus in Osterode. Parallel laufen weitere Gespräche.

Region. Ratlose Eltern stehen mit ihren Kindern in der Hausarztpraxis und wissen oft keine Lösung. Wenn der Hausarzt, der diese Zusatzqualifikation für die Kinder hat, dann auch noch mehrere Wochen krank ist, die vorgeschriebene U-Untersuchung für den Neugeborenen beziehungsweise unter Einjährigen ansteht, wird die Lage immer prekärer. Vor allem weil im Landkreis Goslar in diesem Jahr noch zwei Kinderärzte aufhören.

Wie der „Beobachter“ berichtete, gibt Diplom-Mediziner Detlef Langer seine Seesener Praxis zum 31. Dezember auf, bereits ab dem 16. Dezember praktiziert die Kinderärztin Dr. Petra-Lucia Haumann in Clausthal-Zellerfeld nicht mehr. Mittlerweile gibt es Hoffnung, vielleicht sogar für alle drei Stellen, denn auch in Goslar wird eine Kinderarztpraxis schließen.

Landrat Thomas Brych sprach in dieser Woche von guten Gesprächen, die laufen. Mindestens zwei Praxen könnten nach seiner Einschätzung wiederbesetzt werden, wenn es gut läuft vielleicht sogar alle drei, heißt es aus der Kreisverwaltung auf Anfrage. Diese Gespräche kann auch der Seesener Allgemeinmediziner Dr. Steffen Pallinger, der auch Kreisstellensprecher der kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) Gandersheim-Seesen ist, bestätigen. Zugleich konnte er im Gespräch über eine weitere Entwicklung berichten, die die Übergangslösung in Osterode betrifft.

Wie der „Beobachter“ am Montag berichtete, wurde die Kapazität im Kinder- und Jugendärztehaus Osterode, in dem Christian Webel, Martin Webel, Dr. med. Hartmut Webel, Maren Cornelius (angestellte Fachärztin) und Dr. med. Jan Edler (angestellter Facharzt) praktizieren, erhöht. Heißt, die Praxis wird ab dem Zeitpunkt der Schließung der Praxen in Clausthal-Zellerfeld (16. Dezember) und Seesen (31. Dezember) auch Patienten aus diesen beiden Praxen übergangsweise behandeln. Wie hier die Lösung aussieht, nannte Dr. Steffen Pallinger im Gespräch mit dem „Beobachter“. „Ihnen ist es gelungen eine Kinderärztin aus Thüringen für die Praxis zu gewinnen, die die Patienten behandelt“, so der Kreisstellensprecher. Zugleich bittet die Praxis darum, entsprechende Termine vorher telefonisch zu vereinbaren.

Da die zusätzliche Kapazität erst Mitte Dezember wirksam wird, sollte bis zur Schließung der Praxen in Seesen und Clausthal-Zellerfeld unbedingt das dortige Versorgungsangebot weiter genutzt werden, darauf weist der Geschäftsführer der Göttinger Bezirksstelle noch einmal explizit hin. Zu finden ist die Osteroder Praxis in der Hoelemannpromenade 7. Erreichbar ist das Kinder- und Jugendärztehaus in Osterode unter der Rufnummer (05522) 90010.

Wichtig ist erst einmal, dass sich eine Lösung abzeichnet, damit sich in der Region keine Versorgungslücke ergibt. Fakt ist, das Thema Kinderarztversorgung im Landkreis Goslar wird am kommenden Montag, 9. Dezember, im Kreistag thematisiert. Hier schlägt die Gruppe aus SPD, Grüne und FDP vor, im Haushalt insgesamt 150.000 Euro einzuplanen, als Anreizsystem, um Kinderärzte in die Region zu locken. „Bedingung muss es sein, dass die Versorgung mindestens sichergestellt, nach unserem Wunsch aber generell verbessert wird“, heißt es im Antrag der Gruppe. Dagegen plädiert die CDU, der „Beobachter“ berichtete, für die Versorgung eines kommunal getragenen Medizinischen Versorgungszentrums, dafür sollen 50.000 Euro im Kreishaushalt eingestellt werden.

Steffen Pallinger sieht beide Vorschläge eher skeptisch, denn das Grundproblem liegt einfach darin, dass es schlicht und einfach zu wenig Kinderärzte gibt. Die Arbeitsbedingungen für die Kinder- und für die Hausärzte müssen besser werden. Im Gespräch nennt er beispielsweise mehr Freizeit, weniger Notdienste und eine bessere Bezahlung auch für die Leistung der Kinderärzte. Denn es herrscht ein Fachkräftemangel, viele Medizinstudenten schlagen andere, eher lukrativere Fachrichtungen im spezialisierten Bereichen ein, statt sich als Kinderarzt oder als Allgemeinmediziner auf dem Land niederzulassen.

Zur Einschätzung: Gut 20 bis 30 Minuten pro Kind nimmt sich der Kinderarzt Zeit, viele Untersuchungen laufen ohne den Einsatz von technischen Geräten, hinzu kommt die Mütterberatung. Im Vergleich dazu kann beispielsweise ein Radiologe in der Zeit höherwertige Leistungen abrechnen. Das Bundesgesundheitsministerium ist laut Steffen Pallinger hier gefordert, Änderungen der Arbeitsbedingungen und der Honorierung zu schaffen.syg