30 Jahre Rumänien-Hilfe DRK Lamspringe: Norbert Halter setzte sich von Anfang an ein

Der Bad Gandersheimer begleitete mittlerweile insgesamt 32 Hilfstransporte nach Rumänien

Ein hilfsbedürftiger Rumäne vor seinem Zuhause mit einem Nahrungsmittelpaket, welches ihm zuvor vom Roten Kreuz übergeben wurde.

Bad Gandersheim/Lampsringe. Seit 30 Jahren organisiert und führt der Gandersheimer Norbert Halter vom DRK Lamspringe Hilfstransporte nach Rumänien durch. Neben medizinischen Hilfsgeräten und Medikamenten in Oradea geht der Schwerpunkt der Hilfe in ein Nahrungsmittelprogramm im Distrikt Salaj. In Zusammenarbeit mit der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde startetet am 31. Juli 1991 der erste Hilfsgüterkonvoi nach Rumänien. Die Armut und Not, die die Helfer vor Ort erlebten, war und ist groß.

Durch Berichte eines rumänisch-deutschen Ehepaares im Jahr 1990 wurde klar, welche Notlage in ihrem Heimatland herrscht. Ein Jahr später startete der erste Hilfstransport. 2020 wurde statt des 32. Transports eine Summe von 8000 Euro an das RRK in Salaj überwiesen. Insgesamt wurden 36 Mal Hilfen in Osteuropa geleistet.

Seit 30 Jahren hilft der DRK-Ortsverein Lamspringe in Zusammenarbeit mit dem DRK-Kreisverband Alfeld dem Rumänischen Roten Kreuz (RRK) im Distrikt Salaj mit Geld für Grundnahrungsmittel. Durch Arbeitslosigkeit, Krankheit, fehlende oder geringe Rente, viele Kinder oder Behinderungen sind hier Menschen in existentielle Not geraten. Vor allem Bedürftige in abgelegenen Dörfern werden vom Roten Kreuz (RK) berücksichtigt. Im Distrikt Bihor hat das DRK mit dem RRK eine Medikamentenausgabe initiiert und beliefert es regelmäßig. Mittellose Menschen erhalten gegen Vorlage eines Rezepts dort kostenlos Medikamente. Gut erhaltene Gehhilfen, Rollatoren und Rollstühle sowie medizinische Geräte werden ebenso an das RRK weitergeleitet. Bisher wurden 32 Transporte durchgeführt – Norbert Halter war bei jedem dabei; der letzte Transport war im Oktober diesen Jahres.

Zwei Standbeine um Bedürftigen vor Ort zu helfen

Bereits seit über 50 Jahren ist Halter im DRK-Ortsverein Lamspringe ehrenamtlich tätig. Seine Zeit im DRK und die Erfahrungen, die er durch die Transporte nach Rumänien gesammelt hat, fasst er in einer Chronik zusammen, die er kürzlich als Buch veröffentlicht hat. Die Hilfe vor Ort beschreibt Halter so, dass sie zwei Standbeine haben: „Das eine ist in Oradea. Dort unterstützen wir mit Medikamenten und medizinischen Gerät das dortige Rote Kreuz. Dort hat sich einiges geändert: Bis vor drei Jahren hatte das RK eine Apotheken-Lizenz, diese haben sie nun nicht mehr. Nun werden gespendete Medikamente kostenlos an die Bedürftigen abgegeben – natürlich nur, wenn sie nicht abgelaufen sind. Es läuft also nicht mehr über Rezept.“

Das zweite Standbein und auch der Schwerpunkt ist in Salaj, dort wird das RK mit Nahrungsmitteln unterstützt. „Früher haben wir die Nahrungsmittel mit Lkw rübergebracht, jetzt kaufen wir in Rumänien ein. Das hat mehrere Gründe: Einmal ist die Qualität mittlerweile mit unserer vergleichbar, das war früher nicht der Fall und warum sollten die rumänischen Geschäftsleute kein Geld verdienen und neue Arbeitsplätze schaffen.“ Die Lebensmittel gehen an die aufgelisteten Hilfsbedürftigen. Von Dorf zu Dorf werden die eingekauften Nahrungsmittel dann verteilt. Jeder erhält ein Mal im Monat ein Nahrungsmittel-Paket. „Früher haben wir das nur über die Winterzeit gemacht. Jetzt gehts es über das ganze Jahr, weil die EU mit einem Programm dort eingestiegen ist und das RRK mit beteiligt. Knapp 1000 Familien erhalten regelmäßig diese Pakete“, erklärt Halter. „Unsere Hilfe hat auch durch die Regelmäßigkeit an Bedeutung gewonnen.“ Der Landrat von Salaj, Dinu Lancu, schrieb im November 2021: „Ich freue mich und ehre mich über den Besuch der Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes, einer Organisation, die nicht nur für Salaj, sondern auch für Rumänien so viel getan hat.“

Durch die Regelmäßigkeit habe auch das RRK einen guten Ruf bekommen bei den offiziellen Stellen. „Das ist ein positives Zeichen, was uns auch zum Weitermachen bewegt. Also konkret: Ein Mal im Jahr runterfahren“, sagt Halter. Nach Rumänien kommen die Helfer mit einem Fahrzeug vom Katastrophenschutz. Zu fahren sind jedes Mal ungefähr 1300 Kilometer – dies ist nur mit Übernachtung machbar.

„Wenn man in Rumänien ist, knallt es im Kopf, weil die Kontraste so groß sind. Es herrscht Armut aber genauso Reichtum“, beschreibt Halter die Lage in Rumänien. Teilweise können in Rumänien auch eher ungewöhnliche Verkehrsteilnehmer – zumindest für Deutschland – beobachtet werden: Die Menschen fahren manchmal mit Pferdegespannen durch die Straßen – manchmal ist auch ein Ochse oder Büffel davor. Von den Notlagen der Betroffenen, durch Krankheit oder ähnliches, sind oft auch Kinder betroffen, um die sich durch die Spenden auch gekümmert wird. Viele der Familien ernähren sich auch durch Selbstversorgung – also durch ihre Gärten und durch Tierhaltung. Die Menschen halten dann beispielsweise Hühner oder Schweine.

Seit den vergangenen 30 Jahren konnte man aber auch eine Entwicklung beobachten, sagt Halter. Zu Beginn gab es in den Häusern nicht einmal fließendes Wasser. Die Menschen bekamen ihr Wasser aus einem Brunnen oder mussten zu einem Nachbarn gehen. Bei einem letzten Besuch konnte Halter auch freudig feststellen, dass einzelne Familien sogar schon richtige Toiletten und Badewannen besitzen. Eine weitere Entwicklung ist in der Verkehrsinfrastruktur zu sehen. So wird beispielsweise auch begonnen, kleine Straßen, die etwas abseits liegen zu teeren.

Auf die Frage, was wäre, wenn es die Rumänien-Hilfe nicht gäbe, antwortete Halter: „Dann würde es dort bestimmt irgendwie weitergehen. Mir imponiert sehr, wie sich die Menschen dort gegenseitig unterstützen. Wenn wir in den Dörfern die Pakete verteilen kam nie jemand auf uns zu, der nicht auf der Liste steht, dass auch er etwas haben will. In anderen Ländern wäre das wahrscheinlich nicht so. Der Zusammenhalt dort ist sehr stark. Die Armut wird mit Würde ausgehalten.“

Abschließend sagt Halter: „Wichtig ist wirklich, sich mit dem was man hat, zufrieden zu geben. Und da wo Veränderung nötig ist, sich auch dafür einzusetzen. Und das müssen wir tagtäglich.“ Und: „Menschlichkeit muss man lernen. In Bad Gandersheim gibt es in letzter Zeit viele Initiativen. Und das ist gut, denn wir müssen auch hier was tun.“hei