Im Alleingang einen Ratssitz ergattern: Florian Porde hat sich dazu auf den Weg gemacht

„Parlamentarisches Gebahren“ und Intransparenz von Entscheidungen ärgern den Neu-Gandersheimer

Will als parteiloser Einzelbewerber in den Stadtrat einziehen: Florian Porde.

Bad Gandersheim. Um in einen kommunalen Rat zu kommen, muss man weder Mitglied einer Partei sein noch auf deren Listen kandidieren. Es ist zwar durchaus üblich, dass auf den Parteilisten auch Nichtmitglieder aufgenommen werden, doch der direkteste Weg ist, sich als Einzelkandidat für ein Ratsmandat zu bewerben. Das ist bislang eher selten geschehen, in diesem Jahr aber gibt es das gleich zweimal. Einer der beiden Einzelbewerber ist Florian Porde (36), der als Prozessoptimierer bei einem Autozulieferer in Gifhorn arbeitet. Im Gespräch mit dem GK legte er seine Motive und Absichten offen, warum er in den Stadtrat möchte und was er dort zu bewegen hofft.

Porde ist erst seit etwa zwei Jahren Gandersheimer. Dennoch sei ihm – vor allem im Vergleich zu seinen vorherigen Wohnorten Lödingsen bei Adelebsen, wo er herstammt, und Munster – aufgefallen, wie präsent Lokalpolitik in Bad Gandersheim sei. Leider oftmals negativ besetzt, ein Umstand, der ihn bereits gereizt habe, selbst etwas dagegen zu tun. Vor allem das „parlamentarische Gebahren“ im Rat sehe er als Hindernis für eine effektive Lokalpolitik.

Einer Partei gehört Porde nicht an, im Gegenteil betrachtet er die Parteilosigkeit als die beste Voraussetzung sich ganz und gar als „Gandersheimer“ im Rat zu engagieren. Auch habe er nicht in Betracht gezogen, als Parteiloser auf der Liste einer Partei mitzukandidieren, obwohl ihm durchaus klar war, dass ein Einzelkandidat damit auch einen deutlich schwereren Weg gehen müsse, um in einen Rat zu gelangen.

Die Entscheidung zur Einzelkandidatur – in guter Abstimmung mit seiner Frau, sei dabei schon recht früh in diesem Jahr im März gefallen, sagt Porde im GK-Gespräch. Bekannt gemacht hat er sie dann im Juni – via Facebook im Internet als ihm naheliegendstem Medium. Die Anfrage der Zeitung, dort vorgestellt zu werden, nahm er aber genauso gern an und betonte zugleich die Bedeutung eines solchen Mediums für die Stadt.

Es ärgere ihn besonders, wenn es zu Ratsentscheidungen komme, die den Bürgern dann schwer oder gar nicht nachvollziehbar blieben. Diese Intransparenz würde er gern ein stückweit aufbrechen. Bei eigenen Entscheidungen nur dem Gewissen oder der Überzeugung folgen zu können, sehe er dabei als großen Vorteil.

Umgekehrt habe er die Hoffnung, dass er und vielleicht der zweite Einzelbewerber – Gerry Klein, früherer Leiter des Glaubenszentrums – im Falle einer Wahl in den Rat dort tatsächlich zum „Zünglein an der Waage“ werden könnten: „Das wäre insofern eine gute Situation, weil es dann keine „Blöcke“ geben kann, die einfach Macht ihrer Stimmen die Entscheidungen fast allein fällen könnten. Statt dessen müsste echte Überzeugungsarbeit geleistet werden, um die fehlenden Stimmen mit ins Boot zu holen. Genau das fehlt mir oft an dem aktuellen Rat“, sagt Porde dem GK.

Im Falle einer Wahl wäre es sein erstes politisches Amt. Dass er um den Einzug in den Rat härter kämpfen muss, als Listenkandidaten, ist ihm klar. Sein Wahlkampf ist eine „Ein-Mann-Kampagne“. Alles muss der Kandidat da selber machen, wo bei anderen ein Parteiapparat diese Arbeit leistet. Porde kritisiert dies aber nicht als von vornherein zurücksetzenden Nachteil für Einzelbewerber, sondern nimmt die Herausforderung an.

Facebook, wo er startete, wird für ihn weiter wichtig sein. Dort kann er ohne Zweifel viele Wähler gerade auch seines Altersspektrums erreichen. Plakate sind aber auch schon in Arbeit, eine Pressearbeit – auch mit Verbindung zum GK – nun gestartet und soll in den kommenden Wochen stetig mit Leben gefüllt werden. So will er sich und seine Ziele nach und nach bekannt machen. Ob auch einmal Straßenstände oder andere öffentliche Auftritte drin sind, werde die Zeit zeigen.

Als Einzelbewerber kann und muss Porde natürlich kein umfassendes Wahlprogramm vorlegen. Er bezeichnet aber klar drei Kernthemen, die ihm wichtig sind, und bei denen er speziell im Einsatz sein möchte, sollte er einen Ratssitz erlangen. Es ist dies zuvorderst die Familienpolitik. Er fordert, den Hort zu erhalten und will die Förderung von Kindergärten und Schulen gestärkt wissen.

Ebenso liegt ihm das Sole-Waldschwimmbad sehr am Herzen. Es so attraktiv wie möglich zu machen und dem großen Engagement mehr Anerkennung zu verschaffen, ist Ziel seines Einsatzes. Und als drittes eben, Ratspolitik transparenter zu machen, mehr Informationen an die Bürger weiterzugeben. Alles weitere, so Porde, werde sich aus der unmittelbaren Ratsarbeit ergeben.rah