Intendant Achim Lenz im Webtalk mit Landtagsabgeordnetem Christian Grascha

Lenz: Optimismus steigt, die Festspiele ins nächste Jahr zu retten / Konkrete Forderungen an die Politik betreffs Kultursicherung

Teilnehmer an der Skype-Videokonferenz am Dienstagabend: rechts oben Initiator MdL Christian Grascha, rechts unten Domfestspielintendant Achim Lenz.

Bad Gandersheim. Der Intendant der Gandersheimer Domfestspiele hat im Skype-Webtalk des Landtagsabgeordneten Christian Grascha (FDP) die Situation des größten professionellen Freilichttheaters in Niedersachsen in der aktuellen Corona-Krise geschildert. „Wir haben zusammen mit dem Aufsichtsrat die richtige Entscheidung getroffen, die Spielzeit abzusagen, aber wir haben sie unter Tränen getroffen“, berichtete Lenz in dem Internet-Gespräch, zu dem zahlreiche Teilnehmer zugeschaltet waren und mitdiskutierten.

Theater bleibe ein Live-Ereignis, ein persönliches Erlebnis zwischen Menschen auf der Bühne und dem Publikum. Aus diesem Grund seien Online-Theaterformate auch keine Lösung. „Ich bin da skeptisch“, sagte Achim Lenz. Diejenigen, die von der Absage der Domfestspiele am stärksten betroffen seien, die Schauspieler und Techniker sowie Mitarbeiter in Maske und Bühnenbild, in Summe in Bad Gandersheim rund 70 Mitarbeiter pro Saison, hätten jetzt häufig kein Einkommen. Wenn es ein unbedingtes Grundeinkommen gäbe, würden die Menschen auf und hinter der Bühne aktuell nicht häufig auf Grundsicherung zurück geworfen.

Intendant Achim Lenz sprach sich für eine nachhaltigere, auf Dauer ausgelegte Kulturförderung aus. Die Gandersheimer Domfestspiele seien sehr dankbar für die Unterstützung von Bund und Land. Dennoch bestehe vielleicht durch die Corona-Krise die Chance, in der Art der Hilfe etwas zu verändern – von der projektbezogenen, jährlichen Förderung hin zu einer längerfristigen Unterstützung. Lenz nannte hier als Beispiel das Kulturfördergesetz in seiner Heimat der Schweiz, das einen Dreijahreszeitraum als Förderperiode berücksichtige. Das würde Theatern eine verlässlichere Planungsgrundlage und Sicherheit für die Beschäftigten geben, meinte Lenz. Dafür sprach sich auch der Einbecker FDP-Landtagsabgeordnete Christian Grascha aus, der sich für das Thema in Hannover einsetzen will. Gerade bei Veranstaltungen, die auf Dauer ausgelegt sind wie die seit mehr als 60 Jahren stattfindenden Domfestspiele, sollte es eine mehrjährige Unterstützung geben, meinte Grascha.

Der Intendant bedankte sich für die Solidarität vieler Sponsoren. Hier zeige sich auch die regionale Verbundenheit untereinander. Lenz: „Die wollen, dass die Domfestspiele nächstes Jahr wieder stattfinden“. Der Intendant ist vorsichtig optimistisch, das es 2021 wieder Sommertheater vor dem Domportal geben kann: „Wir sind dabei, langsam die Rettung zu schaffen“. Ganz sicher sagen könne man dies aber erst Mitte Juli.red