Jede Menge Brauchbares in kleiner Garage

Hans-Peter Kliesch und Ehefrau Monika helfen mit Unterstützung von Nachbarn und weiteren Bürgern der Bad Gandersheimer Tafel

Bad Gandersheim. „Zum Wegwerfen zu schade – Brauchbar“: Wer auf der Bismarckstraße in Bad Gandersheim in Höhe der Hausnummer 34 unterwegs ist, kennt diese in drei Farben beschriftete und auf dem Boden stehende Tafel. Der rote Pfeil unter den Worten führt Interessierte zu einer privaten Garage mit Inhalten, die in einer solchen Örtlichkeit gemeinhin nicht vermutet werden: Haushaltsgegenstände und einiges mehr, was vor Ort gegen eine Spende für die Bad Gandersheimer Tafel mitgenommen werden kann.

Die Idee für diesen ungewöhnlichen Anziehungspunkt stammt von Hans-Peter Kliesch und seiner Frau Monika. Zwei Aspekte spielten dabei eine Rolle. Zum einen wollte sich das Paar von Gegenständen im Haushalt trennen und zum anderen war die Garage für ein heutzutage übliches Auto zu schmal, so dass sich dessen Türen nicht öffnen lassen.

Im Dezember 2017 startete dann das Projekt und nach schleppendem Beginn wurde es durch Mundpropaganda schnell bekannter. Fest stand für beide von Anfang an: „Das Geld wollen wir nicht für uns haben“, erzählt Kliesch. Stattdessen sollten die Erlöse der Bad Gandersheimer Tafel zugute kommen, „weil es für uns Bad Gandersheimer eine wirklich lobenswerte Einrichtung ist“, berichtet der 78-Jährige, der seit mehr als einem halben Jahrhundert in der Roswithastadt lebt.

Das Prinzip ist einfach: Ihre Spenden können Nutzer des Angebots in einer in der Garage aufgestellten Box hinterlassen, die Kliesch ein bis zweimal am Tag leert. Geöffnet ist die Tür der Garage in aller Regel montags bis freitags von 10 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit. Steht das Schild nicht an der Straßenecke, ist die Garage geschlossen.

Wenn 150 Euro zusammengekommen sind, wird dieser Betrag der Tafel bereit gestellt. Während Kliesch die Summe bisher immer überwiesen hat, übergab er am Freitag den mittlerweile zum zehnten Mal erreichten Betrag persönlich an den Vorsitzenden der Tafel, Volker Hahn und die Leiterin des Tafelladens, Andrea Kaps.

Das Geld soll für den laufenden Betrieb der Tafel verwendet werden, erläuterten beide und verwiesen darauf, dass derzeit in den Räumen an der Hennebergstraße einige Renovierungsarbeiten wie die Erneuerung der Küchenzeile und des Ausgabetresens laufen. Bei den Besuchern der Garage sind außer Haushaltsartikeln auch Werkzeuge und elektrotechnische Geräte jeglicher Art besonders gefragt, erzählt Kliesch. Nicht so gut würden Schallplatten, CDs, DVDs und Videocassetten laufen. „Zu unserem Erschrecken laufen auch keine Bücher, selbst Kinderbücher bleiben liegen.“ Großen Dank zollt er den Nachbarn, „die viel und auch Außergewöhnliches hier rein bringen“. Dies reiche von Yuccapflanzen über Gummibäume, Steh- und Tischlampen, Regale, Fritteusen, Bügel- und Waffeleisen bis zu vielem mehr.

Nach und nach sprach sich die „Brauchbar" immer weiter herum. Auf Wunsch holt Kliesch die Artikel sogar ab, es sollten möglichst aber keine Bücher sein. Auch aus Seboldshausen und Ackenhausen hat er schon Dinge abgeholt, sogar sein Freundeskreis in Seesen unterstützt das Projekt. Die Besucher seien mehrheitlich im mittleren Alter, die meisten kämen in der Zeit zwischen 13 und 15 Uhr Außer dem „Guttyp Menschen“ gebe es auch „Geister in dieser Stadt“, die mit dem Angebot wenig anzufangen wüssten und in der Garage alles durcheinanderbringen. Noch ärgerlicher sei es, wenn Gegenstände ohne Spende mitgenommen würden.

Damit dies nicht passiert, hat Kliesch in der Garage ein großes Schild aufgehängt mit der Aufschrift: „Eine Entnahme ohne Spende ist Diebstahl". Kliesch vermutet, dass sich auch Wiederverkäufer ohne Spende bedienen würden. In der Region fühlt sich Kliesch sehr wohl – und das gleich aus mehreren Gründen. „Mir gefällt das ganze Landschaftsbild ringsherum, mir gefällt das Kleinstädtische und dass alles, was wir am nötigsten brauchen, auf kürzestem Weg erreichbar ist.“

Allerdings würden ein paar Fachgeschäfte fehlen. Bewusst unterstützen und seine Frau die heimische Wirtschaft. „Wir kaufen unsere technischen Geräte hier vor Ort, wo wir auch die Betreuung zu haben, alle Arbeiten im Haus lassen wir von ansässigen Handwerkern machen“, berichtet Kliesch, der sich seit über vier Jahrzehnten ehrenamtlich im geschäftsführenden Vorstand des MTV engagiert hatte. Zur Landesgartenschau hat er „eine ganz positive Einstellung“ und einige Ideen entwickelt, so das Mitglied im Förderverein.

Zu sehen sind die Ideen neben der Garage. Dort stehen von ihm aufgesägte Vierkantpfosten, die er bemalt hat. Mit Hilfe von Eisenstäben lassen sich die kleinen Kunstwerke aufstellen, die eine Werbung für die LaGa sein sollen. „Ich bin dabei eine große Anzahl bis zur Eröffnung fertigzustellen", sagt Kliesch und hofft, dass die Kunstwerke in vielen Vorgärten stehen werden. Interessenten können unter Telefon (05382) 1635 Kontakt zu ihm aufnehmen.art