Katastrophale Zwischenbilanz beim Hochwasser

Bad Gandersheim. Nach mehr als sechs Stunden im Hochwassereinsatz bleibt zur Mitternacht eines überaus nassen Dienstags in der Heberbörde eine katastrophale Bilanz. Kreisbrandmeister Bernd Kühle sprach gegenüber dem GK von einem Millionenschaden.

Betroffen von Überflutungen und Schäden waren die Ortsteile Gehrenrode, Helmscherode, Gremsheim, Altgandersheim und Ackenhausen. In Helmscherode, Altgandersheim, Gremsheim und Ackenhausen verwandelte das Dauergewitter die Dorfstraßen zeitweilig in bis zu halbmetertief überflutete Wasserstraßen.

In Gremsheim wurden zahlreiche Grundstücke und Gebäude betroffen. Im Fall einer Scheune besteht sogar Einsturzgefahr. Der Kindergarten wurden teilweise überschwemmt.In Helmscherode lief das Wasser aus den oberen in die unteren Dorfteile, wo es sich an einem Gehöft besonders stark staute und durch dessen Scheune und Keller rauschte. In Ackenhausen waren wie vor zwei Jahren schon der Bereich am Zwetschenberg und das Gehöft Lange in Dorfmitte besonders stark betroffen. Überall hinterließen die Fluten enorme Mengen an Sedimenten und Schlamm.

Am schlimmsten betroffen war Altgandersheim. Hier stand mehrere Stunden lang nahezu die gesamte Ortsdurchfahrt zwischen Kirche und fast dem Café Hof unter Wasser. Ganze Bereiche waren abgeschnitten, zahllose Keller liefen voll. Die Feuerwehr musste in vielen Bereichen lange machtlos zusehen, da keine effektiven Hilfe möglich waren.

Erst gegen 22 Uhr sanken die Wassermassen deutlich und gaben die Straße wieder frei. Danach begannen die Aufräum- und Rettungsarbeiten im gesamten betroffenen Dorfbereich.Altgandersheim war zur Mitternacht ohne Strom. Wann dieser wiederhergestellt werden kann, wusste niemand zu sagen. Ein Krisenstab mit der Bürgermeisterin, dem Kreisbrandmeistern und allen weiteren Leitungsebenen koordinierte vor Ort die Arbeiten.

Alle Wehren waren im Dauereinsatz - wobei das Gerätehaus der Altgandersheimer Wehr zu den selbst betroffenen Gebäuden zählte.Besonders stark betroffen war die Turner-Musik-Akademie.Hier flutete die Gande den Keller des Gebäudes, in dem die wegen ihrer starken Pumpe zur Hilfe gerufene Göttinger Berufsfeuerwehr bis unter die Decke schwimmnde Betten vorfand. Das Leerpumpen wird bis weit in den neuen Tag andauern.

Der komplette Bereich ist tiefst verschlammt.Die Landesstraße von Altgandersheim nach Bad Gandersheim war weiter zwischen Abzeig Dankelsheim und auf der anderen Seite Abzweig Brunshausen gesperrt, eine Umleitung über Dankelsheim und Clus erforderlich. Ein Kraftfahrer, der trotz Verbotes die Stelle zu passieren versuchte musste von der Feuerwehr bei Brunshausen gerettet werden.

Nachdem die Fluten sich in der Heberbörde gesammelt hatten, liefen sie in den Trichter des Gandetales zur Kernstadt. Rasch stieg am Nachmittag schon der Pegel und hatte zum frühen Abend den Kurpark und die Freibad-Liegewiese wie vor zwei Jahren teilweise geflutet.

Das Hallenbad zeigte sich vorbereitet - und geriet dennoch in Not, weil die Flutmauern und Abschottungen kleine Wassermengen durchließen, die doch wieder den Keller zu erreichen drohten.

Die Feuerwehr hielt mit Saugpumpen dagegen und konnte ein katastrophales Eindringen verhindern. Die Gefahr war aber zur Mitternacht noch nicht endgültig beseitigt. Bordvoll und auf der Seite des Tanzcafés Gino auch schon auf die Straße gelaufen war die Gande weiter stadteinwärts. Dahinter wurden zwar noch der Lohmühlenweg und der Garten der Generationen teilgeflutet, im Kernstadtbereich aber wehrte der Linienschutz eine Überflutung erneut erfolgreich ab.

Die Nachricht, bei Gehrenrode sei ein ICE in einen Baum gefahren, traf wohl zu. In Höhe Gehrenrode lagen Baumteile auf der Oberleitung. Der betroffene ICE konnte aber offensichtlich aus eigener Kraft die Stelle verlassen und musste keineswegs vor Ort evakuiert werden, wie einige Medien berichteten. Die Strecke war verlassen und gesperrt, Räumarbeiten fanden aber bis zum frühen Abend noch nicht statt.

Sorgen macht den Helfer zur Mitternacht noch die Wetterlage, denn noch immer zucken grelle Blitze am Himmel und droht unter Umständen neuer Regen. Zudem muss auf Gefahren bei den Rettungsmaßnahmen Rücksicht genommen werden. Die Arbeiten und Schadenserhebungen werden zweifellos noch die kommenden Tage andauern.rah