Kindergärten: Steht die Stadt vor neuem Gerangel um künftige Kapazitäten?

Container-Kiga nur noch bis Ende 2021: Wohin werden danach zusätzlich nötige Plätze vergeben?

Container-Kindergarten „Villa Kunterbunt“: Nur noch bis 2021 in Betrieb.

Bad Gandersheim. Kaum ein Bereich des Verwaltungsgeschäftes ist so volatil und schwer mittelfristig planbar, wie die Lage in der Kinderbetreuung. Das hat seinen simplen Grund in der unabsehbaren Geburtenzahl und der geringen Zeitspanne, die zwischen der Geburt eines Kindes und der möglichen Inanspruchnahme eines Betreuungsplatzes liegt. Auf den die Eltern bekanntlich heute einen Rechtsanspruch haben, was Kommunen unter Druck setzt, immer ausreichend Plätze vorhalten zu müssen.

Der überraschende Anstieg der Geburtenzahlen vor ein paar Jahren hat die Stadt ja bereits einmal „kalt erwischt“. Waren vorher die Gruppenzahlen und Betreuungsplätze langsam zurückgefahren worden, musste nun plötzlich schnell nachgebessert werden. Das ging letztlich nur durch die Notlösung des Containerkindergartens „Villa Kunterbunt“, den die Johanniter als Träger des Wrescheröder Kindergartens auf dem Gelände des Schulzentrums mitbetreiben.

Wobei von vornherein klar war, dass die Containerlösung nur ein Provisorium für drei Jahre sein sollte. Es endet nach den abgeschlossenen Mietverträgen für die Container Ende 2021. Und soll, so mindestens Verwaltungsmitarbeiter André Schumann, der in Nachfolge von Astrid Schelle die Kindertagesstättenbetreuung übernommen hat, auch nicht fortgesetzt werden.

Schumann legte dem Bürgerdiensteausschuss in dieser Woche die Fortschreibung der Planung für die Kindertagesbetreuung vor. Die Bedarfsplanung weist sieben Kindertagesstätten mit 74 Krippen- und 251 Kindergartenplätzen aus, zusammen also 325 Plätze. Davor waren zum Stichtag im Februar 2019 305 Plätze in Anspruch genommen. 48 Betreuungsplätze können zudem durch elf Tagespflegepersonen angeboten werden.

Am Erhebungsstichtag hatte die Roswithastadt im Vergleich zum Kreisdurchschnitt im Krippenbereich mit rund 45 Prozent eine überdurchschnittliche und im Kindergartenbereich mit 89,1 Prozent eine unterdurchschnittliche Versorgungsquote. Zum Beginn des neuen, noch laufenden Kindergartenjahres im August 2019 waren es 42,4 beziehungsweise 77,4 Prozent. Bezogen auf alle betreuten Kinder lagen die Zahlen bei 35,3 und 80,9 Prozent.

Der Blick auf die Entwicklung der Geburtenzahlen zeigt, dass diese weiter auf relativ hohem Niveau bleiben: Für 2020 ist eine Geburtenzahl (jeweils kumuliert für die Altersgruppe 0 bis 3 Jahre) von 158 eingesetzt, die in den beiden Folgejahren mit 156 und 155 nur gering zurückgeht. Diese Zahlen treffen den Krippenbereich der unter Dreijährigen. Dort gibt es 74 genehmigte Plätze, was einem Versorgungsgrad von etwa 47 Prozent entspricht.
Die tatsächliche Inanspruchnahme liegt dann aber im Krippenbereich auch deutlich unter den Geburtenzahlen, sodass hier kaum Anlass zur Annahme besteht, die Stadt könnte den Rechtsanspruch nicht erfüllen.

Anders im Kindergartenbereich: Zwar erreicht dort die Zahl der Kinder, die zwischen drei und sieben Jahren einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz erheben können in diesem Jahr mit 312 einen hohe Wert, der 2021 auf 298 und 2022 sogar auf 279 zurückfallen wird, die Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze bleibt in allen drei Jahren aber mit 271 auf gleicher Höhe. Dadurch steigt der tatsächliche Versorgungsgrad von 87 Prozent in 2020 auf fast 100 Prozent in 2022.

Im Grunde also eine gute Entwicklung. In die allerdings Bewegung kommt, weil eben der Containerkindergarten auf dem Gelände des Schulzentrums im Laufe des kommenden Jahres „abgewickelt“ werden soll. Dabei ist davon auszugehen, dass nur noch bis Sommer 2021 Kinder dort betreut werden. Danach müssen sie auf die vorhandenen Kindergärten verteilt werden.

Was zum zweiten Teil im Bürgerdiensteausschuss führte, der Vorlage zum Ausbau der Kindergartenplätze im Stadtgebiet. Die Verwaltung hatte dazu vorgeschlagen, die Befristung einer Zehnergruppe bei der Lebenshilfe an der Heckenbecker Straße aufzuheben und die Gruppe fortzuführen. Gleiches sollte auch mit einer Kleingruppe des Evangelischen Kindergartens Harriehausen geschehen. Zudem solle dort, so der Verwaltungsvorschlag, auf eine 25er-Gruppe aufgestockt werden, um den Verlust des Containerkindergartens aufzufangen.

Um eine normal große Kindergartengruppe im Evangelischen Kindergarten Harriehausen unterbringen zu können, sei ein Ausbau nötig, so André Schumann. Der sei dort auch möglich, die Kirche sei bereit, kostenlos Grund und Boden dafür zur Verfügung zu stellen. Harriehausen sei für den Ausbau bestens geeignet, so Schumann weiter, weil im Ort Bautätigkeit aufgenommen werde, die eine Ausweitung der Nachfrage nach Betreuungsplätzen erwarten lasse.

Das Ganze war auch in entsprechender Form bereits in eine Vorlage gegossen. Der aber fuhr die Nachfrage aus dem Kindergarten Wrescherode in die Parade, ob denn auch mit den anderen Trägern und Kindergärten über die Möglichkeit der Erweiterung gesprochen worden sei, was Schumann verneinen musste. Die Johanniter als Träger in Wrescherode meldeten auf jeden schon Fall ihr Interesse an und waren im Publikum auch mit aufmerksam die Diskussion verfolgenden Vertretern anwesend.

Ausschussvorsitzende Anna-Madeleine Feg regte an, den Beschluss so abzuändern, dass vor einer Entscheidung zunächst ergebnisoffen alle Alternativen geprüft werden sollten. Dem folgte der Ausschuss. Eine neue Runde Gespräche zwischen der Stadt und den Kindergärten um die Unterbringung der Plätze dürfte damit eröffnet worden sein.rah