Kleiner Verein – wichtige Arbeit

Verkehrswacht leistet mit wenigen Mitglieder wertvolle Präventionsarbeit im Verkehr

Jürgen Schwarz (rechts) mit dem Gurtschlitten der Verkehrswacht beim Weltkindertag.

Bad Gandersheim. Wenn die Verkehrswacht Bad Gandersheim-Kreiensen-Kalefeld zu ihrer Jahreshauptversammlung zusammenkommt – was schon seit Ewigkeiten in den heute leider nicht mehr öffentlichen Gasträumen der Gandersheimer „Gerichtsschänke“ geschieht –, dann tagt sie für gewöhnlich in kleiner Runde.

Die Zahl der Vereinsmitglieder ließ sich auch im abgelaufenen Jahr nicht steigern. Unbeeindruckt davon konnte Vorsitzender Gerhard Fried zusammen mit Geschäftsführer Jörg Gelück und dem Vorstand Bericht von einem aktiven Verkehrswachtsjahr erstatten.

Vor allem setzt sich die Verkehrswacht natürlich für die Prävention ein. Dazu zählen Aktionen, mit denen Verkehrs(fehl)verhalten bewusster gemacht werden soll, wie Hinweise auf die Schrittgeschwindigkeit in verkehrsberuhigten Zonen wie der Moritzstraße oder die Anschnallaktion „Süß oder sauer“ im Bereich der Grundschule.

Aktionen mit jungen Menschen in Kindergärten und Schule begleitet die Verkehrswacht mit ihrer mobilen Verkehrsschule. Richtiges Verhalten im Verkehr als Fußgänger oder Radfahrer steht dabei im Mittelpunkt. Aktionen an der Osterbergschule und in der Grundschule fanden im vergangenen Jahr so und in Verbindung mit Fahrradprüfungen statt.

Traditionell beteiligt sich die Verkehrswacht am Ferienpass und beim Altstadtfest an der Aktion „0,0 für Tausend“. Beim Weltkindertag im September wie bei anderen Aktionen war Jürgen Schwarz mit dem Gurtschlitten dabei. Er verdeutlicht überaus anschaulich die massiven Folgen nicht angeschnallter Kinder oder mangelhaft befestigter Kindersitze im Fall einer Vollbremsung.

Am anderen Ende der Altersskala beschäftigt sich die Verkehrswacht zunehmend mit den speziellen Problemen von Senioren im Straßenverkehr. Sei es als Autofahrer, die es für den Verkehr fit zu halten gilt, oder Fußgänger, die nun mit Handicaps wie dem Gebrauch von Rollatoren im Verkehr zurecht kommen müssen. Ein Projekt zu Letzterem gab es im letzten Jahr in Zusammenarbeit mit der Diakonie.

Insgesamt, so bilanzierte Geschäftsführer Jörg Gelück, habe die Verkehrswacht im vergangenen Jahr über 300 Stunden ehrenamtliche Arbeit in solche Aktionen investiert. Und dies wie gesagt mit einem relativ kleinen Team.

Das soll auch 2018 so weitergehen. Die erste Aktion hat am vergangenen Wochenende bereits stattgefunden. Es war die Wiederholung einer Aktion aus dem November mit Titel „Rumms“. Ziel ist, für die unangenehmen Folgen einer Unfallflucht zu sensibilisieren, die vielen Betroffenen offenbar nicht klar sind. Dazu geht die Verkehrswacht an Brennpunkte solchen Geschehens: die Parkplätze großer Einkaufsmärkte.

Schulwegsicherung, Jugend- und Kinderverkehrsarbeit und gemeinsame Aktionen mit der Polizei sind bereits teils sehr konkret für dieses Jahr festgelegt. Dabei wird die Verkehrswacht auch im Bereich der Gemeinde Kalefeld sowie der früheren Gemeinde Kreiensen tätig.

Gast der diesjährigen Jahreshauptversammlung war zum üblichen Kurzreferat Simone Köhler von der Polizeiinspektion Northeim/Osterode. Sie hat dort von Dieter Armbrecht die Aufgabe der Präventionsarbeit im Straßenverkehr übernommen, über die sie berichtete.

Drei Schwerpunkte habe die polizeiliche Prävention: Unerlaubte Handynutzung, Unfallflucht und zu schnelles Fahren. Allein über 1.000 Handyverstöße – rund doppelt so viele wie im Jahr davor – mussten im vergangenen Jahr geahndet werden – und das waren nur die aufgefallenen Taten, die bekanntlich bußgeldrechtlich eine deutliche Verschärfung erfahren haben.

Drei Unfalltote im PI-Gebiet waren zu beklagen. Der Anteil junger Fahrer an Unfällen insgesamt sei gestiegen, so Köhler. Ebenso aber auch bei den über 65-Jährigen, an die sich das Präventionsprojekt „Fit im Auto“ richtet, das auch in dieser Region Ausrichtungen finden soll. Bad Gandersheim wird sich dann aber vermutlich an benachbarte Verkehrswachten anhängen. Der Landkreis Northeim hat sich für dieses Projekt interessiert und will den Verkehrswachten Unterstützung bei der Defizitabdeckung anbieten.

Als Nachfolger der einstigen „Schutzengel“-Aktion kommt Ende September das neue Projekt „Wait a minute“ (WAM) in Zusammenarbeit von Landkreis, Polizei und Verkehrswachten auch nach Bad Gandersheim an Oberschule und Gymnasium.rah