Kommt die Renaissance der Feuerlöschteiche?

Stadt muss bis 2025 für eigenständige Löschwasserversorgung Sorge tragen: Harzwasserwerke verbieten dann Entnahme

Einen echten Löschteich gibt es im Stadtgebiet Bad Gandersheims noch am Ortsrand Wrescherodes; Hachenhausen hat am Mühlenteich eine ähnliche Entnahmemöglichkeit.

Bad Gandersheim. Bei Löschen Strafe! So lautet verknappt, was der Stadt droht, wenn sie nicht binnen der nächsten drei Jahre dafür sorgt, dass im Brandfalle kein Löschwasser mehr aus den Zuleitungen der Sösewasserleitung entnommen wird. Das war Ergebnis einer Anfrage, die Hendrik Geske im letzten Stadtrat stellte und die danach ausführliche Beantwortung durch Stadtwerkeleiterin Astrid Schelle fand.

Hintergrund ist ein vertrauliches Papier, in dem die Stadt die Ratsmitglieder informiert hat, dass bereits jetzt „Spitzen“ in der Wasserentnahme aus der Sösewasserleitung mit Strafen belegt werden können. Das ist nicht ganz neu, die Kündigung durch die Harzwasserwerke und Aufforderung, bis 2025 dafür zu sorgen, dass im Brandfalle kein Löschwasser aus der Leitung der Harzwasserwerke entnommen wird, liegt schon länger vor. Sie hatte zur Folge, dass Astrid Schelle ein Konzept zu einem grundlegenden Boden- und Wassermanagement angeschoben hat.

Die Harzwasserwerke wollen ihre Reserven ganz der Trinkwasserversorgung widmen. Bei Brandereignissen in der Heberbörde war es daher bereits zu Gesprächen gekommen, weil die plötzlich starke Entnahme von Trinkwasser für Löschzwecke ein Nachsteuern im Nachfluss erforderte.

Technisch wird die Leitung, an der unter anderem Ortsteile wie Ackenhausen oder die gesamte Südstadt Bad Gandersheims hängen, so überwacht, dass praktisch in Realzeit sogenannte „Spitzen“, als plötzliche Verbrauchszunahmen deutlich über dem Durchschnitt gemessen und gemeldet werden können. Das rufe selbst bei Feuerwehrübungen mit Wasserentnahme, aber auch Wasserrohrbrüchen schnell die Harzwasserwerke auf den Plan und sorge für Telefonate. Was für letzteren Fall eine gute Warnung sei, weil man so Brüche sofort erkennen und der Schadstelle unmittelbar nachspüren könne.

Im aktuellen Vertragsstatus führen solche Überschreitungen zu Strafgeldern, die noch in einem eher unerheblichen Bereich liegen, so Schelle. Die Höhe dieser Strafen nimmt aber praktisch von Jahr zu Jahr zu, und ab 2025 würde ein solcher Ausreißer richtig teuer werden, weil dann vertraglich keine Löschwasserentnahme mehr aus dem Söse-Trinkwassernetz erfolgen darf.

Was für die Stadt daraus folgt ist klar: Das Wassermanagement sieht den Bau von Zisternen und Reservoirs vor, in denen Regenwasser eingefangen und zum Beispiel für Löschzwecke vorgehalten werden kann. Noch sei es zu früh, beschied Schelle die Frage nach konkreten Planungen, etwas darüber zu sagen, wieviele solcher Zisternen oder Löschteiche wo gebaut werden sollten und wieviel Geld die Stadt dafür in den kommenden Jahren in die Hand nehmen muss. Das werde sicher aber im Laufe des Jahres dem Feuerschutzausschuss schon genauer vorgelegt werden können, so Schelle.

An sich ist dies fast die Rückkehr eines alten Themas. Wasserrückhaltung für Löschzwecke haben unsere Vorfahren auch schon betrieben, meist nicht in Zisternen, aber verbreitet in Feuerlöschteichen, von denen es im Stadtgebiet außer in Wrescherode und vielleicht Hachenhausen aber sonst wohl keine mehr gibt. Vielleicht erleben sie nun im Zuge des Wassermanagementes, das aber noch deutlich mehr im Blick hat, als Löschwasserreserven anzulegen, sondern auch damit aktiven Hochwasserschutz leisten will, eine Renaissance.rah