LAGA-Krise: So geht’s jetzt weiter

Entscheidungen durch die ganze Woche / Reaktionen aus LAGA-Stadt 2023 Höxter

Bad Gandersheim. Es war natürlich vor und über das Wochenende das beherrschende Thema vor Beginn der „Woche der Entscheidung“: Die Krise bei der Landesgartenschau. Vor allem in den sozialen Netzwerken, aber auch in Leserbriefen an das GK setzten sich Menschen damit auseinander. Die Meinungen sind kontrovers. Vor allem wurde vielfach Kritik daran geübt, dass für die Verantwortlichen bereits so offensichtlich klar sei, es gebe keinen anderen sinnvollen Weg als die Verschiebung.
Die Bürger fühlen sich in der Begründung nicht mitgenommen. Was ein Stückweit auch nachvollziehbar ist, denn ihnen ist bislang keine so ausführliche Präsentation der verschiedenen Szenarien und die Aufwägung gegeneinander zuteil geworden. Viele Stimmen konnten daher nicht verstehen, dass die Verschiebung finanziell günstiger sein sollte, als eine verknappte oder nicht in allen Teilen fertige Gartenschau im nächsten Jahr.

Nun hat es die detaillierte Darlegung der Szenarien tatsächlich gegeben, und zwar zuvorderst im Aufsichtsrat, der sich über vier Stunden damit auseinandergesetzt hat und die Vor- und Nachteile aller Möglichkeiten diskutierte, um letztendlich zu einer Empfehlung zu kommen, wie nun weiter vorgegangen werden sollte. Das Ergebnis ist bekannt: Die Verlegung sei das Szenario, das am meisten überzeugt habe.

Auch diejenigen, die jetzt als Nächste die Entscheider sein sollen, Mitglieder des Stadtrates und des Kreistages, wurden über die Szenarien und ihre Vor- wie Nachteile informiert, so ließen Ratsmitglieder auch in den Diskussionen in sozialen Netzwerken deutlich verlauten. Zu knapp informiert sei man gewiss nicht, wurde von dieser Seite bestätigt. Und die Empfehlung des Aufsichtsrates sei nachvollziehbar gewesen.

So geht es also nun in de Woche, in der sich entscheiden soll, was mit der LAGA geschieht. Zeitlich bedeutet dies, als erstes Vorentscheidungsgremium befasst sich heute der Kreisausschuss (nichtöffentlich) mit dem Thema, um die Beschlüsse der öffentlichen Kreistagssitzung am kommenden Freitag ab 15 Uhr in der Stadthalle Northeim vorzubereiten.

In Bad Gandersheim ist analog zum Kreisausschuss der Verwaltungsausschuss (ebenfalls nichtöffentlich) noch vor dem Rat mit den Ratsbeschlussvorlagen befasst. Zwei Punkte der Sitzung am kommenden Donnerstag, die ab 18.30 Uhr rein online, aber öffentlich stattfinden wird, sind direkt der LAGA gewidmet: Einmal ist ein sogenannter Weisungsbeschluss zu fassen.

Dieser gilt den Mitgliedern, die den Rat im letztlich alles entscheidenden Gremium der LAGA vertreten, in der Gesellschafterversammlung. Dar Rat weist sie mit seinem Beschluss an, wie sie dort abstimmen sollen. Erwartet wird, dass die Weisung auf Verlegung nach 2023 lauten wird – so nicht im VA oder aus dem Rat heraus noch eine andere Richtung eingeschlagen wird.

Zweiter Rats-TOP mit direktem LAGA-Bezug ist die Anpassung des finanziellen Rahmens, den die Stadt durch den neuen Beschluss mittragen muss. Heißt: Wie auch immer entschieden wird, es wird mehr Geld gebraucht, und daran muss sich die Stadt anteilig beteiligen. Nach Informationen von letzter Woche mit Mehraufwand in Höhe von rund 700.000 Euro. Indirekt schlägt dies in einem weiteren Punkt der Ratssitzung zu Buche: Ein fünfter Nachtrag zum Etat 2021 steht zu verabschieden.

Bekannt ist noch immer nicht, wann die alles entscheidende Gesellschafterversammlung der LAGA zusammenkommen wird. Dies muss aber sehr zeitnah nach dem Kreistag der Fall sein, da keine Zeit zu verlieren ist.

Und was ist mit Höxter?

Ein weiterer, immer wieder angesprochener Aspekt der öffentlichen Diskussion um eine mögliche Verlegung der Landesgartenschau um ein Jahr ist die dann mögliche Parallelität zur nordrhein-westfälischen LAGA in Höxter. Sie soll bekanntlich ebenfalls 2023 stattfinden und befindet sich dem allgemeinen Vernehmen nach bislang auf einem guten Weg, auch zum Ausrichtungsjahr fertig zu sein. Mindestens sind bislang keine Verzögerungen aufgetreten, die jetzt schon dunkle Wolken in Bezug auf das Ausrichtungsjahr erkennen ließen.

Bürgermeisterin Franziska Schwarz hat in der vergangenen Woche mit ihrem Amtskollegen Daniel Hartmann in Höxter telefoniert und ihn über die Absicht und Hintergründe der möglichen Verschiebung informiert. Laut Presseberichten der Neuen Westfälischen Zeitung sei die Absicht in Höxter „eingeschlagen wie eine Bombe“. Hartmann sei überrascht, zugleich aber auch noch sehr reserviert gewesen in Einschätzungen, was das für beide Ausrichter bedeuten könne.

Interessanterweise sah der Höxteraner Förderverein der Landesgartenschau in der möglichen Parallelität keine Gefahr für die eigene LAGA. Dessen erster Vorsitzender Thomas Schöning ließ verlauten, er sehe trotz der Entfernung von nur 60 Kilometern Fahrstrecke keine beeinträchtigende Konkurrenzsituation, dazu seien die beiden LAGA-Konzepte schon zu verschieden. Sehr wohl gebe es aber Kooperationspotenzial, denn wer die eine LAGA besuche, den könne man sicher auf für eine so nahe zweite begeistern. Ganz ähnlich wird es ja auch im Marketing der hiesigen LAGA gesehen.rah