Landkreis Goslar bereitet sich auf die Ankunft von Flüchtlingen vor

Verwaltung auf der Suche nach Wohnungen / Am Konzept der dezentralen Unterbringung wird festgehalten / Heute private Spendensammlung in Seesen

Landkreis Goslar. Im Vorgriff auf die Ankunft von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine ist der Landkreis Goslar ab sofort auf der Suche nach Wohnungen. Die Verwaltung will weiterhin keine Sammelunterkünfte schaffen, sondern am Konzept der dezentralen Unterbringung festhalten, das bereits im Zuge der Flüchtlingskrise 2015/2016 erfolgreich umgesetzt wurde.

Im Rahmen der Kreistagssitzung am vergangenen Montag hatten die Mitglieder des Goslarer Kreistages die „Resolution gegen den Aggressionskrieg in der Ukraine“ einstimmig verabschiedet. Diese lautet wie folgt:

Resolution gegen den Aggressionskrieg in der Ukraine

Der Landkreis Goslar verurteilt den Einmarsch Russlands in die Ukrainische Republik aufs Schärfste! Wir bitten die Bundesregierung mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dafür zu sorgen, dass dieser Krieg schnellstmöglichst ein Ende findet. Wir versammeln uns gedanklich hinter dem unrechtmäßig angegriffenen ukrainischen Volk und sichern unsere volle Solidarität zu. Unser tiefes Mitgefühl ist bei den Familien, die in diesem Aggressionskrieg Opfer zu beklagen haben. Wir verpflichten uns im Rahmen unserer Möglichkeit Vertriebene aus dem Kriegsgebiet aufzunehmen.“

Landrat Dr. Alexander Saipa bekräftigt auch noch einmal die uneingeschränkte Solidarität mit dem ukrainischen Volk, das gegenwärtig unter den massiven Kriegshandlungen Russlands leidet. „Wir können noch nicht absehen, wie viele Menschen aus der Ukraine zu uns kommen werden, ich kann jedoch versichern, dass wir vorbereitet sind und umfangreiche Hilfe und Unterstützung bieten“, so der Chef der Goslarer Kreisverwaltung. Nur so viel ist klar, im Landkreis Goslar leben gegenwärtig 185 Ukrainer, von denen sind 50 eingebürgert.

Hilfsbereitschaft in Seesen – Spendensammlung heute

Bei Ludmila Heilmann, Integrationsbeauftragte der Stadt Seesen, stand auch am Mittwoch das Telefon nicht still. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie zahlreiche Wohnungsangebote – von einer im Haus über ein Zimmer mit Bad bis zur Ferienwohnungen – für die Kriegsflüchtlinge vorliegen. „Sie alle kann ich immer nur auf den Landkreis Goslar verweisen, die das koordinieren“, betont sie im Gespräch.

Laut der Integrationsbeauftragten der Stadt sind die ersten Flüchtlinge auch in Seesen angekommen. Am vergangenen Dienstag dann die Familie, die bereits am Montagabend erwartet wurde. Seit dem 24. Februar waren sie unterwegs. Am Mittwoch soll eine weitere Familie folgen. Ohnehin müssen diese erst die Aufnahmestation in Friedland, Braunschweig oder Bramsche ansteuern, um hier registriert zu werden. Auch dafür hält Ludmila Heilmann den Kontakt. Darüber hinaus können sich all jene, die ukrainisch sprechen können, sich bei ihr melden. Sie erstellt aktuell eine Liste mit den sogenannten Sprachmittlern, die dann im Notfall den betroffenen Flüchtlingen helfen können, die Sprachbarriere zu überwinden, wenn etwas geregelt weden muss. „Da jeder nicht immer und überall kann, ist es wichtig, dass wir mehrere Leute zur Verfügung haben“, gibt Ludmila Heilmann einen Einblick.

Zudem weiß sie von einem Münchehöfer, der an die rumänisch-ukrainische Grenze fahren will, um Flüchtlinge hierher in Sicherheit zu bringen. „Er meldete sich dann bei mir und wir regeln die weitere Verfahrensweise“, erzählt sie im Gespräch.

Verschiedene Dinge werden heute gesammelt

Bewegt haben die Nachrichten aus dem Kriegsgebiet und besonders über ein kleines Kind auch den Seesener Jan Bode und seine Frau. „Wir müssen da helfen“, sagte sie zu ihrem Mann. Und so telefonierte er mit einigen und meldete sich am Nachmittag auch beim „Beobachter“, damit viele Dinge zusammenkommen. Er arbeitet hier mit einer Physiotherapiepraxis in Goslar und der Freiwilligen Agentur Goslar zusammen, sie kümmern sich um den Weitertransport der Gegenstände. Am heutigen Donnerstag können in der Zeit von 10 bis 14 Uhr in der Jacobsonstraße 13 folgende Dinge abgegeben werden: Decken, Anziehsachen, Winterkleidung, Verbandsmaterial, Erste Hilfe Sets ( auch abgelaufen ), Kerzen, Mobilfunkgeräte, Taschenlampen (Batterie), Hygieneprodukte, Schlafsäcke sowie Getränke und Lebensmittel. Bei den Lebensmitteln weist Jan Bode darauf hin, dass es nicht verderbliche Ware sein darf. Zudem haben die Empfänger oft keinen Dosenöffner parat, sodass es eher leicht zu öffnende Konservendosen wie Fischdosen sein sollten.

Wohnungsangebote über Homepage des Landkreises

Über das vergangene Wochenende haben den Landkreis bereits zahlreiche Wohnungsangebote erreicht. Weitere sind herzlich willkommen und können über die Internetseite des Landkreises unter www.landkreis-goslar.de abgegeben werden. Dort steht ein entsprechendes Formular zur Verfügung. Der Link ist auf der Startseite zu finden.

Neben der Organisation von geeignetem Wohnraum will der Landkreis auch Beratungsangebote schaffen. „Wir beobachten, dass sich inzwischen zahlreiche Menschen auf den Weg Richtung Westen machen und beispielsweise bei Verwandten Schutz suchen. Das ist in der aktuellen Situation auch absolut verständlich und nachvollziehbar, doch bislang sind noch nicht alle rechtlichen Abläufe bis ins Detail geklärt. So sind unter anderem Fragen rund um den Aufenthaltsstatus sowie der mögliche Zugang zu unseren Sozialsystemen noch offen. Hier wollen wir informieren und werden daher eine telefonische Beratung anbieten, die sich auch ganz gezielt an hier lebende Ukrainer richtet, die Kontakte in die Heimat und zu Flüchtlingen unterhalten“, erläutert Landrat Dr. Saipa die aktuellen Planungen und Klärungsprozesse. Die Experten der Kreisverwaltung sind immer mittwochs in der Zeit von 10 bis 12 Uhr unter der Rufnummer (05321) 76-564 zu erreichen.

In Richtung der Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Goslar spricht Landrat Dr. Saipa schon jetzt ein großes Dankeschön aus: „Es ist wirklich schön zu erfahren, dass erneut eine derart große Hilfsbereitschaft besteht. Das stimmt mich hoffnungsvoll und sehr dankbar.“

Der Landkreis hat sich derweil an einer ersten Hilfslieferung beteiligt. Insgesamt stellt die Verwaltung aus eigenen Beständen 28.000 Mund-Nasen-Masken, 600 Liter Desinfektionsmittel, 50.000 Handschuhe, 1.000 Einmalkittel und 50 Liter Flächendesinfektionsmittel für die Verwendung in den Auffanglagern in Polen zur Verfügung.syg