Lions-Quest-Qualitätssiegel verliehen

Oberschule bekommt erfolgreiche Teilnahme an dem Lebenskompetenzen-Programm bescheinigt

Da ist es, das Qualitätssiegel, einmal zum Abringen an der Schule und als Urkunde. Von links freuen sich darüber Bürgermeisterin Franziska Schwarz, Lions-Distrikts-Beauftragter Matthias Heinrich, Rektorin Antke Brethauer und die Lions-Regionalbeauftragte Christiane Teerling.

Bad Gandersheim. „It's better to build a strong child than to repair a broken man“; oder übersetzt: „Es ist besser, starke Kinder aufzubauen, als einen gebrochenen Mann reparieren zu müssen“. Dieser Leitspruch der Lions stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung in der Oberschule in dieser Woche, und ausgesprochen hat ihn Matthias Heinrich als Lions-Quest-Beauftragter im Distrikt Niedersachsen-Hannover.

Der Zusammenhang erklärt sich rasch, wenn man weiß, dass „Lions Quest“ ein Programm ist, dass jungen Menschen auf vielfache Art und Weise helfen will, selbstbewusst und stark zu werden – und damit aus sich auch das herauszuholen, was wirklich in ihnen steckt. Was schön ein zweites Motto zusammenfasst, das Heinrich aufgriff: „Zu wissen, was man kann“.

Er verband dies mit der Analyse, das Wissen allein heute in einer global vernetzten Welt schwerlich einen Vorsprung verschaffen könne, da es sich jeder überall über das Internet besorgen könne. Wichtiger als etwas zu wissen werde daher, etwas zu können.

Lions-Quest (Quest = Suche, Frage) ist ein Lebenskompetenz- und Präventionsprogramm für junge Menschen zwischen zehn und 21 Jahren, das es bereits seit 1984 gibt. Durch sozial-emotionales Lernen stärkt das Programm soziale und persönliche Schlüsselkompetenzen und beugt selbst- und fremdschädigendem Verhalten vor. Lions-Quest fördert die Selbstwahrnehmung und Selbstwirksamkeit. Das Programm wirkt sich positiv auf Empathie und Kommunikationsfähigkeit bei jungen Menschen aus und unterstützt das kritische und kreative Denken. Dadurch werden Konfliktfähigkeit, Problemlösekompetenz und das Entscheidungsvermögen gefördert.

Mit Lions-Quest können Kinder und Jugendliche eine größere Widerstandskraft gegen riskante Verhaltensweisen wie Drogen- oder Alkoholmissbrauch entwickeln und sind für Gewalt und Kriminalität weniger anfällig. Kurzum: Es setzt an sehr vielen Kritikpunkten unserer heutigen Gesellschaft an.

Um es – wie im Falle der Oberschule, die sich für das Programm, interessiert und angemeldet hat – vor Ort auch umsetzen zu können, müssen die Multiplikatoren, in diesem Falle also die Lehrkräfte geschult werden. Das geschieht in Seminaren, die von den Lions dazu angeboten werden. Das Jugendförderprogramm Lions-Quest „Erwachsen werden“ behandelt Themen, die junge Menschen im Alter von zehn bis 14 Jahren in ihrem Alltag, Zuhause, in der Schule und im Freundeskreis besonders betreffen. Bei der Ausein­andersetzung mit diesen Themen im Unterricht wird der ganze Mensch mit Kopf (Kenntnissen), Herz (Emotionen) und Hand (Aktivitäten) angesprochen.

Bei der Umsetzung des Lions-Quest-Programms „Erwachsen werden“ kommen im Unterricht verstärkt Methoden zum Einsatz, die in der Ausbildung vieler Lehrerinnen und Lehrer kaum oder nicht vermittelt wurden und schon gar nicht erprobt werden konnten. So zum Beispiel Moderation, Brainstorming, Brainwriting, Energizer, Gruppenarbeit, Modelllernen, Imagination und pädagogisches Rollenspiel. Sie alle sollen der ganzheitlichen Ansprache der Schülerinnen und Schüler und fördern ein Lernen mit Kopf, Herz und Hand dienen.

Beispiele aus dem, was da im Unterricht aus dem Lions Quest gemacht wird, boten in der Feierstunde am Mittwoch fünfte bis siebente Klassen in kleinen Vorstellungen. So zum Beispiel Energizer, kleine „Auffrischer“ in spielerisch-kreativer Form. Untersuchungen haben gezeigt, dass mit ihnen die Lehrer bis zu fünf Minuten mehr pro Unterrichtsstunde an Konzentration und Mitarbeit gewinnen konnten.

Oder die Sensibilisierungen für Gefühle anderer, den Ausdruck eigener und anderes mehr, was von den Schülern exemplarisch vorgeführt wurde.

Nun war der Distrikts-Beauftragte Matthias Heinrich – zusammen mit der Regionalbeauftragten Christiane Teerling – nicht nach Bad Gandersheim gekommen, um sich das einmal zeigen zu lassen, nein, der Anlass war schon ein Besonderer: Die Oberschule hat mit der Aufnahme ins Lions-Quest-Programm und Durchführung im Unterricht auch das Ziel angestrebt, das nach außen dokumentieren zu können. Dazu bietet der Lions-Club ein eigenes Qualitätssiegel an.

Dieses Qualitätssiegel zu bekommen, ist gar nicht so einfach: Um die erstmalige Auszeichnung mit dem Lions-Quest-Qualitätssiegel können sich alle Schulen bewerben, die bereits einen definierten Implementierungsgrad des Programms Lions-Quest „Erwachsen werden“ (LQ EW) an ihrer Schule erreicht haben. Folgende Zulassungsvoraussetzungen müssen erfüllt sein (alle sechs Voraussetzungen müssen erfüllt sein):

Die Schule arbeitet mindestens im vierten Jahr mit dem Programm LQ EW. Die Arbeit mit LQ EW ist in den Stundenplänen und/oder im Stoffverteilungsplan/Curriculum verankert – in Form von speziellen LQ-Stunden und/oder der Umsetzung im Fachunterricht. Schulen, die LQ EW zum Beispiel nur in Form einer Projektwoche durchführen, können sich nicht bewerben.

An der Schule wird in mindestens 50 Prozent der parallelen Klassen zweier aufeinanderfolgender Klassenstufen der Sekundarstufe I mit LQ EW gearbeitet. LQ EW ist Bestandteil des Schulprogramms und/oder des Suchtpräventions-, Bildungs-, Erziehungs-, Gesundheitskonzeptes. An der Schule gibt es einen LQ-Koordinator oder eine LQ-Koordinierungs-/Steuerungsgruppe. Mindestens 30 Prozent der Lehrkräfte der Sekundarstufe I haben das LQ EW-Einführungsseminar besucht.

Erfüllt die Schule diese sechs Voraussetzungen, erfolgt die Bewerbung auf der Grundlage eines bundeseinheitlichen Fragebogens zur Erst-Zertifizierung mit 20 bewertungsrelevanten Fragen und einigen Zusatzfragen.

Diesem umfangreichen Katalog hat sich die Oberschule gestellt und alle Bedingungen erfüllen können. Umso mehr war Rektorin Antke Brethauer zu recht stolz, das Qualitätssiegel am Mittwoch in Empfang nehmen zu können. Zugleich ist es Ansporn, sich weiter ins Zeug zu legen, denn das Siegel hat ein „Verfallsdatum“: Nach drei Jahren muss es re-zertifziert werden, will man es behalten.

Zu den ersten Gratulanten gehörte am Mittwoch Bürgermeisterin Franziska Schwarz. Sie zeigte sich stolz und erfreut, dass die Gandersheimer Oberschule diese Auszeichnung tragen dürfe. „Ihr geht in eine wirklich tolle Schule“, rief die Bürgermeisterin den Schülern der 5. bis 7. Klassen in der Übergabe-Feierstunde zu.rah