Maler Schreiber stellt Graffitiwand zur Verfügung – dann der Rückzieher

Nachbarn des Wrescheröder Mühlensteges machen Bedenken geltend / Neue Lösungen in Aussicht

Es war schon alles vorbereitet, die Pfeile wiesen den Weg und auf die vorgesehen Graffitifläche. Doch Anwohner stoppten das gut gemeinte Projekt in Wrescherode.

Bad Gandersheim. Manchmal geht es doch schneller als gedacht: Nachdem das GK am Montag erst auf das Ersuchen von bislang unbekannten Graffitisprayern hingewiesen hatte, man möge den „Spraykünstlern“ doch eine offizielle Wand zum Austoben zur Verfügung stellen, gab es bereits ein erstes konkretes Angebot. So sah es mindestens am Dienstagmorgen aus – am Nachmittag war dann leider auch schon wieder alles anders.

Der Reihe nach: Bereits seit einiger Zeit befasst sich der Stadtjugendring mit der Möglichkeit, jungen Graffitikünstlern die Chance auf Entfaltung zu geben. Mobile Stellwände waren bereits geplant, die Idee wurde aber wieder verworfen, da ideale Standorte dafür rar waren. Außerdem waren geeigneter Schutz vor Wind und Wetter Grund für anderweitige Planungen.

Auf der Suche nach öffentlichen und frei zugänglichen Wandflächen wähnte man jetzt fündig geworden zu sein. Frei nach dem Motto „Farbe verbindet“, hatte Malermeister Michael Schreiber angeboten, eine Wandfläche für Graffitis zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam mit dem Stadtjugendring Bad Gandersheim hat Schreiber langfristige Pläne: „Wir starten in diesem Jahr in unserem Betrieb ein weiteres neues Projekt und durch die Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendring sehe ich das als eine runde Sache“.

Auch auf Kritik, dass man die vorangegangenen Sachbeschädigungen nun nicht noch auch „belohnen“ solle, hatte Schreiber eine Aussage parat: „Selbstverständlich möchte auch ich nicht gutheißen, dass willkürlich quer durch die Stadt rumgesprüht wird, und es soll auch keinesfalls eine Belohnung für mutwillige Sachbeschädigung sein. Aber wenn ich durch Bereitstellen einer legalen Fläche zum Sprayen meinen Teil dazu beitragen kann, dass zukünftig eben keine Wände mehr illegal beschmutzt werden, dann mache ich das gerne!“

Der Malerbetrieb Schreiber hatte im Sommer kostenlos einige Schriftzüge und sogenannte Tags entfernt. Unter dem Motto „Wir Gandersheimer müssen zusammenhalten“ hatte Michael Schreiber via Facebook Betroffene aufgerufen, sie können sich gerne bei ihm melden. Dieser Aufforderung kamen auch einige dankend nach.

Auch ein Kunstprojekt des Malerbetriebes mit der damaligen Osterbergschule, brachte vor zwei Jahren einige bemerkenswerte Graffitikunstwerke auf Stellwänden hervor.

Die nun zugedachte Graffitiwand auf der Rückseite des Hauses Landwehr 32 in Wrescherode mit Zugang über den Mühlensteg wurde mit bunten Pfeilen markiert. So sollte leicht zu erkennen sein, wo gesprayt werden dürfte.
Es hätte alles so gut gepasst. Ein legaler Platz für Graffitikünstler, freie Fläche zum individuellen Sprayen. Jugendlichen eine sinnvolle Beschäftigung geben und vielleicht Talente herauszufiltern.

Dann aber bereits am Nachmittag des Dienstags der Rückzieher: Die Graffitiwand muss umziehen. Einzelne Nachbarn hatten nach Bekanntwerden der Absicht sofort ihre Bedenken geäußert, dass möglicherweise Müll auf den anliegenden Grundstücken landen könnte oder die Graffitis über die eigentlichen Flächen hinaus gesprüht würden.

Michael Schreiber dazu: „Ich habe natürlich volles Verständnis für die Ängste der Nachbarn und möchte da auf keinen Fall, dass sich jemand gestört fühlt. Wir haben es einfach nur gut gemeint, weil diese Fläche eben frei ist und so etwas dringend gesucht wurde!“

Ganz aussichtslos ist die Lage deshalb aber nicht gleich wieder: Dem Stadtjugendring liegen weitere Angebote für mögliche Graffitiwände vor, die nun nach und nach geprüft werden, um solche „bösen Überraschungen“ dabei auszuschließen. Außerdem wird es im Sommer definitiv koordinierte Graffitiaktionen durch den Malerbetrieb Schreiber geben, mit voller Unterstützung des Stadtjugendringes. Dann aber so, dass es wirklich niemanden stören kann.

Vielleicht finden sich noch weitere Möglichkeiten, um das Angebot für Kunstschaffende zu erweitern. Dem Stadtjugendring liegt bereits eine weitere Anfrage vor, allerdings möchte man dort vorerst abwarten, wie sich das aktuelle Projekt entwickelt.red