MBOR: Ein besonderes Angebot der onkologischen Rehabilitation in Bad Gandersheim

Die Medizinisch-Beruflich orientierte Rehabilitation: Neue Studie belegt die Wirksamkeit

Prof. Matthias Bethge.

Bad Gandersheim. Etwa jeder zweite Mensch in Deutschland wird im Laufe seines Lebens eine Krebserkrankung erleiden. Das betrifft in Deutschland ungefähr eine halbe Millionen Menschen pro Jahr. Noch im erwerbsfähigen Alter befinden sich etwa 40 Prozent der Krebsbetroffenen, von denen wiederum nur etwa 60 Prozent in der Lage sind, innerhalb eines Jahres in ihren ursprünglichen Beruf zurückzukehren.

Dies hängt unter anderem mit den erheblichen körperlichen und psychischen Belastungen zusammen, welche die Krebserkrankungen selbst, aber auch deren Behandlungen mit sich bringen. Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist bei Patienten mit einer Krebserkrankung damit deutlich erhöht. Folgen sind neben finanziellen Einschränkungen auch der Verlust der beruflichen Identität sowie sozialer Kontakte, in der Summe eine erhebliche Minderung der Lebensqualität.

Die Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit und damit auch die Möglichkeit einer Rückkehr in den eigenen Beruf stellt damit eine wichtige, aber häufig auch nur unzureichend gelöste Aufgabe der onkologischen Rehabilitation dar. Dabei sind besonders Patienten mit relevanten beruflichen Problemlagen gefährdet.

Die klinische Erfahrung zeigt, dass ein spezielles Behandlungskonzept, die intensivierte beruflich orientierte onkologische Rehabilitation (MBOR), hier erfolgreich sein kann. Dieses intensivierte MBOR-Konzept wird derzeit bereits in Deutschland in einer Reihe von Kliniken angeboten. Es bietet mit seinen multidisziplinären und hier insbesondre berufsbezogenen Therapieangeboten die Möglichkeit, den zum Teil komplexen Anforderungen und individuellen Bedürfnissen dieser Tumorpatienten gerecht zu werden.

Die Patienten bewältigen Krankheit und Therapiefolgen besser, sie zeigen weniger psychische und körperliche Belastungen im Arbeitsalltag, was zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit sowie der beruflichen Funktionsfähigkeit führt. Die Wirksamkeit dieser speziellen berufsbezogenen Maßnahme innerhalb der onkologischen Rehabilitation (MBOR) wurde aber bisher noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen.

Daher rief Prof. Dr. med. Matthias Bethge (Bild) vor etwa drei Jahren zu dieser Thematik eine multizentrische Studie in Deutschland ins Leben.

Er leitet die Sektion für Rehabilitation und Arbeit am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Es waren bei der Studie deutschlandweit insgesamt vier onkologische Rehabilitationszentren beteiligt, eines davon war die Paracelsus-Klinik am See in Bad Gandersheim.

Vor wenigen Tagen fand nun das vierte Studientreffen statt, auf dem die abschließenden Studienergebnisse einschließlich den Daten der mittlerweile zwölfmonatigen Nachbeobachtung präsentiert wurden. Es zeigte sich, dass gerade Patienten mit erheblichen beruflichen Problemlagen von dem intensivierten Betreuungs- und Behandlungsprogramm profitierten, was sich in einer signifikant höheren Rückkehrrate in den Beruf niederschlug. Darüber hinaus fand sich bei allen MBOR-TeilnehmerInnen zum Ende der Reha-Maßnahme nicht nur eine höhere Zufriedenheit, sondern auch eine deutlich gebesserte körperliche Funktionsfähigkeit und eine verbesserte problemorientierte Krankheitsbewältigung. Zusätzlich zeigten die Patienten eine geringere Erschöpfungssymptomatik.

Zusammenfassend kann man somit festhalten, dass sich der hohe Einsatz des Behandlungsteams der Paracelsus-Klinik am See für die Patienten mehr als gelohnt hat. Auch zukünftig wird die Paracelsus-Klinik am See dieses exklusive Programm für betroffene Patienten bereithalten.red