Miteinander für die Allgemeinheit

Bericht der Feuerwehr von Bad Gandersheims Stadtbrandmeister Kai-Uwe Roßtock

Schnell und zuverlässig löschte die Feuerwehr die Brandnester.

Bad Gandersheim. Bad Gandersheims Stadtbrandmeister Kai-Uwe Roßtock gibt Rück- und Ausblick auf die Tätigkeiten der hiesigen Feuerwehren: „Die Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Bad Gandersheim wünschen allen Bürgerinnen und Bürgern ein sorgenfreies und gesundes Jahr 2023. Zu Beginn eines neuen Jahres gehe der Blick zuerst auf das, was wohl kommen mag, aber auch rückblickend auf das vergangene Jahr.

Zu Beginn des Jahres 2022 waren wir noch mit den Auswirkungen der Pandemie samt der Einstellung des normalen Dienstbetriebes involviert und die im Winter üblicherweise stattfindenden Jahreshauptversammlungen konnten zu diesem Zeitpunkt nicht durchgeführt werden. Da traf uns am 24. Februar 2022 unerwartet der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine mit seinen schrecklichen Bildern und es war schnell klar, dass den dort lebenden Menschen schnellstmöglich geholfen werden musste. So haben sich die Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Bad Gandersheim, der in Bad Gandersheim und Lamspringe ins Leben gerufenen „Ukraine-Hilfe“ angeschlossen.

Es wurden Sach- und Geldspenden in der Kernstadt und den Ortsteilen gesammelt und ein erster Konvoi startete bereits am 11. März 2022 in Richtung Polnisch-Ukrainische Grenze. Von dort wurden die Sachspenden von persönlich bekannten Personen entgegengenommen und zielgerichtet in der Ukraine verteilt. In der Folge wurden weitere Hilfskonvois mit den erforderlichen Hilfsgütern bestückt und auf die Reise geschickt. Für die im Landkreis Northeim eintreffenden Flüchtlinge aus der Ukraine wurden Unterkünfte von den Kameradinnen und Kameraden mit hergerichtet.

Nun möchte ich aber wieder auf das Kerngeschäft der Feuerwehr mit dem abwehrenden Brandschutz und der Sicherstellung der Hilfeleistung zurückkehren: Im Jahr 2022 wurden von den Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Bad Gandersheim mit seinen 14 Orts-, drei Jugend- und zwei Kinderfeuerwehren 329 Einsatzeinträge mit 231 Hauptberichten und 98 Nebenberichten innerhalb und außerhalb der Gemeinde mit insgesamt 1145 Einsatzstunden und 9000 Personalstunden in FeuerON erfasst. Hinzuzurechnen sind 1152 Dienstbucheinträge an Ausbildungs- und Übungsdiensten, Versammlungen, Dienstbesprechungen, Kommandositzungen, Sport und sonstigen Zusammenkünften mit weiteren 25.000 Stunden ehrenamtlicher und unentgeltlicher Tätigkeit zum Wohle der Allgemeinheit.

Die Einsätze teilen sich auf in 71 Brandeinsätze (zehn Großbrände, 18 Mittelbrände, 43 Entstehungs- und Kleinbrände), 206 Hilfe- beziehungsweise (bzw.) Dienstleistungen, 25 Brandsicherheitsdienste und 27 blinde bzw. Fehlalarme. Diese Alarme sind auf Fehlalarme von Brandmeldeanlagen bzw. Heimrauchmeldern zurückzuführen. Der letzte Einsatz des Jahres 2022 wurde am 31. Dezember um 18.40 Uhr (Brandeinsatz Silvesterbatterie im Buschwerk) und der erste Einsatz im Jahr 2023 um 0.03 Uhr (Brandeinsatz Hecke) abgearbeitet.

Nicht nur die hohe Anzahl der Einsätze, sondern auch die Art und die Umstände des jeweiligen Einsatzes fordert jede Feuerwehrfrau und jeden Feuerwehrmann täglich aufs Neue und gilt als besondere Herausforderung. Wichtig ist es, dass die Kameradinnen und Kameraden aus den Einsätzen ohne Schaden für Körper und Seele wieder zu ihren Familien zurückkehren können. Belastende Einsätze werden daher herausgefiltert und die notwendigen Schritte, etwa die Einschaltung eines Kriseninterventionsteams, eingeleitet.

Besonders habe ich wohltuend wahrgenommen, dass die Kameradinnen und Kameraden ab dem Frühjahr 2022 allmählich wieder zum normalen Dienst nach Corona übergehen konnten und lange ausgefallene Events wie Wettbewerbe, Löschzugdienste, kameradschaftliche Zusammenkünfte und Jubiläen wieder stattgefunden haben und endlich wieder mehr Zeit für Gespräche bei einem Getränk, bei Kaffee und Kuchen oder einer Bratwurst möglich waren.
Zum Stichtag 31. Dezember 2022 waren genau 500 Einsatzkräfte in der Einsatzabteilung aktiv. Diese gliedern sich in 84 Kameradinnen und 416 Kameraden. Den drei Jugendfeuerwehren in Bad Gandersheim, Gremsheim und Seboldshausen gehören 25 Mädchen und 30 Jungen somit insgesamt 55 Mitglieder an. In der Kinderfeuerwehr Heberbörde (OF Wolperode) und der Kinderfeuerwehr Seboldshausen sind 21 Jungen und 12 Mädchen im Alter von sechs bis zehn Jahren aktiv. Die Alters- und Ehrenabteilung verfügt über 220 Mitglieder. Insgesamt fördern 1020 Mitglieder die Arbeit in der Feuerwehr. In der Gesamtzahl gehören den Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Bad Gandersheim 1828 Mitglieder an. Eine Förderung der Arbeit der Feuerwehr besteht auch darin, aktive Kameradinnen und Kameraden bei hiesigen Arbeitsgebern im Bereich der Stadt Bad Gandersheim vorrangig zu beschäftigen. Wir bieten eine Abwechslung zum Alltag, das gute Gefühl etwas Sinnvolles zu machen, die Chance anderen Menschen zu helfen, eine gute Kameradschaft, Teamwork, das Spaß macht und mitreißt, moderne und begeisternde Technik und Wissen, das auch privat genutzt werden kann.

Wir arbeiten stetig an der Weiterentwicklung unserer Feuerwehren und die Stadt Bad Gandersheim hat in den letzten Jahren sehr in den Brandschutz und die Hilfeleistung zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger investiert. Im Jahr 2022 wurden die Notstromeinspeisung für das Feuerwehrhaus Bad Gandersheim und die Beschaffung eines mobilen Notstromaggregates mit 96 KVA umgesetzt, in der Ortsfeuerwehr Seboldshausen ein neuer Mannschaftstransportwagen MTW stationiert und für die Ortsfeuerwehr Wolperode ein Tragkraftspritzenfahrzeug – Wasser (TSF-W) inklusive Tragkraftspritze und Beladung in Auftrag gegeben. Die Auslieferung ist aufgrund von Lieferzeiten von mehr als 18 Monaten jedoch erst 2024 zu erwarten. In den nächsten Wochen erfolgt durch die Verwaltung die Durchführung der vom Rat erlassenen Machbarkeitsstudie zu generellen Bauvorhaben im Stadtgebiet. Insbesondere geht es hier um die notwendigen Neubauten der Feuerwehrhäuser in Altgandersheim (Bereich der Heberbörde) und im Bereich der Harzbörde. Aus meiner Sicht hat der Rat mit der Zustimmung zum Haushalt 2023 ein unübersehbares Zeichen für die notwendigen Beschaffungen im Bereich des Brand- und Katastrophenschutzes gegeben. Die Beschaffungen sind notwendig, da sich durch die Veränderung der klimatischen Verhältnisse mit langanhaltenden Dürreperioden mit der besonderen Gefahr von Wald- und Vegetationsbränden, plötzlichen Sturzregenereignissen, zunehmenden Stürmen, anhaltenden Frost- und Schneeperioden sowie der Gefahr eines Blackouts in der Versorgung mit Strom, Wasser und Gas die Einsatzszenarien ändern und sich die Bürgerinnen und Bürger auch weiterhin auf die schnelle und professionelle Hilfe der Feuerwehr verlassen.

Zurückkommend auf die 70 Brandeinsätze im Jahr 2022 ist noch auszuführen, dass diese insbesondere bei den Vegetations- und Waldbränden eine neue Dimension angenommen haben. Wir haben diese Brände durch unsere Vorarbeit bei der Aufstellung unserer Alarm- und Ausrückordnung mit der umfangreichen Alarmierung von allen uns zur Verfügung stehenden wasserführenden Fahrzeugen und einem Löschzug zum Aufbau einer Wasserförderstrecke sowie unserer Vernetzung mit der Landwirtschaft, die glücklicherweise sofort mit Traktoren mit Grubbern oder wassergefüllten Güllewagen unterstützen, gut abarbeiten können. Aber vielleicht haben wir auch einfach nur Glück gehabt? Deshalb ist es notwendig kontinuierlich in den Brand- und Katastrophenschutz zu investieren.
Zum Schluss möchte ich mich zunächst bei allen Kameradinnen und Kameraden in den Freiwilligen Feuerwehren der Stadt Bad Gandersheim für die geleisteten Dienste bedanken. Ein weiterer Dank geht an unsere Bürgermeisterin Franziska Schwarz mit den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und den Stadtwerken, an die Mitglieder des Rates und des Feuerschutzausschusses, sowie den Landkreis Northeim insbesondere mit der Kreisfeuerwehr um Kreisbrandbrandmeister Marko de Klein und der Feuerwehrtechnischen Zentrale. Für die gute Zusammenarbeit ergeht mein Dank an unsere Partner der „Blaulichtfamilie“: der Polizei, dem DRK und der JUH sowie dem Technischen Hilfswerk. Den vielen Förderern und Sponsoren danke ich für ihr Engagement zum Wohle der Feuerwehren sowie den Arbeitgebern für die Freistellung der Kameradinnen und Kameraden für Ausbildungs- und Einsatzdienste. Ausblickend auf 2023 freuen wir uns auf die Feuerwehrfeste in Helmscherode mit der Kreisdelegiertenversammlung vom 16. bis 18. Juni, und in Ackenhausen vom 26. bis 27. August, sowie auf die Blaulichtmeile im Rahmen der Landesgartenschau vom 20. bis 21. Mai mit unseren Partnern von Feuerwehr, Polizei, Rettungsdiensten und Technischem Hilfswerk.

Meinen Bericht möchte ich nach dem Jahresmotto des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen 2023 – „Gemeinsam für Frieden – Deine FEUERWEHR“ schließen.“red