Mühlengerenne als kulturhistorisches Modell erhalten

Holzbauwerk entlang der Abzucht soll saniert werden

Goslars Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk und Dr. Christine Bauer begutachten gemeinsam die Schäden am Mühlengerenne.

Goslar. Das sogenannte Gerenne, das hölzerne Konstrukt, das von der Dombrücke bis zur so genannten Pfeffermühle entlang der Abzucht verläuft, soll noch in diesem Jahr saniert werden. Ein neuer Zulauf soll anschließend im kommenden Jahr entstehen, das teilt Goslars Stadtsprecherin Vanessa Nöhr mit. Das Bauwerk war bereits vor dem verheerenden Hochwasser 2017 in keinem guten Zustand, die Flut setzte ihm weiter zu. Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk und Dr. Christine Bauer vom städtischen Denkmalschutz haben es jetzt unter die Lupe genommen.

Das Gerenne habe als ehemaliger Aufschlaggraben der Pfeffermühle großen stadt- und kulturhistorischen Wert, betonte Dr. Bauer. „Hier kann man zeigen, wie das Wasser der Abzucht zu einem Mühlrad geführt wurde.“ Mithilfe eines Schiebers sei oberhalb der Brücke Wasser aus der Abzucht über das hölzerne Gerenne abgezweigt und zur Mühle geleitet worden, wo es von oben auf das Wasserrad strömte und es zur Energiegewinnung antrieb.

Wann das Mühlengerenne ursprünglich gebaut wurde, lasse sich schwer bestimmen, erklärte Dr. Bauer. Der Standort der „Peppermühle“, eine ehemalige Öl-, später auch Schiefer-, Schleif- und Zementmühle, die wir heute als Pfeffermühle kennen, sei durchaus alt, wenngleich nicht mit dem heutigen Gebäude An der Abzucht 12 gleichzusetzen. Das Gebäude der ehemaligen Peppermühle entstammte der Zeit um 1500 und wurde 1909 durch einen Neubau zur Unterbringung einer Spielwaren- und Kistenfabrik genutzt. Bis 1933 nutzte man die Wasserkraft auch zum Antrieb der Maschinen dieser Kistenfabrik, bevor ein Dieselmotor Einzug hielt.

Das Mühlengerenne musste immer wieder erneuert und repariert werden – so zum Beispiel im Jahr 1874. Historische Fotografien zeigen, dass das Gerenne zur damaligen Zeit auf Steinstützen stand. Vermutlich in den späten 1930er Jahren wurde das Gerenne komplett erneuert und im Zuge einer Straßenverbreiterung mit einer Mauer und einem steinernen Unterbau versehen. Dies war zu einer Zeit, als die Wasserkraft bereits ihre Bedeutung verloren hatte. Dennoch wurde die stadtbildprägende Bedeutung dieses Gerennes stets erkannt und das Konstrukt instand gehalten.

Diese stadthistorische und stadtbildprägende Bedeutung sei zu erhalten. Um Sanierung und Instandhaltung durch die Stadt zu ermöglichen, mussten aus Privathand die Grundstücke gekauft werden, durch die das Gerenne verläuft. Der Rat der Stadt stimmte dem Ansinnen bereits im Dezember des vergangenen Jahres zu. Und noch mehr: Er beauftragte die Stadtverwaltung mit der Sanierung.

Die soll noch in diesem Jahr starten, eine genaue Planung ist in Arbeit. Die Kosten liegen grob geschätzt zwischen 45.000 und 50.000 Euro, unter Umständen sind Zuwendungen des Landes zur Beseitigung der Hochwasserschäden möglich, so die Stadtsprecherin. Der künftige Unterhaltungsaufwand wird jährlich bei gut 1.000 Euro liegen.bo