Museumsfreunde schaffen ein noch kinderfreundlicheres Stadtmuseum

Museumsfreunde erhöhen die Attraktivität für das junge Publikum mit Mitmachstationen

Kann sein Lehrer-Dasein nun als „Pauker“ im Stadtmuseum fortsetzen: Claus Schrader in der alten Schule, wo alte Schriften ausprobiert werden können.

Bad Gandersheim. Lange haben die Museumsfreunde  der Stadt Bad Gandersheim nachgedacht und ausprobiert, auf welche Weise das ehrenamtlich geführte Museum auch für Kinder und junge Menschen attraktiver gestaltet werden könnte. Die Anregung kam einst von Frau Püster aus Kreiensen und von Frau Tillmann aus Hachenhausen. Ein Museum ist oft für den genannten Personenkreis wenig einladend, da die meisten Exponate sich in Vitrinen befinden oder aber ein Schild  „Anfassen nicht erlaubt“ ein direktes Begreifen unmöglich macht.

So kommt bei diesen Besuchern oft Langeweile und Desinteresse auf, ja ein Besuch in diesem Haus wird erst gar nicht gemacht. Diesen Zustand wollten die Museumsfreunde nicht länger hinnehmen, denn Kinder und Jugendliche sind die Erwachsenen  und Besucher für die Zukunft. So wurden in der letzten Zeit Museen in der Nachbarschaft aufgesucht, um Ideen für das eigene Haus zu sammeln.

Nach vielen Diskussionen und Überlegungen entschied man sich, die eigenen Exponate aus dem Magazin hervorzuholen oder andere schon ausgestellte Objekte so umzubauen und herzurichten, dass sie für Kinder, die vielleicht mit ihren Eltern oder Großeltern das Museum besuchen, begreifbar und sozusagen ausprobierbar wurden.

Besonders gestaltete Logos weisen  die Besucher auf diese sogenannten Mitmachstationen hin. Hier einige Beispiele: Im Westflügel des Hauses ist eine Abteilung mit historischen Waagen untergebracht. Eine alte, aber funktionstüchtige Dezimalwaage, mit der einst Kartoffeln, Tierfutter und anderes abgewogen wurde, konnte so hergerichtet werden, dass Kinder nun vielleicht sich selbst oder den Opa während des Museumsbesuches wiegen können und dabei gleich die Funktion der Waage und der verschiedenen Gewichte kennenlernen.

In derselben Abteilung des Hauses befinden sich Druckpressen aus alter Zeit. Hier liegen Druckpapier, Stempel und Anleitungen bereit. Kinder können  nach Herzenslust ihrer Fantasie freien Lauf lassen und drucken, was das Zeug hält.

Als nächstes Beispiel ist im Ostflügel die neu gestaltete Schulecke zu nennen. Neben einer alten Schulbank wurde hier eine große Schiefertafel mit Schwamm und Kreide aufgestellt und gleich daneben hängt eine Anleitung mit alten, heute nicht mehr gebräuchlichen Schriftbildern. Auch eine kleine Schiefertafel mit Griffel ist dabei. Hier kann jeder seine Schreibfertigkeiten ausprobieren.

Etwas weiter in diesem Teil des Museums befindet sich eine alte Apotheke. In den zahlreichen Schubladen bewahrte der Apotheker früher seine Medizin oder seine Drogeriewaren auf, um sie bei Bedarf kundengerecht zu mischen oder zu portionieren. Bislang waren diese Schubladen leer. Die Museumsfreunde haben nun eine Reihe dieser Schubfächer reaktiviert. Die mit roten Punkten gekennzeichneten Fächer enthalten  Glasgefäße, die man öffnen kann, um daran zu riechen, den Inhalt zu probieren oder zu schmecken.

Bei den Stoffen handelt es sich beispielsweise um Mehl, Zucker, Kakao, Salz, Gewürze, Kümmel, Kamillentee, Pfefferminzblätter und andere genießbare Lebensmittel. Kinder können nun die Gläser öffnen und ihren Inhalt bestimmen.

Das sind nur einige Beispiele dafür, wie Kinder und Jugendliche, die mit ihren Eltern oder Großeltern das Museum besuchen, eigene Ideen umsetzen und den Aufenthalt dort spannend gestalten können. Für die ganz kleinen Besucher ist auch eine Malecke eingerichtet mit vielen bunten Stiften und Malpapier. Die Museumsfreunde bemühen sich, noch mehr Teile des Museums auch für junge Besucher im wahrsten Sinne begreifbar zu machen.

So wird der örtliche Uhrmacher mit einer Uhrensammlung die Funktion alter Pendeluhren an Hand von vielen Uhrenteilen verdeutlichen und auch in der Foto- und Filmabteilung sollen junge Menschen mit dem Medium Film arbeiten können. Die Museumsfreunde freuen sich, wenn ihre Ideen angenommen werden und mehr junge Menschen das Haus besuchen.

Der Eintritt ist natürlich frei. Die Öffnungszeiten sind im Aushangkasten unter der neuen Museumsfahne an der Rathaustreppe zu ersehen. Wer mehr erfahren möchte, sieht im Internet unter www.museum-bad-gandersheim.de nach.red