Museumsfreunde stellen vor: Sonderausstellung zum Foto- und Kinobereich

Besucher können mehrere hundert Geräte sehen / Schenkung von Museumsfreund Diethelm Klotz

Eine Geräteanordnung im Kino-Vorführraum aus dem Jahre 1939. Dazu gehörte ein Filmschrank mit Umspulvorrichtung. Der Fernsprecher war die letzte Rettung für den Filmvorführer. Er durfte die laufende Maschine nicht verlassen.

Bad Gandersheim. Die ehrenamtliche Betreuung des Stadtmuseums durch die Museumsfreunde erfolgt seit nunmehr 15 Jahren. Im Gandersheimer Kreisblatt stellen sie nach und nach die einzelnen Bereiche des Hauses vor. Nach der Beschreibung des neu gestalteten und erweiterten Apothekenzimmers vor einigen Wochen und der Darstellung der Arbeit in Bezug auf die St. Georgskirche vor einigen Tagen dreht sich in dieser Folge alles um die besonders sehenswerte Sonderschau zum Kino- und Foto-Bereich.

Es handelt sich dabei um mehrere hundert Foto-, Kino- und Schmalfilmgeräte, die Museumsfreund Diethelm Klotz vor rund zehn Jahren dem Museum, das heißt der Stadt Bad Gandersheim, geschenkt hat. Damit war und ist eine weitere interessante Sparte eingerichtet worden, die zu einer nicht unerheblichen Attraktivitätssteigerung des Museums beigetragen hat. Stadtgeschichtlich interessant ist zunächst zu nennen ein 35 Millimeter Normal-Tonfilm-Projektor von 1954, der früher im Gandersheimer Kino, den „Residenz Lichtspielen“ eingesetzt war. Das Gerät war bis 2004 mit einer zweiten Maschine in Gebrauch, ehe es im Stadtmuseum nach 50 Dienstjahren in den Ruhestand ging.

Warum zwei Maschinen? Das hat seinen Grund in Sicherheitsaspekten. Die Filmrollen damals durften nicht länger als 600 Meter mit einer maximalen Laufzeit von 20 Minuten sein. Nitrofilm kann durch die heißen Lampen schnell Feuer fangen, und somit waren die Rollen nach 20 Minuten abgespielt und die zweite Maschine wurde angeworfen.

So ging es immer abwechselnd, bis die Filmvorführung nach circa zwei Stunden beendet war. Der Filmvorführer saß immer zwischen den beiden Kinomaschinen, eine ziemlich gefährliche und verantwortungsvolle Tätigkeit. So ging das, bis 1950 die Nitrofilme verboten wurden.
Doch zurück in die Sonderausstellung. „Unsere Kinomaschine ist eine von 400 überhaupt gebauten Maschinen, die man bei uns im Museum bestaunen kann“, berichten die Museumsfreunde. In langer Kleinarbeit wurde diese alte Maschine auseinandergenommen und von allen giftigen Innereien befreit und grundlegend restauriert. Sie kann heute wieder vorgeführt werden, wenn interessierte Besucher dies wünschen, so wie ein Besucher aus Österreich, der eigens dafür aus seiner Heimat angereist war.

Doch die besagte Kinomaschine ist nicht allein. Nebenan steht ein Kinoprojektor aus dem Jahre 1939, er diente einst als Frontkino, Soldatenkino. Diese Geräte wurden in die vordersten Reihen gebracht und sollten die Soldaten aufmuntern und vom Krieg ablenken.

Das ist aber noch nicht alles: In der Ausstellung sind insgesamt fünf betriebsbereite Kinomaschinen zu sehen. Ihre Baujahre reichen von 1935 über 1939 bis zum Jahre 2000. Auf Wunsch werden sie den interessierten Besuchern vorgeführt mit einem Film ihrer Wahl. So kann man die Weiterentwicklung dieser Technologie gut erkennen.

Im Vorführraum ist eine vollständige Geräteanordnung von 1939 zu sehen: Ein Filmschrank mit Umspulvorrichtung. Ein Fernsprecher, immer die letzte Rettung für den Vorführer, denn er durfte die laufende Maschine nicht verlassen. Ein Tonlampengleichrichter, die 35 Millimeter Kinomaschine von Zeiss Ikon aus Dresden und der Klangfilmkinoverstärker mit 15 Watt für das Kinotheater. Außer den Kinomaschinen sind auch zahlreiche Tonfilmprojektoren für Forschung und Werbung zu bestaunen. Die Zahl der gezeigten Fotogeräte, Filmkameras, Projektoren samt Zubehör ist beachtlich. Zu jedem Gerät gibt es zudem Angaben zur Technik und sogar zum originalen Kaufpreis. Solche Angaben sucht man in den vergleichbaren Museen vergeblich.

Filmkameras für den privaten Bereich kamen besonders in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf. Den acht Millimeter Schmalfilm gab es seit 1932. Zu dieser Zeit war es einfach Mode zu filmen. Eine teure Filmkamera mit Schlaufe am Handgelenk verriet den Mitmenschen aber auch: „Ich kann`s mir leisten“. Neben dem Auto eben auch ein damaliges Statussymbol. Im Zweiten Weltkrieg brachte diese Technik mit Monatsschauen, Propaganda und einigem mehr die Kriegsberichterstattung in die Wohnzimmer der Bevölkerung.

Und nun noch ein Blick zu den Fotoapparaten. Neben rund 20 betriebsbereiten Filmkameras sind auf den Regalen dieser Sonderausstellung fast 200 Fotoapparate zu bewundern. Von der einfachsten Fototechnik in der Plattenkamera von vor dem Zweiten Weltkrieg zum Preis von 30 Reichsmark bis zu den ausgefeiltesten Spiegelreflexkameras ist alles zu bewundern. Ein schier unübersehbare Spektrum. Es lohnt sich, diese Ausstellung anzusehen und zu erleben.
Wer näheres über das gesamte Museum erfahren möchte, kann dies unter www.museum-bad-gandersheim.de im internet nachlesen.red