Museumsfreunde ziehen Bilanz für 2020

Einbruch in den Besucherzahlen / Abgesagte Vorträge / Aufbruchsstimmung für 2021 und Dankbarkeit für Unterstützer

Bad Gandersheim. 2020 wird wohl als das „Corona-Jahr“ in die Geschichte eingehen. Nahezu jeder Bereich des täglichen Lebens ist auf die ein oder andere Weise von der Pandemie betroffen. Auch das Ehrenamt hat durch das Virus eine schwere Zeit durchleben müssen beziehungsweise durchlebt sie immer noch. Deutlich wird das Ausmaß der durch die Pandemie angerichteten Schäden und Probleme, wenn direkt Betroffene von ihrem alltäglichen Bemühungen berichten, „den Laden am Laufen zu halten“. Museumsffreund Harm Smidt verdeutlicht dies in der Jahresbilanz 2020 für das Stadtmuseum: 2020 war auch für das Stadtmuseum ein mehr als unerfreuliches Jahr. Nicht nur die Bürger Bad Gandersheims, sondern auch Gäste aus nah und fern waren viele Wochen und Monate ausgeschlossen, das Haus zu besuchen. Doch nacheinander: In den ersten Monaten des Jahres 2020 schien noch alles normal zu verlaufen. Die Planungen und Arbeiten gingen voran, als wenn nichts geschehen würde. Geöffnet waren die einzelnen Abteilungen des Museums zunächst von Januar bis März. Dann trafen das Haus die ersten Einschränkungen. Ab April musste das Museum dann komplett schließen. Erst im Juli konnte wieder unter Beachtung von Hygienekonzepten geöffnet werden, ehe dann ab November bis zum Ende des Jahres das Haus wieder vollständig geschlossen werden musste. Insgesamt war das Museum in 2020 somit nur sieben Monate für Besucher geöffnet, also an knapp 60 Prozent der üblicherweise möglichen Öffnungszeiten. Diese Restriktionen hatten selbstverständlich Auswirkungen auf die Besucherzahlen des Hauses. So konnten in den Öffnungszeiten im Jahr 2020 nur knapp 1000 Besucher begrüßt werden, das sind kaum die Hälfte der Besucher des Vorjahres. Viel stärker noch hat die Corona- Pandemie das in der Vergangenheit so positiv aufgenommene Vortragswesen beeinträchtigt. Hier hatte ein fertiges Konzept vorgelegen mit fester Terminierung aller Vorträge für jeden Monat, und es gab Zusagen aller Referenten. Es kam jedoch anders. Ab April mussten bis zum Dezember alle Vorträge abgesagt werden. Grund war, dass im Biedermeierzimmer, in dem üblicherweise die Vorträge stattfinden, wegen des strengen Hygienekonzeptes nur ein Bruchteil der Zuhörer Platz gefunden hätte und zudem ein gutes Belüftungssystem in den Räumlichkeiten nicht zu verwirklichen ist. In den ersten drei Monaten bis März besuchten noch 109 Gäste die Vorträge. Dann war es aus. Ansonsten kommen jährlich mehr als 500 Gäste - ein gewaltiger Aderlass. Neben dem Museum und den Vorträgen veranstalten die Museumsfreunde an jedem Montag Nachtwächterführungen. Auch diesem Segment bescherte Corona eine derbe Einschränkung. Sind ansonsten bei diesen Führungen jährlich mehrere hundert Personen dabei, wurden in 2020 gerade 100 Teilnehmer gezählt, da diese Führungen per Verordnung praktisch gänzlich verboten waren.

Damit war es bislang auch nicht möglich, den neu hinzu gewonnenen Nachtwächter, Lothar Germer, in sein Amt einzuführen. Die gleiche Entwicklung traf auch die St. Georgskirche. Dieses Haus wird - außer in den Wintermonaten Januar und Februar - durch Aufsichtspersonal der Museumsfreunde an Sonn- und Feiertagen von 15 bis 17 für Besucher geöffnet. Diese Regelung konnte ebenfalls nur eingeschränkt beibehalten werden. So war die Kirche nur in sieben Monaten geöffnet, wobei etwa 300 Besucher gezählt werden konnten. Das sind nur etwa 60 Prozent der sonst erfassten Gäste. Fazit ist also: Die Besucherzahlen in allen Bereichen haben sich drastisch verringert. Das hat selbstverständlich Folgen für die Finanzen. Nach Ablauf des Jahres 2020 und Feststellung der Spendeneinnahmen sowie einer Kassenprüfung hat sich gezeigt, dass in 2020 nur ein sehr geringer Betrag an Einnahmen zu verzeichnen war.

Das ist ein Bruchteil der sonst jährlich eingehenden Spenden und schränkt die notwendige Investitionstätigkeit im kommenden Jahr erheblich ein.Nicht stattfinden in 2020 konnte auch die schon vollständig durchgeplante Museumsfahrt. Zahlreiche Anmeldungen waren bereits eingegangen. Noch hoffte das Veranstalterteam die Fahrt, die zunächst für das Frühjahr geplant war, auf den Herbst verschieben zu können, doch auch das gelang nicht. Die eingesetzte Arbeit war vergeblich, die aufgewendeten Kosten blieben bei den Museumsfreunden hängen. Nun hoffen diese auf 2021 und wollen einen neuen Anlauf nehmen.

Das Programm wird dem für 2020 vorgesehenen Ablauf weitgehend entsprechen. Das gilt auch für die Vorträge. Hier werden die Museumsfreunde versuchen, im Laufe des Jahres 2021 wieder zu beginnen. Die Referenten müssen aber erneut angesprochen werden und die Termine sind abzustimmen. Technisch aufgerüstet haben die Museumsfreunde, in Bezug auf die Durchführung von Vorträgen, aber schon. Eine Spende von 500 Euro von der Sparkassenstiftung zur weiteren Digitalisierung des Museums diente dazu, den Bildwerfer fest zu positionieren, den zugehörigen Kleinrechner anzuschaffen und aufzurüsten, alles zu verkabeln und die Akustik durch Anbringung von Lautsprechern einschließlich Mikrofon für den Vortragenden zu optimieren. Bis auf die akustischen Teile ist schon alles installiert.

Im Museum selbst und den verschiedenen Ausstellungsbereichen wurden insbesondere das Apothekenzimmer sowie der Teil, der die Schule zeigt, neu gestaltet und mit weiteren Spendengaben ergänzt. Auch die Darstellung der Handwerke konnte besucherfreundlicher dargeboten werden. Diese Arbeiten fielen zum Teil in die Zeit, in der im Rahmen der laufenden Sanierung des Rathauskomplexes, in dem auch das Museum beheimatet ist, erhebliche Einschränkungen notwendig wurden.

Eine besondere Beachtung verdient auch die Verbesserung der Beleuchtung im Museum. Hier wurde und wird kontinuierlich ein Austausch der älteren energieintensiven Beleuchtungskörper gegen sparsame aber leuchtstarke moderne Lampen vorgenommen. Negativ muss für 2020 angemerkt werden, dass die Vollversammlungen aller Museumsfreunde bis auf eine einzige im Außenbereich des Hotels Waldschlösschen ausfallen mussten. Ein Gedankenaustausch der Museumsfreunde war somit kaum gegeben. Die Kommunikation zwischen den für das Museum tätigen Personen, den Nachtwächtern oder auch gesellige Treffen waren unmöglich. Dies ist für eine ehrenamtliche Tätigkeit nicht förderlich. Auch ein persönlicher Kontakt mit den befreundeten Nachbarmuseen musste leider unterbleiben.

Trotz dieser vielen Einschränkungen und auch wegen der finanziellen Engpässe, wollen die Museumsfreunde aber auch in Zukunft an der Arbeit für das Museum festhalten. Weitere Verbesserungen im Bereich Biedermeierzimmer sind vorgesehen. Die Flötenuhr wird einen Einbau erhalten, um die Töne der Uhr auf Knopfdruck abspielen zu können, und im Ärztezimmer werden weitere medizinische Instrumente in neuen Vitrinen ausgestellt werden. Ein größeres Projekt wird der Aufbau eines Bereiches sein, der dem früheren Leiter des Museums, Johannes Nissen, gewidmet sein wird.

Im Mittelpunkt sollen hier neben dem Leben und Werk des Fotografen Nissen, ein historischer Fotoapparat, gespendet aus dem Hause Dietrich/ Puhlmann und eine Glasbildersammlung von historischer Dimension stehen. Auch die Werbung für das Haus läuft weiter. So konnten neue Faltblätter für das Museum und den Bereich der Militaria- Sammlung gedruckt werden. Fazit des Jahres 2020 ist also nicht nur ein Einbruch der Besucherzahlen sondern auch ein starker Rückgang der Geldspenden.

Viel schmerzlicher aber war und ist der Tod der langjährigen Mitstreiter Rolf Meyer und Otmar Niemann. Beide waren lange Jahre an der Gestaltung und Aufrechterhaltung des Museumsbetriebes und der Hinzugewinnung neuer Besucher führend tätig. Sie haben eine große Lücke hinterlassen und werden immer unvergessen bleiben. Die Museumsfreunde wollen aber im Sinne der Verstorbenen nicht in ihren Bemühungen für das Museum nachlassen. Organisatorisch gab es für den Museumsbetrieb in 2020 einige Veränderungen: Seit der Übernahme der Museumsbetreuung im Jahre 2005 ist aus Gesundheits- und Altersgründen ein Wachwechsel im Leitungskreis erfolgt. So hat Manfred Koch seine Ämter im für die Bereiche Statistik, Aufsichtsplanung und besonders für die vom ihm persönlich initiierte und gestaltete Homepage in die jüngeren Hände von Wolfgang Jungesblut beziehungsweise Ulrike Laser gelegt.

Wolfgang Ernst, der mit 95 Jahren der älteste Mitstreiter ist, hat die Betreuung der Finanzen Wolfgang Neigenfind übertragen. Beide haben mehr als ein Jahrzehnt verdienstvoll und zufriedenstellend ihre Ämter ausgefüllt. Dafür gebührt ihnen hohes Lob und große Anerkennung. Aber auch all den Museumsfreunden, die in der täglichen Aufsicht Besucher und Gäste des Hauses begleitet und geführt haben, sei für ihren Einsatz gedankt.

Den Museumsfreunden möge auch im kommenden Jahr ihre Gesundheit erhalten bleiben. Neben soviel Lob ist jedoch auch zu bedenken, dass die Arbeit am und im Museum von Menschen geleistet wird, und in diesem Bereich ist jeder neue Mitstreiter sehr willkommen, um den Einsatz auf viele Schultern verteilen zu können. Zögern Sie nicht und werden Sie Teil der Museumsfreunde. Nicht vergessen sind auch die zahlreichen Sachspenden, Antiquitäten und Kuriositäten, die dem Museum zugegangen sind. Sie bereichern die Ausstellungen und den Fundus. Dafür den Spendern vielen Dank. Nicht zuletzt sei auch den Damen und Herren der Stadt Bad Gandersheim gedankt. Sie hatten stets ein offenes Ohr für die Belange der Museumsfreunde.red