Nach dem Sturm: Dank an alle Helfer

Kreisbrandmeister Bernd Kühle schreibt an die Kameraden/-innen und die Öffentlichkeit

Feuerwehren bei ihrem Einsatz am ICE.

Bad Gandersheim. „Friederike“ ist durchs Land gezogen, und hat in unserem Landkreis ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Die Vorboten und die Wetterberichte versetzten die Einsatzkräfte der Feuerwehren und Rettungsorganisationen in oberste Alarmbereitschaft. Und dann war sie da, stärker als Kyrill. Menschen werden mit ihren Fahrzeugen in Waldgebieten eingeschlossen und verleben angstvolle Stunden. Ein ICE wird durch umgestürzte Bäume gestoppt und rund 250 Menschen in diesem Zug wissen nicht, was sie erwartet.

Dachteile fliegen durch die Gegend wie Wurfgeschosse, Dachziegel, Photovoltaik-Platten und selbst Mauerteile brechen aus Gebäuden heraus. Fahrzeuge werden von der Fahrbahn gedrückt. Das Dach des Northeimer Hallenbades droht komplett abzuheben. Bäume stürzen auf Gebäude und Fahrzeuge.

Viele Firmen, Schulen und Ämter schicken ihre MitarbeiterInnen und SchülerInnen aus Sicherheitsgründen nach Hause. Denn sich in dieser Zeit im Freien aufhalten kann lebensgefährlich sein.

Die ersten Alarmierungen für die Feuerwehren gehen raus, und die aktiven Mitglieder besetzen ihre Fahrzeuge und fahren die Einsatzorte nach Prioritäten ab. Nach kürzester Zeit herrscht in der Einsatzleitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst des Landkreises Northeim Hochbetrieb. Der Personalbestand wird in kurzer Zeit von zwei auf sechs Disponenten erhöht. Am Ende des Tages waren rund 500 Notrufe abzuarbeiten.

Feuerwehr und Rettungsdienst arbeiten bis zur Erschöpfung, um alle Menschen, besonders die in den Waldgebieten eingeschlossen sind, so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen.

Es ist schon ein gruseliges Gefühl, wenn man in einem Waldgebiet steht und wenn man rings um sich herum hört und sieht, dass Bäume mit einer Höhe von bis zu 15 Metern mit entsprechenden Stämmen umfallen. Aber was tun Die Menschen ihrem Schicksal überlassen Oder die Gefahr so weit wie möglich einschätzen und sich zu den Eingeschlossenen durcharbeiten.

Natürlich das Zweite: Menschenleben retten, dazu haben sich die Ehrenamtlichen in unseren Feuerwehren und Rettungsdienstorganisationen verschrieben, und das machen sie auch. Dann plötzlich die Radiomeldung, unter den acht Toten die der Sturm gefordert hat, sind auch zwei Feuerwehrmänner, die bei Rettungsarbeiten ums Leben gekommen sind. Kurze und tiefe Betroffenheit – und es geht weiter. Man will einfach in diesem Moment nicht darüber nachdenken.

Dann die glücklichen Gesichter der Menschen, denen man helfen konnte und Gott sei Dank ist alles gut gegangen, niemand verletzt. Die hochprofessionelle und anstrengende Arbeit hat sich wieder einmal gelohnt.

Nach kurzer Entspannung erst mal zuhause anrufen, mitteilen, dass es einem gut geht und fragen, ob zu Hause alles gut ist, ein wenig verschnaufen.

Natürlich ist nicht bei allen alles in Ordnung, denn auch der Besitz von Feuerwehrangehörigen wird von einem Sturm nicht verschont. Also erst einmal alle beruhigen und dann aufräumen. Niemand kann auch nur im Ansatz erahnen, was es für die Familie oder den Lebenspartner heißt, in einer solchen Situation allein sein zu müssen.

Aus diesem Grund möchte ich mich auch im Namen der Abschnittsleiter sowie den Stadt- und Gemeindebrandmeistern bei unseren Kameradinnen und Kameraden ganz herzlich für den Einsatz an diesem letzten Donnerstag bedanken. Es ist eine hervorragende Arbeit geleistet worden. Teilweise wurden die Arbeiten unter Lebensgefahr durchgeführt.

Danke an die Familien und Lebenspartner unserer Kameradinnen und Kameraden, die diese Arbeit mit tragen und ertragen. Die Bevölkerung unseres Landkreises kann stolz auf die Männer und Frauen sein, die ehrenamtlich diese Arbeit leisten.
Und nachdem man dann zur Ruhe gekommen ist, gehen die Gedanken automatisch zu den getöteten Kameraden und deren Familien.“red