Online zu Diensten

Mitarbeiter der Verwaltung informieren über Gegenwart und Zukunft der Digitalisierung des Landkreises Northeim

Bad Gandersheim. Die Pandemie hat es gezeigt: Dass kommunale Dienstleistungen digital, ohne die Anforderungen körperlicher Präsenz, erledigt werden können, birgt Vorteile für alle Beteiligten. Vergangenen Donnerstag tagte erstmalig der Digitalisierungsausschuss des Landkreises Northeim, unter anderem, um über den aktuellen Stand der Digitalisierung in der Verwaltung zu berichten.

Im vergangenen Sommer hatte der Kreistag die Digitalisierungsstrategie für den Landkreis Northeim beschlossen und zusätzliche Stellen für die Digitalisierung geschaffen“, erinnerte Nils Johannson, zuständig für Digitalisierung und IT der Kreisverwaltung. Daraufhin konnten drei neue Kollegen zur Umsetzung der Strategie gewonnen werden, die die Errungenschaften der vergangenen Monate in der Sitzung präsentierten.

Gerrit Müller eröffnete den Bericht mit der Vorstellung von drei Themengebieten: Zunächst wurde die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) vorgestellt. Dieses Gesetz verpflichtet nämlich Bund, Länder, aber auch insbesondere die Kommunalverwaltungen Dienstleistungen online anzubieten. Um dieser Verpflichtung strukturiert und koordiniert nachkommen zu können, habe der

Landkreis Northeim das kreisweite Projekt zur Umsetzung des OZG initiiert. Dies geschieht in Kooperation mit den Kommunalen Diensten Göttingen (KDG).
Grundlage ist ein OZG-Katalog, der 575 Dienstleistungen enthält, die digitalisiert werden müssen. Diese werde den unterschiedlichen Verwaltungsebenen zugeordnet und individuell für jede Kommune priorisiert. „Ziel ist es“, erklärte Müller, „die Dienstleistungen zu ermitteln, die mit höchster beziehungsweise hoher Priorität zu digitalisieren sind.“ Damit solle der größte Vorteil für Bürgerinnen und Bürger erreicht werden.

Wichtig sei für den Landkreis, dass man die Kommunen mitnehme und von „Betroffenen“ zu „Beteiligten“ mache. Dazu habe man einen rhythmischen, wiederkehrenden Austausch zwischen Landkreis, Städten und Gemeinden initiiert. Der erste Austausch sei schon für den kommenden Donnerstag geplant.
Parallel dazu laufe das Projekt „Kreisweites Serviceportal“. „Der Landkreis übernimmt das Projektmanagement und stimmt die Kommunikation zwischen dem Dienstleister NOLIS und den Kommunen ab“, informierte Müller. Mit dem Serviceportal schaffe man die Infrastruktur, die Dienstleistungen zu digitalisieren und den Bürgern zu Verfügung zu stellen. Ziel sei es, dass die einzelnen Serviceportale der Kommunen zusammengeschlossen werden und dadurch ein kreisweiter Portalverbund für den Landkreis Northeim geschaffen werde. „Aktuell werden die Portale von der Firma NOLIS bereits umgesetzt und Anwenderschulungen finden bereits im Februar und März statt“, berichtete Müller. Die Resonanz der Kommunen zu der Initiative sei ausgesprochen positiv.

Zur Veranschaulichung präsentierte Müller die Serviceplattform „Rathausdirekt“ über die aktuell 25 OnlineDienstleistungen angeboten werden: Unter den am häufigsten genutzten Dienstleistungen sind etwa das KitaPortal, die digitale KfzZulassungsstelle und die Erteilung einer waffenrechtlichen Erlaubnis.
Abschließend berichtete Müller über die OnlineTerminvergabe, die im Rahmen der Digitalisierungsstrategie ein Schwerpunkt ist. Bürger sollen damit die Möglichkeit haben, Termine bequem, zeit und ortsunabhängig vereinbaren zu können. Erste Erfahrungen konnten im Zuge des Impfangebots für Mitarbeiter der Kreisverwaltung und der KreisSparkasse gesammelt werden. Das erste Angebot zur OnlineTerminvereinbarung für die Bürger werde es demnächst mit dem Fachbereich 35 „Soziale Leistungen“ geben.

Maxim Seehagen berichtete im Anschluss über die Themen Kommunikation und Partizipation. Wichtig sei im Digitalisierungsprozess nämlich, dass niemand auf der Strecke bleibe und alle Bürger Zugang zu den notwendigen Informationen erhielten und so eine Teilhabe ohne Hürden möglich sei.

„Es soll größtmögliche Transparenz vermittelt werden“, erläuterte Seehagen. Das sei zum einen über die klassischen Wege wie Zeitungsartikel, EMailNewsletter und SocialMediaBeiträge möglich, zum anderen wolle man auch neue Wege gehen und Video und Podcastformate zur Information nutzen.

Es soll laut Seehagen aber nicht nur informiert, sonder auch beteiligt werden. Intern werde es beispielsweise Workshops für alle Fachbereiche geben. Umfragen und persönliche Gespräche sollen genutzt werden, um die Sorgen und Ängste der Beteiligten (intern und extern) zu nehmen, und einen reibungslosen Zugang zu gewähren.

Zur Kommunikation gehöre auch, dass man sich nicht nur in seiner „eigenen Blase“ unterhalte. Deswegen sei „Networking“ mit anderen Kommunen ein weiterer wichtiger Anteil zur Umsetzung der Strategie. Damit könne man neue Ideen gewinnen und schauen, was noch alles möglich ist.
„Im November 2021 ist es uns gelungen, ein Zertifikat des Landes Niedersachsens zum Thema ‘Sozialpartnerschaftlich die Digitalisierung

gestalten’ zu erhalten“, beginnt Niklas Steckel mit seiner Präsentation. Das Zertifikat zeichnet seit 2015 Unternehmen und Verwaltungen aus, die sich den aktuellen Herausforderungen hinsichtlich Digitalisierung, Nachhaltigkeit und demografischer Wandel aktiv stellen.

Die Grundlage der Zertifizierung bilde ein sogenannter „ZukunftsCheck“. Im Rahmen eines Gespräches mit der vom Ministerium begleiteten Demografieagentur wurde ein Status quo zur Zukunftsfestigkeit des Landkreises ermittelt und eine entsprechende Zielvereinbarung getroffen. Die gesetzten Ziele sind laut Steckel in zwei Jahren abzuleisten.

Zu den Zielen gehöre, den Mitarbeitern der Verwaltung einen modernen und attraktiven Arbeitsplatz zu Verfügung zu stellen. Dazu sollen alle beteiligten Personengruppen, innerhalb und außerhalb der Verwaltung, befragt werden, um Ideen und Wünsche mit einfließen lassen zu können. Die Mitarbeiter seien nämlich diejenigen, die die digitalen Prozesse annehmen, verstehen und in die Praxis umsetzen müssen.

Es solle zudem ein Fachbeirat gegründet werden und die Dienstvereinbarung „mobile Arbeit“ solle überarbeitet werden. Abschließend wies Steckel darauf hin, dass Fachbereiche in der Verwaltung eigene Digitalisierungsstrategien in den kommenden zwei Jahren erhalten sollen.kw