Bad Gandersheim. Die Nachricht schlug gestern, drei Tage vor dem Heiligen Abend, ein wie die sprichwörtliche Bombe. Per E-Mail wurden um 11.53 Uhr die Mitarbeiter der Paracelsus-Kliniken – zumindest der größte Teil – über die Beantragung eines Insolvenzverfahrens informiert.

„Die Paracelsus Kliniken“, so heißt es in dem beigefügten Schreiben,„haben heute einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Osnabrück gestellt. Dieser Schritt war notwendig, damit der Klinikverbund mit 40 Einrichtungen an 23 Standorten die Chancen einer nachhaltigen Sanierung im Interesse seiner Patienten, der Mitarbeiter und Gläubiger nutzen kann.“

Die Löhne und Gehälter aller Beschäftigten seien ab Antragsstellung im Rahmen des Insolvenzverfahrens gesichert. Auch der Klinikbetrieb an allen Standorten und in allen Abteilungen laufe unverändert weiter. „Unsere Patientinnen und Patienten werden weiterhin in der gewohnt hohen Qualität behandelt und versorgt“, erklärte die Geschäftsführung schriftlich.
Man sehe die Entscheidung über die Eigenverwaltung als ein starkes Signal des Gesellschafters. „Es ist eine Chance. Eine Chance, die wir aus Verantwortung gegenüber den Patienten und Ihnen nutzen werden. Wir sind sicher, dass der eingeschlagene Weg der Sanierung in Eigenverwaltung uns in kurzer Zeit eine konsequente Restrukturierung und tragfähige Perspektive bieten wird“, ist dem Schreiben zu entnehmen. Was das genau bedeutet, ist noch völlig offen.

Die Geschäftsführung werde durch den Krankenhausexperten und Arzt Dr. Reinhard Wichels als Chief Restructuring Officer (CRO) und seinem Team sowie von den Sanierungs- und Restrukturierungsexperten Rechtsanwalt Andreas Ziegenhagen und Rechtsanwalt Daniel F. Fritz als Chief Insolvency Officers (CIO) begleitet. CRO und CIOs sind als Generalbevollmächtigte mit entsprechenden Befugnissen für die Durchführung der Restrukturierung (CRO) und Einhaltung der rechtlichen Vorgaben (CIO) ausgestattet.

Ziel sei es, die Paracelsus Kliniken durch eine nachhaltige Sanierung bestmöglich für die Herausforderungen de Gesundheitsmarktes aufzustellen und eine optimale Gesundheitsversorgung für Patienten sowie weiterhin gute moderne und sichere Arbeitsplätze zu bieten.

„Wir stehen in den kommenden Wochen sicher verstärkt in der Öffentlichkeit. Wir möchten Sie deshalb bitten, diese Situation als Chance für einen soliden Neuanfang aufzufassen und weiterhin mit Engagement und Einsatz Ihren Aufgaben nachzukommen. Wir haben uns in den vergangenen Jahren einen hervorragenden Ruf unter Patienten, Einweisern und Kostenträgern erarbeitet, zu dem Sie ganz maßgeblich beigetragen haben. Sie sind das Fundament unseres Klinikverbundes und dafür sind wir Ihnen sehr dankbar. Lassen Sie und gemeinsam die Zukunft der Paracelsus Kliniken gestalten.“ So endete das Schreiben, das viele Mitarbeiter völlig überrascht haben dürfte.

Am Nachmittag waren die Mitarbeiter in Bad Gandersheim zur Mitarbeiter-Information eingeladen. Hier sollten die Angestellten persönlich über Gründe und weitere Schritte informiert werden.

Letzten Informationen zufolge sei der Gandersheimer Standort womöglich gesichert.uk