Paracelsus stellt klar: Reha geht auch in der Roswitha-Klinik weiter – mit weniger Patienten

Nach Hause geschickt wurden am Wochenende aus allen Kliniken nur Patienten ohne medizinische Notwendigkeit der Reha-Maßnahme

Die Paracelsus Roswitha-Klinik: Am Wochenende verließen alle Patienten ohne medizinische Notwendigkeit die Einrichtung nach Erlass des Landes. Dennoch findet hier weiter Rehabilitation mit den verbliebenen Patienten statt und es gibt auch weiter Anreisen, macht die Paracelsus deutlich.

Bad Gandersheim. Es tut sich viel rund um das Gesundheitswesen in diesen Tagen: Ein Krankenhaus der Grundversorgung wird kurzerhand umgewidmet in eine zentrale Behandlungsstelle für Epidemieerkrankte, eine Rettungsstelle weicht in ein Schulzentrum aus, Apotheken und Arztpraxen müssen sich mit zusätzlichen Schutzmaßnahmen rüsten, um ihren Aufgaben in der Krise auf jeden Fall weiter nachkommen zu können – und noch so manches mehr.

Auch, dass eine Reha-Klinik am Standort Bad Gandersheim Patienten nach Hause schicken muss, weil ein Erlass des Landes Niedersachsen seit Ende letzter Woche vorschreibt, dass – wie zuvorderst Krankenhäusern mit dem Erlass vom 18. März zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung vorgeschrieben – auch Rehabilitationsbehandlungen aktuell nur noch vorgenommen werden können, wenn dafür eine medizinische Notwendigkeit vorliegt. Das war bei sofortiger Sondierung natürlich nicht für alle Patienten gegeben, folglich musste die Paracelsus am letzten Wochenende vor allem aus der Roswitha-Klinik – aber keineswegs nur aus dieser, sondern alle drei örtlichen Kliniken – Reha-Patienten bitten, ihre Reha abzubrechen und nach Haus zu fahren.

Der unübersehbare Umstand der zahlreichen Abreise hatte sofort Spekulationen auf den Plan gerufen, hier werde eine Klinik für andere Aufgaben – die parallel im Gesundheitssystem zur Bewältigung der Krise diskutiert werden geräumt. Vom „Ende der Reha“ in der Roswitha-Klinik sprachen dann auch gleich Internet-Verlautbarungen. Im Gandersheimer Kreisblatt umgehend vom Verwaltungsdirektor der hiesigen drei Kliniken, Thorsten Prieß eindeutig dementiert, wie das GK am Sonnabend nach Rücksprache mindestens zur Beruhigung melden durfte.

Ruhe kehrte aber keineswegs ein, die Mär vom Ende einer Klinik wurde im Internet weitergepflegt – gleichwohl sogar die Konzernzentrale in Osnabrück über Paracelsus-Pressesprecherin Dirten von Schmeling die mit den Aussagen Prieß’ fast wortgleiche Erklärung verbreiten ließ: Nur Patienten, die keine medizinische Notwendigkeit zur aktuellen Behandlung aufweisen, wurden nach Haus geschickt.

Und das waren, wie Thorsten Prieß am Dienstag auf konkrete Nachfragen des Gandersheimer Kreisblattes, in der Roswitha-Klinik eben keineswegs nicht alle, wenngleich die Mehrzahl. Es sind aber nach wie vor Reha-Patienten im Haus und werden auch betreut und behandelt, wie es sich für ihre Reha gehört. Die Klinik fungiere damit weiter ihrem Auftrage gemäß als Rehabilitationsklinik und stehe keineswegs vor einem „Aus“, wie kolportiert worden sei. „Mit mir hat außer dem GK zudem niemand gesprochen“, so Prieß gegenüber unserer Zeitung, obwohl er in besagten Internetverlautbarungen sogar so wiedergegeben worden sei, als habe man ihn aus persönlicher Rückfrage zitiert.

Die Entscheidung über die medizinische Notwendigkeit werde im Übrigen erst von den behandelnden Ärzten hier vor Ort getroffen, erläuterte Prieß weiter. Das war im Fall der vor Ort bereits angereisten Patienten gut möglich. Im Falle anstehender Anreise könne diese zunächst nur davon abhängen, ob eine absehbare Gefährdung durch das Coronavirus durch Befragung der Patienten oder andere Umstände angenommen werden könne. Dann entfällt die Anreise. Alle andere Fälle bedürften mindestens der ärztlichen Beurteilung vor Ort, um die Notwendigkeit der Reha zu bestätigen.

Generell versuche die Paracelsus im Moment, alle verschiebbaren Reha-Maßnahmen zunächst auf den Zeitraum nach dem 19. April zu verlegen.

Abgesagt würden grundsätzlich keinerlei Reha-Maßnahmen – es erfolgen auch weiter Aufnahmen – und Anschlussheilbehandlungen unter der Ausnahmeregelung ja ohnehin weiter durchgeführt – auch und besonders für Patienten, die direkt aus einer Krankenhausbehandlung und zur Freistellung von Kapazitäten in Akuthäusern in die Reha-Kliniken überwiesen werden.

Unbestritten ist indes, dass der Erlass des Landes und die Umsetzung der Unterbrechung oder Verschiebung von Reha-Maßnahmen mit einer Perspektivplanung zu tun haben, die eine Verschärfung der Pandemie im Blick hat. Sollte es dann zu Unterkapazitäten in den Akut-Krankenhäusern kommen, würden weitere Maßnahmen greifen müssen, was aber nur geht, wenn Kapazitäten an anderer Stelle dabei mithelfen könnte.

Dies bedeute aber nicht, machte Prieß dabei deutlich klar, dass die Roswitha-Klinik dann zu einer Art „Auffangbecken“ für nicht mehr unterbringbare Krankenhauspatienten werden würde. Darauf ziele auch der Erlass von letzter Woche nicht ab.rah