Planer geben der LGS 2022 ein Gesicht

Gut besuchte Bürgerversammlung mit positiv aufgenommener Ideen-Vorstellung und engagierter Diskussion

Hatten allen Grund zur Freude über einen gelungenen Informationsabend zur Landesgartenschauplanung: von links Franziska Schatzek, Christoph Schonhoff und Bürgermeisterin Franziska Schwarz.

Bad Gandersheim. Schon bei der Sitzung des Sonderausschusses Landesgartenschau (GK berichtete am Sonnabend) hatte es ein für Ausschüsse ungewöhnliches Bürgerinteresse am Thema gegeben. Ohne Zweifel: Die Landesgartenschau bewegt schon etwas mehr als drei Jahre vor dem Start die Menschen in der Stadt, die begierig waren, den neuesten Stand der Entwicklungen zu erfahren.

Das galt erst recht für die auf die Ausschusssitzung im Forum des Roswitha-Gymnasiums folgende Bürgerversammlung, die einen – selbst für die Organisatoren offenbar – unerwarteten Ansturm erlebte. Es musste noch einige Stühle nachgestellt werden, um am Ende gut 140 interessierten Zuhörern Platz zu bieten. Sie bekamen zunächst von Bürgermeisterin Franziska Schwarz einen kurzen Überblick über den aktuellen Sachstand, wie er auch dem Sonderausschuss bereits vermittelt worden war.

Gewichtigster Teil der Bürgerversammlung aber war die Vorstellung der Ideen, mit denen das Hannoveraner Planungsbüro nsp Schonhoff im Dezember den Ideenwettbewerb zur Landesgartenschau gewonnen hatte. Als Sieger des Wettbewerbes hatte das Büro den eigentlichen und nun erst noch folgenden Planungsauftrag angetragen bekommen und wird diesen auch annehmen.

In Bad Gandersheim war das Büro am vergangenen Donnerstagabend mit Büroinhaber und Planer Christoph Schonhoff sowie Franziska Schatzek vertreten, die den Ideenwettbewerb zur LGS im Büro betreut hatte. Schonhoff stellte zunächst das Büro vor. Die Teilnahme an Wettbewerben ist für die Planer Alltag. Rund 80 Prozent der Aquise von späteren Planungsaufträgen erfolge über diesen Weg. Dabei, so Schonhoff weiter, stellten Projekte wie eine Landesgartenschau die „Königsdisziplin“ der Planung dar. Umso mehr freue es ihn, hier für Bad Gandersheim die Planung fertigen zu dürfen.
Das, so nahm Schonhoff gleich vorweg, werde in einer engen Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort geschehen: „Es ist schließlich ihre Landesgartenschau, aber nicht nur, um ein halbes Jahr viele Gäste nach Bad Gandersheim zu locken, sondern um ein Ergebnis dabei herauszubekommen, mit dem sie auch noch viele Jahre danach gut leben und damit für diesen schönen Ort werben können.“

Schonhoff unterstrich noch einmal deutlich, dass die Nachhaltigkeit ein besonders wichtiger Aspekt der Planungen sein werde. Es wäre der falsche Ansatz, alles nur mit Blick auf das Event im Jahre 2022 zu betrachten.

Die Planungen gehen – wie gesagt im Moment immer noch auf der Basis des Entwurfes für den Ideenwettbewerb – von vier Grundbereichen aus: der Innenstadt, die eine Anknüpfung an den Kurbereich erhalten soll, und dann noch dem Landschaftspark – das ist der Bereich rund um die Osterbergseen – und dem Auepark, den hauptsächlich die Koppelwiese bildet.

Zu den wesentlichen Vorgaben zum Ideenwettbewerb gehörte auch, dass der Haupteingang am Dehneweg gelegen sei soll. Die Bereiche links und rechts des Dehneweges sind für den zentralen Hauptparkplatz der LGS vorgesehen, ein Teil davon könnte auch nach der Landesgartenschau bleiben, der andere würde temporär für das Veranstaltungsjahr angelegt und später wieder zurückgebaut.

Von hier aus betreten die Besucher den Landschaftspark. Der Bereich zwischen dem zweiten und dritten Osterbergsee soll mit der „steinernen Insel“ an Land und einer Seebühne im 2. Osterbergsee davor eine zentrale Umgestaltung erhalten. Zelte für Schauen, aber auch Gastronomie stünden hier während der LGS, danach wird dies Erholungsfläche mit vielfacher Nutzbarkeit.

Nach Osten hin soll sich ein Bereich mit sportlichen Nutzungsmöglichkeiten unterschiedlichster Art am 3. Osterbergsee erstrecken. Die Wege um die Seen erhalten Neugestaltungen. Offen ist noch, was mit der Straße entlang der Gande passieren soll. Für den ersten Osterbergsee ist rund um die Fontäne ein Holzsteg durch den See geplant, in dessen Rund schwimmende Gärten vor den Seeterrassen zur Attraktion werden sollen.

Das Thema Wasser steht nicht nur mit den Seen im Mittelpunkt und als Motto über der Landesgartenschau 2022. Im Auepark, der heutigen Koppelwiese, kommt es gleich auf mehrfache Weise nochmals vor: Zum einen in Form der heute schon vorhandenen, aber nicht erlebbaren Wasserflächen innerhalb des Landschaftsschutzgebietes. Diese sollen wieder sichtbar und durch zusätzliche Wegeführungen auch erlebbarer gemacht werden.

Zudem wird die Koppelwiese auch durch die Gande begrenzt. Der möchte die Ideenplanung mehr Raum und ebenfalls Stellen geben, an denen man ans oder gar ins Wasser gelangen könnte. Vorgeschlagen ist die Anlage eines zweiten Gandearmes, der eine neue Gandeinsel einfasst. Über diesen stellt sich Schonhoff vor, den für Hochwasserschutz wünschenswerten Retentionsraum auch durch eine Kommunikation des Flusses mit den übrigen Wasserflächen in der Koppelwiese zu erlangen.

Nicht zum ersten Mal erhielten die Planer während der Vorstellung Applaus, als sie zum Kurparkbereich ausführten, sich diesem am liebsten ohne ein altes Kurhaus darin vorstellen zu dürfen. Die Idee vom Abriss scheint inzwischen auch unter den Bad Gandersheimern selbst die favorisierte Variante. Gleichwohl es dazu bislang nichts Konkretes gibt.

Im Kurbereich, dieser umfasst laut Planung den Bereich entlang des alten Kurparks samt Klinik, dann entlang der Hildesheimer Straße um den Kurhausteich, die Füllekuhle mit derzeit noch „Garten der Generationen“ sowie bis an den Lohmühlenweg, sehen die Planer das wichtige Bindeglied zwischen Aue- und Landschaftspark sowie Innenstadt. Denn ein Ziel der Landesgartenschau soll schließlich sein, die Menschen nicht nur um die Seen flanieren zu lassen, sondern auch in die Innenstadt zu locken.

Dies soll zum einen durch eine ansprechende Promenade geschehen, die alle Bereiche wie eine Schlagader durchzieht und in Richtung Innenstadt entlang der Gande führt. Deren Erlebbarkeit soll nicht nur im Bereich des Freibades gegeben sein, wo eine Aufweitung und Verbreiterung des Flussbettes geplant ist, das fort auch betreten oder durchschritten werden könnte, sondern an der Füllekuhle mit ähnlichen Maßnahmen.

Wege in die Innenstadt ergeben sich dann mehrere: Ob über die Straße in der Neustadt oder – wie die Planer es lieber sehen würden – noch ein Stück weiter an der Gande in den heute verwaisten Amtsgerichtsgarten, der laut Ideenvorschlag zu attraktiven Bürgergärten umgestaltet werden könnte, von denen aus es über die Gandebrücke am Amtsgericht vorbei in die Stadt ginge.

Dieser Punkt fand in der nach der Vorstellung der Planungen anschließenden Diskussion manche Äußerung, aus der noch Skepsis sprach, dass es wirklich in großem Stile gelingen werde, die Menschen in die Stadt zu ziehen. Anders als in Bad Lippspringe, wo zwei getrennte LGS-Bereich nur über den Weg durch die Innenstadt verbunden waren, liegt das LGS-Gelände zwar weit auseinandergezogen, aber eben doch in Gänze außerhalb der Innenstadt.

In der Betrachtung im Rahmen der Bürgerversammlung fand aber ein Aspekt zu wenig Berücksichtigung, der für diese Frage von zentraler Bedeutung sein könnte: Die Landesgartenschau besteht ja nicht nur aus Gelände und Blumenschauen, sondern ist auch ein „bespieltes Event“. Was bedeutet, es gibt zahlreiche Veranstaltungen, die sie begleiten, wovon die Domfestspiele nur eine sind. Es wird sicher bei der Planung eben dieser Begleiterscheinungen darauf ankommen, damit auch Besucherströme entsprechend zu lenken und so nicht zuletzt in die Innenstadt zu locken. Dieser Aspekt spielte aber am vergangenen Donnerstag keine große Rolle, zumal vor der Gründung der Durchführungsgesellschaft dazu noch nicht wirklich viel gesagt werden kann.
Die Diskussion über die immer wieder auch mit Applaus begleitete Vorstellung der Ideen war bunt und engagiert, im Ganzen aber der Sache gegenüber sehr positiv eingestellt. Kritik oder Skepsis waren die klare Ausnahme an diesem Abend.

Mit seiner Vorstellung einer radfahrerfreundlichen Landesgartenschau fand Schonhoff viel Zustimmung. Dieser Nerv ist in Bad Gandersheim ausgeprägt und kann ein bedeutsamer Aspekt der Schau werden. Auch andere Mobilitätskonzepte wurden angesprochen, keine Anmerkung gab es im Übrigen zur Frage, was mit Menschen passiert, die per Bahn zur LGS anreisen wollen. Was nicht heißen muss, dass es für dieses Thema keine Sensibilisierung gäbe.

Im Mittelpunkt stehen aber ohne Frage Anreisen mit dem Pkw oder Bus. Aus der Zuhörerschaft wurde angeregt, im Zuge der LGS ein langgehegtes Projekt umzusetzen: Eine zweite Abfahrrampe an der B64 im Osten der Stadt, damit Anreisende aus Westen nicht schon am Lorowerk abfahren und dann den Weg durch die Stadt zum Dehneweg nehmen müssten. Bislang ist nur das Erreichen des geplanten Hauptparkplatzes am Dehneweg von Osten her einfach möglich.

Für die zusätzliche Abfahrt liegen schon lange Pläne in der Schublade. Zum Bau fehlte bislang das Geld. Im Zuge dieses Projektes ist eine Verwirklichung des Vorhabens nun vielleicht endlich möglich.

Immer wieder wurde auch in der Diskussion betont, wie wichtig die Rolle der Gandersheimer Bürgerschaft bei der Landesgartenschau ist. Christoph Schonhoff machte deutlich, der Bürgergarten im Amtsgericht sei zwar nicht direkter Planbereich der Landesgartenschau, die Umsetzung der Idee liege ihm aber schon sehr am Herzen, könne aber nur mit Unterstützung der Menschen vor Ort funktionieren, die sich darin engagierten.

Die eingangs betonte Bürgernähe möchte das Planungsbüro des Weiteren durch konkrete Schritte untermauern: Angedacht ist, mit den Planern für ein paar Tage in einem Bad Gandersheimer Leerstand ein offenes „Außenbüro“ einzurichten. Zum einen, damit die Gandersheimer sehen könnten, wie am Projekt gearbeitet werde, zum anderen, um die Verknüpfung zu den vielen Ideen, die es vor Ort gäbe, und die nun noch in die tatsächliche Ausführungsplanung einfließen könnten, herzustellen.

Auch ein paar Hinweise zum nun folgenden Zeitablauf gab es noch: Nach Vertragsunterzeichnung startet für das Büro die sogenannte Grundlagenermittlung. Gleich anschließend entsteht auf der Basis der Vorschläge für den Ideenwettbewerb der Vorentwurf, danach der städtebauliche Entwurf.

Zeitlich parallel und in Rückkopplung werden in der Objektplanung sogenannte Leistungsphasen ausgeschrieben, für die dann konkrete Aufträge vergeben werden können. Die Leistungsphasen eins bis drei sind für den Sommer 2019 vorgesehen, Leistungsphase vier für den Herbst dieses Jahres. Es folgen weitere vier Leistungsphasen die sich über die Jahre 2020 und ‘21 verteilen und bis zur Eröffnung im April 2022 reichen. Erste Bauaktivitäten sind nach diesem Zeitplan frühestens ab Herbst dieses Jahres zu erwarten.rah