„praeteritum gGmbH“: Was 2020 noch ging

Geschäftsführer hat sein Bleiben bis zur Nachfolgerereglung zugesichert / Auszüge aus dem Tätigkeitsbericht

praeteritum-Geschäftsführer Oliver Draber: Corona verhagelte ihm 2020 die Arbeit für die drei in der Gesellschaft zusammengefassten Museumsstandorte. Nun will er baldmöglichst aus dem Amt scheiden.

Bad Gandersheim. Das Jahresende ist erreicht. Und mit ihm sollte eigentlich auch – auf eigenen Wunsch hin – die Tätigkeit von praeteritum-Geschäftsführer Oliver Draber enden. So hatte es Draber bei seinem Wunsch, den er im Spätsommer dem Aufsichtsrat der Gesellschaft vorgetragen hatte, gesagt. Inzwischen ist sicher: Draber bleibt noch ein bisschen länger.

Denn ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin ist noch nicht gefunden. Und laut Auskunft des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Jens Meyer, der die Geschäfte des Aufsichtsrates in den vergangenen zwei Monaten in Vertretung der erkrankten Vorsitzenden, Gandersheims Bürgermeisterin Franziska Schwarz, übernommen hatte, habe Draber ihm zugesichert, solange die Funktion weiter auszuüben, bis die Nachfolge geregelt sei. Damit könne vermieden werden, dass die Gesellschaft zwischendurch ansonsten einen kommissarischen Geschäftsführer bekommen müsste.

Wie weit der Prozess der Nachfolge-Findung inzwischen gediehen ist, steht hingegen nicht genau fest. Wohl hat vor Weihnachten noch einmal eine Aufsichtsratssitzung, die zuvor schon einmal verschoben worden war, stattgefunden, doch Ergebnisse drangen aus ihr nicht nach außen.
Ein Tätigkeitsbericht andererseits schon, und dies ganz gezielt an den Rat der Stadt Bad Gandersheim in Schriftform verteilt, weil das Gremium der Stadt als Mitgesellschafter um Auskunft gebeten hatte. Die gab es dann auf drei DIN-A4-Seiten in der Dezember-Sitzung des Rates.

2020 behindert durch Corona

Geschäftsführer Oliver Draber blickte darin auf ein schwieriges Jahr zurück. Nach dem ersten Lockdown im März sind seit November erneut all drei Standorte wegen Corona geschlossen. Seit März befinde sich praeteritum in einem fortlaufenden Prozess, Hygienekonzepte zu erstellen, wobei Beschäftigte und Ehrenamtliche sowie die Behörden miteinbezogen werden müssen. Einsatzplanung wird bei Krankheitsausfällen problematisch. Von März bis Mai waren die Beschäftigten der gGmbH in Kurzarbeit. Resturlaube und Überstunden mussten abgebaut werden.

Natürlich habe die Pandemie erhebliche finanzielle und strategische Auswirkungen gezeitigt, schreibt Draber weiter. Das Museum des Portals zur Geschichte habe in der Zeit der Wiederöffnung von Mai bis November einen Besucherrückgang von 90 Prozent gegenüber den Vorjahreswerten erlebt. Besuche von Schulen oder Reisegruppen sind komplett entfallen. Seit März fanden in der Tongrube Willershausen keine Führungen mehr statt. Nur am Harzhorn verzeichnete man einigermaßen stabile Besucherzahlen.

Vor allem um Drittmittel bemüht

Bei der Schwerpunktsetzung habe es dadurch eine Verschiebung von Veranstatungen hin zur Drittmittelaquise gegeben. Problematisch sei dabei gewesen, dass die Pandemie bei den Stiftungen als typischen Drittmittelgebern der gGmbH die Abläufe stark verlangsamt habe, während sich gleichzeitig die Zahl der Anträge sprunghaft erhöhte.

Soforthilfe-Programme von Bund und Land hätten sich als nicht passend für die gGmbH erwiesen. Ganze 3000 Euro konnten aus diesem Bereich in Anspruch genommen werden. Geprüft werde zur Zeit noch, ob die aktuellen Überbrücklungshilfen des Bundes antragsfähig sind. Kleinere Förderbeträge konnten mindestens für Sachmittel und Fortbildungen aquiriert werden.

Insgesamt, so Draber weiter, seien in den letzten sechs Monaten Drittmittelanträge im Volumen von rund 250.000 Euro gestellt worden. Diese beziehen sich nur auf das Museum und die Tongrube. Die Akquise für das Harzhorn liegt weiter beim Landkreis.

Ein besonderer Fokus lag an allen drei Standorten auf der Planung für die Landesgartenschau. Die Gesellschaft möchte die zu erwartenden Besucherzahlen nutzen, um die Bekanntheit der drei Standorte massiv zu steigern. Dafür wurden an allen Standorten Arbeitsgruppen und Gesprächskreise eingesetzt, die bereits tolle Ideen entwickelt haben. Dies geschieht in enger Abstimmung mit der LAGA-Durchführungsgesellschaft.

Im Zuge dessen ist auch eine Förderung in Aussicht gestellt worden, die es ermöglichen wird, dass alle Besucher der LAGA das Museum kostenfrei besuchen können.

Neue Guides und Helfer

Zu kämpfen hat praeteritum mit der sinkenden Anzahl an Ehrenamtlichen und Guides. Zu Beginn des Jahres gab es einen öffentlichen Aufruf und die Reaktion war überwältigend. Über 50 Personen haben sich gemeldet. Diese werden derzeit an den Standorten geschult und im Oktober konnten Dr. Petra Lönne und Oliver Draber eine erste gemeinsame Ausbildung von 20 Personen in Sachen Steuern, Recht und Versicherungen sowie Geschichte des Harzhorns durchführen.

Oliver Draber berichtet weiter, dass die vergangenen Wochen genutzt worden seien, um die Kommunikationswege im Tourismusbereich genau zu durchleuchten. Gemeinsam mit allen Beteiligten seien Prozesse entwickelt worden, um die Abläufe effektiver zu machen. Daher werde im zweiten Quartal die Abrechnungen des Harzhorns auf die praeteritum gGmbH übertragen und eine Software zur Abwicklung von Gästeführung angeschafft.

Besucherwerbung

Derzeit arbeite praeteritum sehr am Thema Reichweite der Kanäle. Für das Museum wurde ein neuer Flyer entwickelt und neue Verbreitungswege dafür seien in Vorbereitung. Gleichzeitig sei mit einer Reichweitenerfassung der Homepages begonnen worden und die Nutzung der Social Media erhöht worden. Am Harzhorn gab es eine wissenschaftliche Besucherbefragung im Rahmen einer Masterarbeit. Im Ergebnis kenne praeteritum jetzt sehr genau die Zielgruppen und Kanäle, über die Besucher erreicht werden könnten. Die Öffentlichkeitsarbeit sei entsprechend neu justiert worden.

An der Tongrube steht derzeit der Aufbau der Infrastruktur klar im Vordergrund. Begleitend sind neue Wege gefunden worden, um den Pflegeaufwand für den Heimatverein zu reduzieren. Für die Tongrube ist auch ein Leader-Antrag in Höhe von 25.000 Euro für Arbeiten gestellt worden. Er hat die Empfehlung für die Höchstförderung. Bei positivem Bescheid könnten die Maßnahmen im April 2021 beginnen.

Beim zuständigen niedersächsischen Ministerium ist ein Antrag über die Förderung einer Service-Station an der Tongrube gestellt worden. Die Maßnahme hat ein Gesamtvolumen von rund 180.000 Euro. Es konnten viele Partner gefunden werden, die eine Kofinanzierung mittragen. Beginn dieser Maßnahme bei positivem Bescheid ebenfalls April 2021.

Für das Portal zur Geschichte ist eine Sonderausstellung zur Tongrube geplant, für die Anträge in Höhe von rund 45.000 Euro gestellt worden sind, die bis Ende Dezember spätestens beschieden werden sollten. Aus dem für die begleitende Universität nötigen Vorlauf ergebe sich dann ein Ausstellungsbeginn im Juli oder August 2021.

Für 2022 ist begleitend zur Landesgartenschau eine Sonderausstellung Barock-Garten geplant. Des weiteren soll es Schaubeete zum Thema Klostergarten auf dem Klosterhügel geben. Für das Jahr 2023 ist ein Umbau der Dauerausstellung in der Klosterkirche angedacht.
Ausbau Brunshausen kann
endlich weitergehen

Als besonders positiv konnte Draber auch vermelden, dass der Stillstand in Sachen Hausmeisterwohnung im Sommerschloss des Klosters Brunshausen zum Glück beendet ist und nun zu hoffen sei, dass der Ausbau zügig vonstatten gehen könne, damit die dringend benötigte zusätzliche Ausstellungsfläche für Sonderausstellungen endlich bald zur Verfügung steht.

All dieses und noch vieles mehr wird allerdings in die Nachfolge der Geschäftsführung fallen. Der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates, Jens Meyer, ging davon aus, dass eine Nachfolgeregelung im ersten Quartal 2021 gelingen würde.rah