Qualität ohne Wartezeiten ist gefragt

Landesgartenschau: Workshop für Gastronomen und Hoteliers mit Geschäftsführer Thomas Hellingrath

Thomas Hellingrath (5.v.r.) im Gespräch mit Gastronomen aus der Region.

Bad Gandersheim. Die Landesgartenschau Bad Gandersheim 2022 bietet auch der Gastronomie in der Roswithastadt und den Ortsteilen viele Chancen und Perspektiven. Was den Gästen einer LaGa wichtig ist und welche Konsequenzen sich daraus ergeben, hat Thomas Hellingrath, Geschäftsführer der Durchführungsgesellschaft, während eines Workshops deutlich gemacht, zu dem Hoteliers und Gastronomen in das Keglerheim Jungesblut gekommen waren.

„Viele Besucher wollen außerhalb des Landesgarten-schaugeländes essen“, sagte Hellingrath. Ein Grund: Die bei einem solchen Ereignis benötigte Großgastronomie sei vom Preis-Leistungsverhältnis „meistens nicht so toll“.

Der Geschäftsführer schilderte den Teilnehmern seine Erfahrungen aus dem nordrhein-westfälischen Zülpich. Dort fand 2014 eine Landesgartenschau statt, die von ihm in der dortigen Durchführungsgesellschaft begleitet wurde. Den Gastronomen in Zülpich sei „die Bude eingerannt worden“ und das ohne einen Tag Pause 180 Tage am Stück.

Allerdings habe es teilweise fünf bis sechs Wochen gedauert, bis sich die Betreiber auf die Situation eingestellt hätten, personell und auch in punkto Geschäftsstrukturen. Schnell sei deutlich geworden, dass bisher gewohnte Strukturen mit Ruhetag und Mittagspause nicht funktionieren würden. Es gebe schließlich einen Besucherstrom über den ganzen Tag.

An die Teilnehmer des Workshops appellierte er, sich zu überlegen, wie sie Qualität anbieten können, ohne dass die LaGa-Gäste lange warten müssen. Wichtig sei ihnen eine gute, moderne Gastronomie mit einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis und einer entsprechenden Aufenthaltsqualität. Gäste sollten das Gefühl haben, willkommen zu sein. Eine ausreichende Zahl an Sitzplätzen im Freien sei ein weiteres Kriterium.

Ganz wichtig für LaGa-Gäste ist nach Hellingraths Worten „eine schöne Atmosphäre in der Stadt“. Nicht nur beim Essen sollte Regionalität eine Rolle spielen. „Die ganze Landesgartenschau soll die Region befördern“, betonte er. Bedeutsam für Besucher seien außer den Sehenswürdigkeiten der Stadt ein sauberes Erscheinungsbild, renovierte Fassaden und Blumenschmuck. Benötigt würden moderne Übernachtungsmöglichkeiten, um zum Beispiel kombinierte Tickets für die LaGa und die Domfestspiele anbieten zu können.

Gute Erreichbarkeit, Einkaufsmöglichkeiten und in diesem Zusammenhang auch verkaufsoffene Sonntage seien weitere Aspekte, die für Besucher eine wichtige Rolle spielen würden. Nachgedacht werden könnte über sogenannte Pop-up-Geschäfte, mit denen leerstehende Ladenflächen mit innovativen Ideen temporär besetzt werden.

Zu Beginn hatte Hellingrath betont, dass für die Kalkulation gemäß der Machbarkeitsstudie mit 450.000 Besuchen gerechnet werde, was 300.000 Besuchern entsprechen würde. Die vergangenen Gartenschauen im niedersächsischen Bad Iburg und nordrhein-westfälischen Bad Lippspringe hätten diese Zahlen deutlich übertroffen. Bei cirka 180 Tagen Veranstaltungsdauer würde die Zahl von 450.000 Besuchen täglich durchschnittlich 2500 Besuchen pro Tag entsprechen. An guten Besuchstagen wie beispielsweise zu Pfingsten bei schönem Wetter könnten es auch schon einmal 6000 bis 8000 Tagesgäste sein.

„Die Besucher sollen ausdrücklich nicht nur das Landesgartenschaugelände besuchen“, machte der Geschäftsführer wie schon zuvor bei anderen Anlässen noch einmal deutlich. Gerechnet werde damit, dass ein hoher Anteil der Besucher auch in die Innenstadt kommt. Durch Aktionen und Angebote wie Planwagenfahrten sollen die LaGa-Gäste auch in die Ortschaften gelenkt werden.

Gastronom Gebhard Jungesblut regte an, die LaGa schon 2020 und 2021 in den Werbekreislauf einzubauen. Es gehe darum, Kurgäste insbesondere aus dem Nahbereich darauf aufmerksam zu machen, dass sich in Bad Gandersheim etwas tut. „Wenn man da ein Paket schnüren kann, bringt uns das vorab schon etwas in die Kasse“, so Jungesblut. Die Landesgartenschau ist nach seinen Worten für die Stadt „die letzte Chance, danach kommt nichts mehr“.art