Recyclingregion Harz – großes Potenzial vorhanden

Das Projekt wird bis Jahresende mit 2,8 Millionen Euro gefördert / Mehrere Partner kooperieren

Professor Daniel Goldmann von der TU Clausthal gibt einen Überblick über die Recyclingregion Harz. Rund 60 Teilnehmende aus sechs Landkreisen tauschten sich darüber aus.

Clausthal-Zellerfeld. „Auf dem Gebiet des Recyclings hat der Harz das Potenzial, sich zu einer Leuchtturmregion für Deutschland zu entwickeln.“ Dies unterstrich Professor Daniel Goldmann vor rund 60 Teilnehmenden auf dem Workshop „Recyclingregion Harz“, der im CUTEC Umwelttechnik Forschungszentrum der TU Clausthal durchgeführt wurde. Wie kann die Entwicklung der Region im Recycling weiter vorangetrieben werden? Darüber diskutierten Vertreter der Kreiswirtschaftsbetriebe, der Ämter für Natur- und Bodenschutz und der regionalen Wirtschaftsförderer von sechs Landkreisen aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Vertretern von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Umweltverbänden.

Die Weltbevölkerung nimmt zu und der Ressourcenverbrauch werde in einem noch höheren Maß ansteigen, betonte Professor Goldmann. Für den Inhaber des Lehrstuhls für Rohstoffaufbereitung und Recycling sowie CUTEC-Vorstandsvorsitzenden ist deshalb klar: „Rohstoffsicherung und Ressourceneffizienz sind zentrale Aufgaben dieses Jahrhunderts.“ Gerade auf dem Gebiet des Recyclings gebe es noch viele Reserven. So hätten Untersuchungen ergeben, dass hierzulande in den grauen Tonnen pro Jahr 3,5 Prozent der Weltjahresproduktion des Metalls Tantal – wird auch für Mobiltelefone benötigt – verschwinden.

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Industriegesellschaft müsse es deshalb neben der Energiewende eine sogenannte Wertstoffwende geben. Diesen Begriff hat Professor Jürgen Poerschke von der Hochschule Nordhausen geprägt und während des Workshops erläutert: Durch eine Kreislaufwirtschaft sollen eingesetzte Rohstoffe über den Lebenszyklus einer Ware hinaus als Sekundärrohstoffe wieder in den Produktionsprozess zurückgelangen.

Gemeinsam haben die Hochschule aus Nordhausen, die TU Clausthal, die Universität Magdeburg und die Hochschule Magdeburg-Stendal bereits 2015 die „Recyclingregion Harz“ gegründet. Diesen Regionsansatz treiben sie besonders mit dem Gemeinschaftsprojekt „Recycling 2.0 – Die Wertstoffwende“ voran. Das Forschungsvorhaben wird noch bis zum Jahresende vom Bundesforschungsministerium mit 2,8 Millionen Euro gefördert.

Die Clausthaler bringen Kompetenzen in der Recyclingtechnik ein, die Nordhäuser ihr Know-how in der Abfallwirtschaft und die Magdeburger den Aspekt der Umweltpsychologie sowie der ökologischen Bewertung. Ziel ist es, Rohstoffpotenziale aus Abfällen von Konsumenten, betrieblichen Reststoffen und abgelagerten Rückständen aus Bergbau und Hüttenwesen nutzbar zu machen, teilt TU-Sprecher Christian Ernst mit.

Um die Rücklaufquote, zum Beispiel von Handys, zu erhöhen, haben die Forscher eine Bildungsoffensive gestartet, berichtete Professor Poerschke. Insbesondere Schüler, Azubis und Studierende werden angesprochen, damit sie für das Thema sensibilisiert werden. So hatte etwa an der TU Clausthal im vergangenen Jahr eine Sammelaktion für alte Elektrokleingeräte stattgefunden. In Kooperation mit der Universität Magdeburg wurden Motivation und Verhalten der Bevölkerung untersucht.

Stand des Workshops im Zeichen von Plenumsvorträgen – auch das Zusammenspiel von Recycling und Naturschutz sowie der Nachhaltigkeitsgedanke waren noch Thema – folgte nachmittags eine Unterteilung in drei spezifische Bereiche: Siedlungsabfallwirtschaft, Wiederverwertungsmöglichkeiten in Bezug auf Halden und Deponien und Unternehmensabfälle. Das Team der Umweltsoziologen des Umweltforschungszentrums Leipzig um Dr. Alena Bleicher, das zur Initiative „Recycling 2.0“ hinzugestoßen ist, kümmert sich dabei um Akzeptanzfragen beim Umsetzen von Recyclingaktivitäten.

Im Rahmen des Projektes „Recycling 2.0“ sind durch Vernetzung regionaler Partner aus verschiedenen Bereichen bereits neue Initiativen auf den Weg gebracht und erste Start-ups unterstützt werden. Diese reichen vom Papier- bis zum Flugzeugrecycling, aber auch zur cleveren Nutzung ausgemusterter Transportmittel. Ein Hingucker bei der aktuellen Veranstaltung waren die Paletten-Möbel, die von den Harz-Weser-Werkstätten gefertigt werden und aus alten Paletten trendige Möbel machen.

Das Feedback der Teilnehmer zur Veranstaltung war erfreulich, so dass die erste Konferenz dieser Art nicht die letzte sein dürfte.bo