Rettungskräfte werden oft attackiert

Polizeiinspektion Goslar macht auf ein Problem im Landkreis Goslar aufmerksam

Anfang Februar wurde um 5.30 Uhr die Besatzung eines Rettungswagens bei einem Notfalleinsatz in der Weddinger Straße in Liebenburg von dem 56-jährigen Patienten angegriffen.

Region. Seit einigen Monaten ist die Polizeiinspektion mit einer eigenen Seite bei Facebook vertreten. Die Polizisten beklagen hier die zunehmende Gewalt, die sich gegen Rettungskräfte richtet. Auch im Landkreis Goslar.

Es ist unglaublich, sie erscheinen am Einsatzort, um anderen Menschen zu helfen. Doch immer öfter werden gerade diese Rettungskräfte – von Polizei über die Feuerwehr bis zum Rettungsdienst – angepöbelt, angespuckt, sogar bedroht und geschlagen. Auch Goslars Kreisbrandmeister Uwe Fricke wies bei seiner Rede, unter anderem auf Jahreshauptversammlungen der Feuerwehren Seesen und Hahausen, auf das Problem hin: „Die Gewalt nimmt zu”, konstatiert er. Zwei Fälle, bei denen Brandschützer angegriffen wurden, konnte er im Landkreis Goslar benennen. Nicht die einzigen Vorkommnisse.

Für viele Rettungssanitäter gehören solche Anfeindungen laut Mitteilung der Polizei Goslar zum Alltag. Auch in Niedersachsen. Und die Polizei benennt einen Fall, der bereits im November 2017 vorm Amtsgericht in Hannover verhandelt wurde. Damals musste sich ein Mann verantworten, der von einem Sanitäter eigentlich wegen seiner Kopfwunde behandelt werden sollte. Doch der blutende Mann beleidigte den Retter als „perversen Wichser“ und lief weg. Als ihm der Sanitäter folgte und ihn überzeugen wollte, dass er seine Wunde weiter versorgen müsse, versuchte der Verletzte, den Sanitäter zu schlagen. Zudem drohte er, den Sanitäter und einen weiteren Helfer mit einer Pistole zu erschießen. Der Mann wurde übrigens zu einer Geldstrafe in Höhe von 1.600 Euro verurteilt.

Sprecher niedersächsischer Hilfsorganisationen beklagen die deutliche Zunahme von Angriffen auf Rettungssanitäter und die dabei oftmals hohe Aggressivität, das Spektrum solcher Attacken ist groß. Das sich solche Fälle leider auch im Landkreis Goslar ereignen, zeigen folgende Beispiele: Anfang Februar wurde um 5.30 Uhr die Besatzung eines Rettungswagens bei einem Notfalleinsatz in der Weddinger Straße in Liebenburg von dem 56-jährigen Patienten angegriffen. Ein paar Stunden später, gegen 12.45 Uhr, bedrohten zwei männliche Personen Rettungssanitäter während eines Notfalleinsatzes in einem Mehrfamilienwohnhaus in der Straße Am Alten Salzwerk in Bad Harzburg. Die Männer hatten sich zunächst über die Abstellsituation des im Einsatz befindlichen Rettungswagens beschwert, beleidigten in der Folge einen Rettungssanitäter mit den Worten „Du blöder Wichser“ und bewarfen dessen Kollegin mit einem Schneeball, schildert die Polizeiinspektion im sozialen Netzwerk.

Ein solches Verhalten ist nicht zu tolerieren, jedoch muss unterschieden werden: Bei psychisch kranken Personen oder in extremen Situationen kann das immer wieder vorkommen und wird vom Rettungsdienst sicherlich auch so bewertet – anders verhält es sich aber bei Fällen, in denen (verbale) Gewalt in einigen gesellschaftlichen Gruppen als akzeptabel und legitimes Mittel angesehen wird oder ganz einfach nur Macho- und/oder Imponiergehabe die entscheidende Rolle spielen.

Die Polizeiinspektion Goslar bezieht klar Stellung: Die Leistungen der Rettungsdienste sind generell unverzichtbar für alle. Für die Bürger ist es ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass sie sich jederzeit darauf verlassen können.Und jetzt werden diese Kollegen bei ihrer Arbeit auch noch attackiert! Manchmal fehlen auch den Polizisten, die bei ihrer täglichen Arbeit schon viele unglaubliche Vorfälle erleben mussten, bei Menschen, die unter anderem zu so etwas fähig sind, ganz einfach die Worte. „Wir sind betroffen, hoffen allerdings auch, dass sich etwas Derartiges nicht wiederholen wird. Wir alle können hierzu auch unseren Beitrag leisten”, heißt es in der Mitteilung der Polizei. Vor allem denken sie hier an die Zivilcourage. Auch dafür gibt es im Landkreis Goslar positive Beispiele. Helden des Alltag wurden ausgezeichnet, darunter vier Seesener, die ein Leben gerettet haben, der „Beobachter” berichtete.

Ein Patentrezept gibt es hierfür nicht. Vielleicht hilft es aber manchmal schon, in einer entsprechenden Situation beruhigend auf eine solche Person einzuwirken, rät die Polizei. Dem Rettungsdienst dankt die Polizeiinspektion in diesem Zusammenhang und wünscht ihnen, „dass sie nicht nur jederzeit den verdienten Respekt für Ihre wertvolle Arbeit vor, während und nach einem Einsatz erhalten und – was am wichtigsten ist - von jedem Einsatz wieder gesund zu ihren Familien, ihren Partnern zurückkehren!syg