Roswitha-Gymnasium zeigt Solidarität

Schüler halten Schweigeminute auf dem Schulhof ab

Schweigeminute der Roswitha-Gymnasium-Schüler auf dem Schulhof.

Bad Gandersheim. Absolute Stille – das ist etwas sehr Seltenes auf dem Schulhof des Roswitha-Gymnasiums, erst recht in der großen Pause, in der der Hof voller Schüler ist. Doch am Montag, 2. November, wurde es um 11.15 Uhr tatsächlich einmal komplett still. Wo sonst reges Leben herrscht und die Jugendlichen Tischtennis spielen, ihre Pausenbrote essen und sich munter unterhalten, lauschten nun alle den Worten von Schulleiter Kilian Müller, die per Lautsprecher auf das gesamte Schulgelände übertragen wurden.

Müller folgte dem Aufruf des französischen Bildungsministers, eine Schweigeminute für den im Oktober ermordeten Lehrer Samuel Paty einzulegen. Dieser wurde Opfer eines Anschlags, nachdem er sich in seinem Unterricht mit dem Recht der Meinungsfreiheit auseinandergesetzt und in diesem Zusammenhang eine Mohammed-Karikatur aus dem Satiremagazin Charlie Hebdo gezeigt hatte. „Der Angriff auf Samuel Paty ist ein Angriff auf unsere demokratischen Grundwerte“, erklärte Kilian Müller in seiner kurzen Ansprache, die der Schweigeminute vorausging.

Auch der niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne hatte den Schulen zuvor die Schweigeminute ans Herz gelegt. In einem Brief an die Schulleiter und Lehrkräfte schreibt er: „Paty wurde zum Opfer dieser grausamen Tat, weil er Kindern und Jugendlichen die Werte unserer demokratischen Gesellschaft nahegebracht hat, nämlich Meinungsfreiheit, Pluralismus, Toleranz und Menschenwürde“.

Die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums zeigten sich mit ihrem Schweigen nicht nur solidarisch Paty und seinen Angehörigen gegenüber, sondern auch allen Lehrern, die laut Tonnes Brief jeglichen Formen von Gewalt, religiösem Fanatismus und Intoleranz entgegentreten sollten, ohne dabei um ihr Leben fürchten zu müssen.

Nach einer sehr stillen Minute bedankte der Schulleiter sich bei seinen Schülern und auf dem Schulhof wurde es wieder lebhaft. Bestimmt aber blieb bei einigen Jugendlichen ein Nachhall dieses Schweigens und der großen Geste für eine Bildung im Sinne der demokratischen Grundrechte zurück.jag