Sanierungsplan für das Solebad vorgestellt

Bauliche und technische Modernisierung bietet ein enormes Einsparungspotenzial

Vorstellung der Sanierungsvorschläge für das Solewaldschwimmbad in zwei Ausschüssen.

Bad Gandersheim. Dass es im Gandersheimer Sole-Waldschwimmbad – Baujahr 1976 – einen Sanierungsstau gibt, ist nicht erst seit Übernahme der Betreibung durch die Betriebsgenossenschaft bekannt. Eine Reihe von Sanierungen sind durch sie in den vergangenen acht Jahren schon vorgenommen worden, doch das alles reicht nicht, um das Bad in Gänze zukunftsfähig zu machen. Zu hoch der Investitionsbedarf, als dass die Betriebsgenossenschaft ihn schultern könnte. Deshalb steht die Stadt Bad Gandersheim nun vor einem großen Schritt.

Was nötig ist und wie dieser Schritt aussehen könnte, das wurde in der vergangenen Woche in einer gemeinsamen Sitzung den Mitgliedern von Stadtentwicklungs- sowie Kultur- und Fremdenverkehrsausschuss von zwei Fachleuten vor aufmerksamen Zuhörern vorgetragen. Unter ihnen auch eine Reihe von Ehrenamtlichen aus der Betriebsgenossenschaft sowie deren Vorstandsvorsitzender Gerd Dörries.

Lange Zeit hat die Genossenschaft es geschafft, die maroden Verhältnisse in der Badtechnik mit vielen Tricks und einer Menge an Eigenarbeit immer irgendwie noch im Griff zu behalten. Endgültig gekippt ist alles, als das Hochwasser im Juli 2016 der Technik im Hallenbadkeller einen tiefen Stoß versetzte. Eine Folge davon war die Notwendigkeit, die alten Filter zu sanieren. Ein teures, aufwändiges Verfahren.

Und an dieser Stelle spätestens begannen die Überlegungen, ob das überhaupt so noch Sinn mache. Überprüft wurde der Gedanke zusammen mit Fachleuten, die nun ihre Ergebnisse im Ausschuss vortrugen. Das war zum einen Wolfgang Hein. Er kannte das Bad schon aus der Vorlaufzeit der Genossenschaft, der er Hilfestellung gewährt hatte. Nun betrachtete er mit seinem Ingenieursbüro Vision 12 den Sanierungsbedarf. Die Bestandsaufnahme habe schnell gezeigt, dass die Badstrukturen, die 1976 Sinn gemacht hätten, heute unhaltbar sind.

Gemeint war damit, dass die Konzentration einer Badtechnik im Hallenbadkeller bei der Anbindung eines über 100 Meter entfernten Freibadbeckens lange Leitungen, damit hohe Pumpenleistungen und unvermeidliche Wärmerverluste zur Folge haben müsse. In Zeiten, in denen energetische Einsparungen an oberster Stelle stehen, um die Kosten im Griff behalten zu können, gehe so etwas gar nicht.

Darüber hinaus verursacht die Größe der Wasserflächen ein Kostenproblem. Je größer sie sind, desto höher der Aufwand für Wasser, Abwasser, Wasserpflege und Erwärmung. Kleinere Wasserflächen sorgen schnell für deutliche Einsparungen, machte Hein deutlich. Daraus war ein Vorschlag für die Umgestaltung entwickelt worden, der als sogenannte Variante 1 einen Umbau des 50-Meter-Beckens vorsah. 25 Meter sollten Sportbecken bleiben, die andere Hälfte das neue Nichtschwimmerbecken, der derzeitige Ersatz werden für das dann entfallende Kinderplanschbecken.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Variante zum Tragen kommt, wird aber schon dadurch geschmälert, dass verwaltungsseitig im Beschlussvorschlag vorgegeben wurde, die Becken des Freibades aufgrund des Alleinstellungsmerkmals „50-Meter-Becken“ in der bestehenden Form zu erhalten. Dem folgten die beiden Ausschüsse später auch praktisch diskussionslos.

So werden sich die Sanierungsvorschläge vor allem auf den energetischen Bereich konzentrieren – was nicht heißt, dass es – vor allem mit Blick auf die Landesgartenschau – nicht doch Gestaltungsideen und -möglichkeiten gibt, die dem Bad zusätzliche Attraktivität verleihen. Das war aber nicht primäres Thema dieser Betrachtung.

Was im Bad an Betriebskosten gespart werden könnte, legte dann von der Hannoveraner Planungsgruppe VA GmbH Hans-Helmut Schaper genauer dar. Die Hannoveraner kennen sich dabei speziell mit Badsanierungen gut aus.

Der erste große Schritt ist, die Badtechnik aufzuteilen. Das Hallenbad hat danach seine eigene, das Freibad bekommt eine eigene, was im kleinen Häuschen möglich ist, das früher im Bad vor 1976 auch schon die Filter des Freibades beherbergte. Dort neue, bedeutend kleinere, aber effizientere Filter zu installieren, würde schon einmal die aufwändigste und teure Instandsetzung dreier für das Freibad im Hallenbadkeller stehender Filter überflüssig machen.

Geändert werden müsste auch die Wasserdurchströmung des großen Beckens, so Schaper. Die aktuelle Längsdurchströmung entspreche nicht mehr den Vorschriften. Sie soll daher künftig durch eine seitliche Wassereinleitung ersetzt werden, wozu rund um das Becken eine neue Leitungs-Infrastruktur zu verlegen wäre. Im selben Zuge würde eine neue Wasserabführung durch eine Komplettsanierung des maroden Beckenkopfes erfolgen.

Im Zusammenwirken aller Faktoren wie neuer Technik, eines angepassten Betriebsmodus – wie der Nachtabsenkung von Pumpenleistungen – wären erhebliche Einsparungen beim Stromverbrauch zu realisieren. In der Variante unter Beibehalt des 50-Meter-Beckens wären das rund 42.000 Euro im Jahr, eine CO2-Einsparung von cirka 88 Tonnen.
Parallel muss natürlich auch im Hallenbad saniert werden. Dort sind weite Teile der Technik im Keller marode. Leitungen gehören ausgetauscht, Beton muss saniert werden, neue Filter wären sicherer und effizienter. Darüber hinaus spielt im Hallenbad vor allem die Lüftungstechnik eine zentrale Rolle. Die vorhandene darf gelinde als „vorsintflutlich“ bezeichnet werden, ihren eigentlichen Zweck erfüllt sie nur ungenügend, was bei der feuchten Luft unweigerlich zu Bauschäden führt.

Zudem werden erhebliche Mengen an Energie verschwendet, weil Wärme zum Beispiel in den Abwasserkanal oder in die freie Luft entlassen wird, anstatt sie im Hauskreislauf zu behalten.

Folglich schlug das Hannoveraner Planungsbüro vor, hier grundlegend anzugreifen: Im Bereich der Badewassertechnik des Hallenbades könnten so pro Jahr 38.000 Euro eingespart werden, durch neue Lüftungstechnik, die am besten zentral (und hochwassersicher) auf dem Dach postiert würde, weitere rund 131.000 Euro. Beides zusammen entspräche einer CO2-Einsparung von rund 242 Tonnen!

Das alles klang sehr überzeugend, denn in der Summe könnte das Bad jährlich um rund 323.000 Euro günstiger betrieben werden, angesichts aktueller Bilanzen eine enorme Einsparung, die in Zukunft einen tatsächlich wirtschaftlichen Betrieb möglich machen würde, weil dann am Jahresende auch Geld übrig bliebe, aus dem laufende Unterhaltung und auch Investitionen zur Weiterentwicklung bezahlt werden könnten. Etwas, zu dem die Betriebsgenossenschaft unter den aktuellen Umständen nie kommen kann.

Das alles hat natürlich seinen Preis. Auch der wurde selbstverständlich in der Vorstellung des Konzeptes benannt. An baulichen Veränderungen müssten rund 493.000 Euro in die Hand genommen werden, für die technische Umrüstung rund 1,7 Millionen Euro (jeweils netto). Brutto müssten also rund 2,5 Millionen Euro fließen.

Eine zunächst gigantisch anmutende Summe. Auf die es aber natürlich auch eine Menge an Förderungen gäbe. Ganz wichtig dabei die immer wieder genannten CO2-Einsparungen, denn deren Größe muss 140 Tonnen je Million an Investition erfüllen, um die gewünschte Förderung in Anspruch nehmen zu können. Bei den 330 Tonnen pro Jahr ist diese Marke übersprungen. Die genaue Höhe der Förderung und welchen Anteil die Stadt aus eigenen und anderen Mitteln zu decken hätte, konnte aber in der Ausschusssitzung noch niemand nennen. Um die 50 Prozent dürften es aber vermutlich wohl noch sein.

In der eher knappen Diskussion gab es ein paar Verständnisnachfragen. Der Ausschusskooptierte Jens Tschäpe – außerdem Vorstandsmitglied der Betriebsgenossenschaft – wies abschließend auf ein weiteres, in der Betrachtung nicht erwähntes Problem hin: Aktuell könnte das Freibad nicht mit Sole befüllt werden. Die Wurfleistung der Quelle ist so stark zurückgegangen, dass es gerade möglich ist, das Hallenbad noch mit Sole zu betreiben.

Die Stadt werde also parallel nicht umhinkommen, dieses Problem anzugehen und für die Zukunft wieder eine ausreichende Förderung der Sole sicherzustellen. Das ist in die Gesamtsanierung bislang noch nicht eingepreist.

In der gemeinsamen Ausschussssitzung gaben beide Ausschüsse der Verwaltungsvorlage einstimmige Empfehlung. Damit wurde dem Bericht zugestimmt, die Vorgabe gestützt, am 50-Meter-Becken festzuhalten, und die Verwaltung beauftragt, entsprechende Zuschussanträge zu stellen und die Finanzierung der Eigenmittel vorzubereiten. Ebendies steht nun am heutigen Dienstagabend im Forum des Gymnasiums zum Beschluss durch den Rat an.rah