Seit 30 Jahren bis zu fünfmal die Woche

Hammerwurf-Trainer Peter Grajek gibt für seine Schützlinge alles / Nun ehrte ihn die Aktion „Ehrenamt überrascht“

Wie es bei der Aktion „Ehrenamt überrascht“ guter Brauch ist, wurde Vereinsheld Peter Grajek auch mit dem Konfettiregen gefeiert.

Bad Gandersheim. „Ehrenamt überrascht“, so lautet die Überschrift einer Aktion des Landessportbundes, die sich seit Jahren zum Ziel gesetzt hat, Ehrenamtliche selbst zu überraschen. Und zwar mit einer Ehrung. Angestoßen wird diese durch den Mutterverein des oder der Ehrenamtlichen, die geehrt werden sollen. Wird die Ehrung in Aussicht gestellt, geschieht dies in der Regel ohne Wissen der zu Ehrenden, sie sollen wirklich überrascht werden, wozu dann ein neutraler Termin vereinbart wird, zu dem meistens Vertreter des jeweiligen Kreissportbundes dazukommen und die Ehrung überreichen.

Im Verbreitungsgebiet des Kreisblattes waren es in diesem Jahr allein fünf Ehrenamtliche, die mit dieser spontanen Ehrung überrascht wurde. Der Letzte noch im Dezember, wozu als Kreissportbundvertreter Heinz-Willi Elter extra nach Bad Gandersheim ins Rudolf-Cahn-von-Seelen-Stadion fuhr.

Dort war der zur Ehrung Gemeldete so sicher zu finden, wie an fast jedem anderen Tag auch, denn es ging diesmal um Hammerwurf-Trainer Peter Grajek. Fünfmal die Woche, und damit genauso oft wie die eifrigsten seiner Schützlinge, kommt er auf die Sportanlage. Bei Wind und Wetter draußen, Sommer wie Winter, allein das schon ein selten zu findender Einsatz. Die besondere Ehrungswürdigkeit fand sein Stammverein Grün-Weiß Bad Gandersheim vor allem darin, dass Grajek diesen Einsatz seit nunmehr 30 Jahren leistet. Damit hebt er sich deutlich von vielen anderen Ehrenamtlichen ab.

Peter Grajek stammt aus Polen und kam mit seiner Frau vor etwas mehr als 30 Jahren nach Deutschland. Sie fanden in Bad Gandersheim ihre neue Heimat. Die Verbindung zum Hammerwurf kommt nicht von ungefähr. Grajek übte den Sport in Polen selbst schon seit Schulzeiten im Sportinternat aus und erreichte mit dem 7,25 Kilogramm schweren Männerhammer selbst Weiten jenseits der 62 Meter.

In Deutschland arbeitet Peter Grajek als Sport- und Physiotherapeut für die Paracelsus Kliniken. Anstelle der eigenen Wurfkarriere wechselte er früh auf die Trainerseite und stellte sich der SVG als Trainer zur Verfügung: die Erfolgsgeschichte der Werfergruppe begann. Zu ihr gehören zahlreiche Athleten, die es weit über den ansonsten gewöhnlichen Rahmen von Landes- oder Norddeutschen Meisterschaften hinaus brachten.

Namen wie Marcus Kahlmeyer, Richard Olbrich, Bettina Plock-Girmann haben Klang und bleiben in Erinnerung. Sie schafften es bis zu Europameisterschaften, Kahlmeyer hatte sogar Chancen, mit seiner Weite von damals 77 Metern in den Olympiakader zu gelangen. Er verpasste sie nur knapp.

Kerndisziplin in der Werfergruppe ist der Hammerwurf, aber Grajek hatte auch schon Speerwurf und Diskuswerfer in seiner Gruppe. In der Spezialisierung und den Erfolgen hat Grajek es auch erreicht, Bad Gandersheim zu einem Landesstützpunkt zu machen und die Landestrainertätigkeit zu übernehmen, die er zusammen mit Wolfgang Scholz aus Einbeck immer noch gemeinsam ausübt.

Über 30 Jahre bei der Stange zu bleiben, so Heinz-Willi Elter bei der Ehrung, die in Gegenwart der Vereinsvorsitzenden Barbara Hoppmann und ihres Stellvertreter Jörg Rohde sowie der aktuellen Athleten der Trainingsgruppe stattfand, sei unter anderem dadurch schwer, dass es einen ständigen Neuaufbau gebe. Ältere Athleten hören auf oder ziehen in andere Orte, immer wieder kommen neue Talente nach. Das erfordert ein hohes Maß an Motivation, immer wieder von Null anzufangen und Athleten bis zu Deutschen Meisterschaften aufzubauen.

Ein solches „Meisterstück“ ist Grajek gerade im zuende gehenden Jahr wieder gelungen, wobei er zugleich eine Premiere in den 30 Jahren Trainertätigkeit erleben durfte: An einem Tag holten zwei seiner Nachwuchsathleten – Charlotte Plock-Girmann und Marius Numrich – Deutsche Meistertitel in der Jugendklasse. Das gab es in der Werfergruppe noch nie.

Wie schnell der „Meistermacher“ dabei Talente zu formen versteht, zeigt sich an Marius Numrich, der gerade erst einmal seit einem Jahr zur Gruppe gehört.
Selbst die Probleme und Einschnitte durch Corona konnten Grajek und die Werfer nicht stoppen, so Elter würdigend weiter. In der Zeit, wo Training nur mit Minimalbesetzung möglich gewesen sei, habe Grajek die Athleten nachein­ander einzeln trainiert, manchmal bis zu drei Stunden hintereinander im Stadion.
Zur Ehrung gehört eine Urkunde, die Elter überreichen durfte. Auch gab es ein kleines Dankeschön und kleine Präsente dazu. Die Überraschung war gänzlich gelungen. Und kaum vorbei, da scheuchte Grajek die Werfer schon wieder über den Platz. Genug gefeiert, Meister wird man eben nicht von nichts.rah