Solebad: Überschuldung abgewendet
Hochwasser und die Folgen sorgten für zwei turbulente Jahre 2016 und 2017/Entscheidend: Es geht weiter!
Bad Gandersheim. „Die Gandersheimer haben zweimal ihr Schwimmbad gerettet: 2010 mit der bürgertragenden Wiedereröffnung und im vergangenen Jahr ein zweites Mal nach der Überflutung“. So begann Aufsichtratsvorsitzender Rüdiger Pelz seine Bilanz des Jahres 2016 vor der Generalversammlung der Solebad-Betriebsgenossenschaft. Die Bürger hätten aus Spenden eine Hilfe von gut 100.000 Euro auf die Beine gebracht, ohne die es nicht weitergegangen wäre, so Pelz.
Auch die Stadt habe die Notlage auf den Plan gerufen. Im vergangenen Jahr bereits hatte sich die Stadt bereitgefunden, Mittel für den Bau einer Flutschutzmauer um den Technikbereich und die Installation einer Blitzschutzanlage aus dem Haushalt bereitzustellen.
Erneute Stadt-Hilfe
Und im laufenden Jahr wurde diese Hilfe noch einmal aufgestockt, wie der Verwaltungsausschuss nach Antrag der Genossenschaft kürzlich beschloss: Nochmals sofort 60.000 Euro wurden bewilligt, um das Bad am Laufen zu halten. Bekanntlich musste im Solebad in diesem Jahr eine unumgängliche Filtersanierung erfolgen. Auch die Chlorgasanlage bedurfte einer Modernisierung. Diese Maßnahmen stützt die Stadt mit ihrem Sonderzuschuss. Und hat außerdem zugesagt, weitere bis zu 20.000 Euro zur Verfügung zu stellen, sollte die durch Schließungszeiten geminderte Einnahmensituation dies im Spätherbst noch erfordern.
In seinem Grußwort für die Stadt Bad Gandersheim und den Rat betonte, als Vertreter der wegen einer LGS-Infoveranstaltung verhinderten Bürgermeisterin gekommene, Detlev Krause, dass mit dem einstimmigen Beschluss der Hilfe, die Stadt vor allem die große Leistung des Ehrenamtes würdige. Der Rat sei sich bewusst, wie bedeutsam das Bad für die Stadt sei, und mit welchem Einsatz es die Beteiligten erhielten. Auf die Zukunft gerichtet wünschte sich Krause eine aktive Rolle des Bades in der Landesgartenschau, womit ja aufgrund erster Aussagen zu rechnen sei.
Zahlen bilanzierte Vorstandsvorsitzender Gerd Dörries. Neben den rund 8.000 Dienststunden im Bereich der Angestellten ist die tragende Säule weiter das Ehrenamt. Hier wurden rund 14.000 Stunden geleistet. Die fielen im vergangenen Jahr besonders ins Gewicht, weil sie als Hilfe nach der Flut auch teilweise Versicherungsanrechnung erfuhren.
Natürlich gab es bei den Eintrittseinnahmen eine Delle: fast 30.000 Euro weniger durch die hochwasserbedingten Ausfallzeiten. Hinzu kamen Mindereinnahmen bei Stromverkauf und anderen Erlösen.
Erhebliche Einzahlungen erfolgten aus Versicherungszahlungen in Höhe bis zu rund 168.000 Euro. Die wiederum wurden auf der anderen Seite durch die Vielzahl an Erneuerungen von Betriebsteilen mehr als wieder aufgefressen. Der Aufwendungsbereich fiel 2016 um rund 210.000 Euro höher als gewöhnlich.
Als Investitionen können der Bau der Flutschutzmauer und die Installation eines vorschriftsgemäßen Blitzschutzes gewertet werden. Hier gab es wie beschrieben finanzielle Hilfen von der Stadt. Das galt auch für die energetische Erneuerung der gesamten Groß-Fensterfronten des Hallenbades. Dazu gab es spezielle Fördertöpfe und die Maßnahme wirkte im Winter 2016/17 schon spürbar als Erleichterung beim Energiebedarf.
In der Summe endete das Jahr 2016 dennoch mit einer schwarzen Null, ein paar hundert Euro an Überschüssen. Um das zu erreichen hatte es der erwähnten erheblichen Leistungen bedurft.
2017 geriet die Genossenschaft dennoch in Gefahr, eine Überschuldung formal dem Genossenschaft anzeigen zu müssen. Zum Tage der Versammlung konnte Vorsitzender Gerd Dörries nun feststellen, dass mit der Hilfe der Stadt dieser Umstand abgewendet ist.
Die großen Investitionen nach dem Hochwasser und nun durch die Sanierungen des Jahres 2017, die im laufenden Jahr die Summe der Aufwendungen auch noch einmal auf rund das Doppelte des in den Vorjahren üblichen liegen, erforderten das. Niemand habe vor sechs oder acht Jahren voraussehen können, dass Reparaturkosten von früher 5.000 oder 10.000 Euro nun in Dimensionen von 40.000 Euro (Filtersanierung) oder mehr steigen würden.
Vorstandsmitglied Jens Tschäpe forderte die Mitglieder auf, für weitere Anteilszeichnungen zu werben. 1013 Mitglieder hat die Genossenschaft zurzeit, sie halten knapp 2.900 Anteile. Die Grenze zu 3.000 sollte zu durchbrechen sein, wünschte sich Tschäpe. Mit gutem Beispiel gehe der Vorstand voran und verdoppele je Mitglied die vorhandenen Anteile.
In diesem Jahr waren Nachwahlen erforderlich. Zum Vorstand, weil nach dem Ausscheiden von Lothar Nelz das Gremium seither nur vier Mitglieder hat. Fünf dürften es sein. Dabei wünschte sich der Vorstand, dass Werner Wilde aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand wechseln würde. Wilde stimmte diesem Ansinnen zu, war urlaubsbedingt aber bei der Versammlung nicht anwesend. Die Versammlung gab seiner Wahl einstimmige Zustimmung. Die Wahl gilt für ein Jahr, da im kommenden Jahr der Vorstand wieder gesamt neu zu wählen ist.
Einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für den Aufsichtsrat konnte so kurzfristig nicht gefunden werden, so wird das Gremium bis zur Neuwahl im kommenden Jahr vierköpfig weitermachen.rah