Stadion: Neuer Vertrag wird ausgehandelt

Spielvereinigung Grün-Weiß stellte Plan mit zwölf Themenfeldern für die kommenden Jahre vor

Rund 35 Vereinsmitglieder und Interessierte waren zur Infoveranstaltung ins Willi-Muhs-Heim gekommen.

Bad Gandersheim. In die Sicherung der Zukunft des Rudolf-Cahn-von-Seelen-Stadions und des damit untrennbar verknüpften Sportbetriebes der Spielvereinigung Grün-Weiß ist Bewegung gekommen. Auslöser war, das steht ohne Zweifel fest, die Kündigung des Nutzungsvertrages durch den Verein im September mit Wirkung zum Jahresende. Das hatte (GK berichtete ausführlich) zu einer zunächst bedrohlich erscheinenden Lage geführt, denn kurze Zeit sah es so aus, als werde das Stadion ohne Neuvertrag einfach zum Jahresende dicht gemacht.

Doch die Stadt hatte dann schnell deutlich gemacht, dass ihr an einer solchen Lösung keineswegs gelegen sei. In Gesprächen mit dem SVG-Vorstand wurden Wege diskutiert, wie ein Weiterbetrieb durch die SVG auch über das Jahr 2017 hinaus erfolgen kann. Die dabei erzielten Fortschritte und welche Schritte die SVG in den kommenden Jahren mit entsprechender Unterstützung durch die Stadt für nötig hält, wurden am vergangenen Donnerstag im Zuge einer öffentlichen und mit 35 Teilnehmern durchaus gut besuchten Infoveranstaltung im Willi-Muhs-Heim vorgestellt.

SVG-Vorsitzende Barbara Hoppmann, die als einzige des Vorstandes, der 2008 die erste Nutzungsvereinbarung mit der Stadt unterzeichnete, auch heute noch in dem Gremium aktiv ist, erinnerte an die Grundlage: Durch den Zukunftsvertrag trat seinerzeit die Stadt alle Sportanlagen – auch in mehreren Dörfern – an die Nutzervereine ab. Bei Übernahme dieser Aufgabe 2008 habe man sich die Lasten aber noch in einem Verhältnis zwei Drittel zu einem Drittel mit einem weiteren Verein, den Sportfreunden, teilen können. Deren Anteil fiel dann nach Auflösung der Fußballmannschaft der Sportfreunde auch noch an die SVG.

Durch die Kosten, die der Stadionbetrieb jährlich verlange, entgehe dem Verein jährlich für die allgemeine Vereinsarbeit eine Summe zwischen 10.000 und 12.000 Euro, so die SVG-Vorsitzende. Das habe in ohnehin finanziell angespannten Zeiten für den Verein weitreichende Auswirkungen, die seine vor allem zahlreichen Jugendlichen geltende Arbeit erheblich erschwerten.

Die Kündigung des Vertrages habe erfolgen müssen, weil die bisherige Abfassung unter anderem auch verhindert habe, dass sich der Verein von dritter Seite, wie Kreis- oder Landessportbund Zuschüsse habe einwerben können. Eine sture Fortsetzung hätte die SVG nach Ansicht des Vorstandes nur noch tiefer in die roten Zahlen gebracht, und die großen Aufgaben, die in den kommenden Jahren im Stadion zu bewältigen sind, seien für den Verein allein ohnehin nicht zu stemmen.

Das sieht auch die Stadt so, wusste Bürgermeisterin Franziska Schwarz zu berichten, die mit Fachbereichsleiter Jürgen Schnute in der Versammlung Rede und Antwort stand. Die Stadt, so wies Schwarz auf auch in den vergangenen Jahren bereits vorgenommene Maßnahmen hin, sehe ihre Verantwortung für die Kernstadtanlage sehr wohl und kommen dieser nach den finanziellen Möglichkeiten auch nach. Ein herausragendes Beispiel sei die schnelle Sanierung der Flutlichtmasten nach Feststellung der nicht mehr gegebenen Standsicherheit der Altanlage.

Zwölf-Themenfelder-Plan

Die SVG hatte zu den Gesprächen und zur Informationsversammlung einen Themenfelderplan mit zwölf Punkten zusammengestellt, die nach Auffassung des Vereins in den kommenden Jahren sukzessive abgearbeitet werden sollten. Darüber bestand thematisch auch Einigkeit zwischen Verein und Stadt, wobei die Bürgermeisterin natürlich einschränken musste, dass für die meisten Aufgaben beziehungsweise Investitionen zur Zeit noch nicht absehbar sei, ob und wie sie finanziert werden können.

Den Themenplan stellte der stellvertretende Vorsitzende der SVG, Jörg Rode vor. Er begann damit, dass der Verein für die seit 2008 bereits geleisteten Reparaturen und Investitionen in die Gesamtanlage von der Stadt gern eine anteilige Erstattung erwarte. Zusammengerechnet habe der Verein in dieser Zeit rund 65.000 Euro in die Stadion und Sportheim gesteckt.

Für die schon länger nötige Sanierung der Heizungsanlage im Willi-Muhs-Heim ist bereits eine Lösung gefunden worden: Die Stadt hat mit dem zweiten Nachtragshaushalt 10.000 Euro dafür bereitgestellt.

Keine Einigkeit zu erzielen sein wird vermutlich für die Idee der SVG, die ehrenamtliche Arbeit im Verein durch einen jährlichen Basiszuschuss zu unterstützen. Hierzu wies die Bürgermeisterin darauf hin, dass ein solches Vorgehen eine Ungleichbehandlung zu anderen Vereinen in der Stadt aufbaue, weil auch dort in keinem Fall solche Zuschüsse gewährt würden oder gewährt werden könnten.

Für die Sanierung des zuwuchernden Hartplatzes scheint sich hingegen ein Weg anzubahnen. Die Stadt habe 45.000 Euro dafür bereits seit 2015 im Etat vorgesehen, die noch vorhanden seien. Die Restsumme – rund 20.000 Euro – scheint nun durch Zuschüsse eingeworben werden zu können, der Platz würde dann 2018 saniert.

Hilfe erwartet die SVG auch bei Arbeiten wie der aufwändigen Reinigung der Kunststofflaufbahn. Manuell ist das weder zu leisten noch fachgerecht. Mit einem entsprechenden Gerät soll dies 2018 erstmals wieder erfolgen und dann in einem Pflegerhythmus wiederholt werden.

Ebenfalls Hilfe erwartet de SVG bei Gestellung von Pflegegeräten und der Begrenzung von Investitionen und Reparaturkosten.

Zu den großen Sanierungsmaßnahmen, die auf Stadt und SVG zukommen, gehören Wänden, Fliesen und Sanitärtrakt in den Umkleiden, die seit den Hochwasser immer problematischer werden. Auch das Dach des Gerätehauses muss mittelfristig erneuert werden. Die größte Maßnahme ist ohne Zweifel eine grundhafte Sanierung der Kunststoffbahn, die nach einem Vierteljahrhundert Lebensdauer Auflösungserscheinungen zeigt.

Eine besondere, neue Idee präsentierte Rode für die Notwendigkeit der Erweiterung nutzbarer Flächen. Nachdem von einem Ausbau in östlicher Richtung Abstand genommen werden musste, denke man nun an die Integration eines Kunstrasenfeldes für die jüngsten Kicker (sie spielen Kleinfeldfußball) im Westsektor der Hauptanlage. Der Diskusring würde in den Ostsektor verlegt, der Hindernisgraben geschlossen. Die Fläche ließe sich zudem leicht durch zwei zusätzliche Leuchten an den bestehenden Flutlichtmasten abends ausleuchten.

Übereinkunft besteht wohl auch schon über eine Idee, wenigstens teilweise Einnahmen aus der Fläche des Stadions zu realisieren, indem die SVG den Baumbestand sinnvoll nutzen dürfte.

Und zu guter Letzt wird als zwölfter Punkt die Aufnahme des Stadiongeländes in die Planungen der Landesgartenschau als Referenzobjekt gartenplanerischer Gestaltungskultur angestrebt.

Wie geht es nun weiter?

Bürgermeisterin Schwarz führte aus, dass die beiden Verhandlungspartner im letzten Gespräch überein gekommen seien, den an sich zum Jahresende auslaufenden Vertrag bis Ende Februar 2018 zu verlängern, um genug Zeit für die Ausgestaltung eines Neuvertrages zu erhalten. Der, so SVG-Vorsitzende Barbara Hoppmann, dürfe gewiss nicht genauso aussehen wie der bisherige, einen solchen Weg würde es mit ihr auch kein zweites Mal geben.

Schon aufgrund der Forderung, die Möglichkeit eröffnet zu bekommen, Fördergelder Dritter für Projekte im Stadion in Anspruch nehmen zu können, muss es eine andere Zeitdimension geben. Die Zuschussgeber verlangen als Sicherheit hier einen Zeitraum über zwölf Jahre. Die SVG muss sich also diesmal mit einem neuen Vertrag über diesen Zeitraum binden – bislang war eine Kündigung mit einer Dreimonatsfrist jährlich möglich.

In dieser langen Vertragsdauer sehen aber beide Seiten kein Risiko. Im partnerschaftlichen Willen, gemeinsam ein funktionierendes Kernstadt-Stadion mit einem funktionierenden Betreiberverein zu behalten, werde man Wege finden, diese lange Zeit entsprechend auszugestalten, zeigtem sich SVG-Vorstand und Stadt optimistisch.

Und die anwesenden Vereinsmitglieder gaben ihrem Vorstand per Handzeichen das Vertrauen, Gespräche und Vertragsabschluss in diesem Sinne für den Verein zu führen.rah