Stadtwerke ziehen in den Westen der Stadt

Betriebsausschuss der Stadtwerke beschließt mit großer Mehrheit einen Neubau auf dem Gelände der alten Kläranlage

Am Ende die beste Lösung: Das Gelände der alten Kläranlage an der Holzmindener Straße. Auch heute noch in städtischem Besitz, wird es ohnehin von den Stadtwerken bereits genutzt. Hier sind zur Zeit Lagerflächen und unter anderem das Sandsacklager für den Hochwasserfall. Auf diesem Gelände soll der neue Betriebshof der Stadtwerke mit all seinen Betriebsteilen erstellt werden. Vielleicht schon mit Baubeginn in diesem Jahr und bei einem Kostenvolumen von um die vier Millionen Euro.

Bad Gandersheim. Es ist erst einige Wochen her, dass die Leiterin der Stadtwerke Bad Gandersheim, Astrid Schelle, Rat und Öffentlichkeit mit der Überlegung konfrontierte, dass die Stadtwerke Bad Gandersheim sich in naher Zukunft ein neues Zuhause suchen sollten. Das angestammte Quartier am Plangarten neben der einstigen Justizvollzugsanstalt ist zu eng geworden. Arbeitsvorschriften können nicht mehr vollends eingehalten werden und Umbauten würden viel Geld verschlingen, ohne dass das Ziel ganz damit zu erreichen wäre. Einziger Ausweg: Ein neuer Standort.

Das Planungs- und Ingenieurbüro Jörg Holst aus Northeim hatte im ersten eine Studie zum aktuellen Standort vorgelegt. Darin waren Mindestkosten von rund 350.000 Euro errechnet worden, die in Maßnahmen gesteckt werden könnten, um den Standort zu sanieren und – wo möglich – an die Arbeitsvorschriften an-zupassen. Da aber Vieles gar nicht machbar gewesen wäre, lautete das Fazit am Ende eindeutig: Standortwechsel. Der Rat sah das genauso und stimmte im Dezember weiteren Planungen zu.

Am Montagabend lag dem Betriebsausschuss Stadtwerke bereits der nächste Schritt auf diesem Wege vor: Es ging um die Frage, welcher Standort für den Neubau auserkoren werden sollte. Dazu war ein Gutachten in Auftrag gegeben worden. Zwei in Frage kommende Grundstücke im Stadtgebiet wurden genauer betrachtet und miteinander verglichen.

Das war zu einem das Dreieck zwischen Am Brink, der B 64 und der Braunschweiger Straße, derzeit zum größeren Teil Acker, anliegend Kleingärten, die aber nicht der Stadt gehören. Der zweite Standort wäre das Gelände des alten Klärwerkes neben der Holzmindener Straße, aktuell unter anderem als Lagerplatz genutzt. Beide Ländereien sind städtisches Eigentum.

Grundsätzliche Anforderungen, die bei der Bewertung der beiden Möglichkeiten angelegt wurden, waren unter anderem die Lage im Gemeindegebiet, Nähe zur Kernstadt, Möglichkeiten zu späteren Erweiterungen, Barrierefreiheit und andere mehr.

Der Vergleich des Gutachtens bezog sich unter anderem auf Fragen wie Verfügbarkeit, Flächen, Erschließungskosten und vor allem Fahrstrecken. Dazu wurden auch die Haupteinsatzorte der Stadtwerke gelistet und in Wertung zu den beiden potenziellen Plätzen gesetzt. Zudem betreiben die Stadtwerke weitere Unterstandorte, so in Hachenhausen und Altgandersheim.

Allein schon an einer Vorgabe ließe sich der Vergleich entscheiden: Unter den Anforderungen an einen zukunftsfähigen Standort war formuliert, dass mindestens 7000 Quadratmeter Grundstücksgröße gegeben sein sollten. Die stehen derzeit am Standort Am Brink nicht zur Verfügung. Dort könnte sofort auf rund 5900 Quadratmeter zurückgegriffen werden, wobei Abstandshaltung und Verlust an Fläche für die neue Auffahrt an der B 64 schon eingerechnet sind.
Aus dem Teil der Kleingärten könnte aber hinzugekauft werden, um auf die nötige Fläche zu kommen. Das erfordert aber zusätzliches Kapital, zudem ist der Standort zeitlich eingeschränkt, da hier bekanntlich die Hauptzufahrt zur Landesgartenschau anliegt, so dass Bauarbeiten vor deren Ende kaum denkbar sind. In allen anderen Faktoren käme die Fläche in der Oststadt aber durchaus in Betracht.

An der Holzmindener Straße könnte die Stadt sofort über eine Grundfläche von rund 7400 Quadratmetern verfügen. Auch der vorhandene Flächennutzungsplan würde ein solches Vorhaben bereits decken. Die Nähe zum Abwasserbetrieb wird als weiterer großer Vorteil angeführt. Strukturelle Erschließungen wie Strom- und Internetanschluss wären an beiden Standorten zu tätigen.

Im direkten Vergleich wurden 14 Kriterien miteinander verglichen. In acht schnitt der Standort alte Kläranlage besser ab, der Standort Am Brink in zwei Fällen. Vier Kriterien waren gleichauf. Damit spricht sich das Gutachten klar für den Standort im Westen der Stadt aus, wie Vater und Sohn Holst bei ihrem Vortrag darlegten.

Über den gab es dann auch eine Diskussion im Ausschuss. Ulrike Pferdmenges sprach für die CDU-Fraktion und sich in deren Namen trotz der Planerempfehlung für den Standort im Osten der Stadt, also Am Brink aus. Unterstützung bekam sie vom kooptierten Mitglied der CDU, Manfred Miller. Er warnte davor, Fehler wie in der Vergangenheit schon mehrfach passiert, hier auch zu wiederholen. Wobei nicht genau klar wurde, worin denn der Fehler bestünde.

Fehler im Vortrag beziehungsweise der Vorlage merkte das kopptierte Mitglied Ulrich Schröter an. Er hatte einige auch im Vorwege der Stadtwerkeleitung zur Kenntnis gegeben, sie waren zum Teil im Vortrag daher auch schon korrigiert worden. Unter anderem stimmten Wegstrecken nicht genau, in anderen Fällen wollte sich Schröter nicht manchen Bewertungen anschließen. In der Summe habe er den Eindruck gehabt, die Fläche an der Braunschweiger Straße sei „bewusst nachteilig dargestellt worden“. Unabhängig davon kam aber auch Schröter zu dem Urteil, die Vorteile für den Platz alte Kläranlage seien überwiegend.

Das sah auch Ausschussmitglied Dr. Günther Siegert so. Ein Baubetriebshof gehöre nicht in direkte Nähe eines Wohngebietes, wie das an der Braunschweiger Straße der Fall wäre. Für den Platz im Westen der Stadt ist zudem die Belegschaft der Stadtwerke. Die Vorteile vor allem durch die Nähe zum Abwasserbetrieb überwögen deutlich. Betriebsleiterin Astrid Schelle warnte zudem davor, den Blick zu stark auf den Bauhof oder die Grünpflege zu verengen. Die allermeisten Aufgaben der Stadtwerke lägen in anderen Bereichen.

Neben einer sportlichen Zeitschiene – wenn alles einigermaßen glatt geht, könnten noch im Herbst diesen Jahres mit dem Neubau begonnen werden – ließen sich die Verantwortlichen auch eine ungefähre Bausumme entlocken: Zurzeit rechne man mit um die vier Millionen Euro, die bei den aktuellen Kapitalmarktdaten als Kredit aufgenommen würden.rah