Turnhallensanierung mit Volldampf

Die gesamte kleine Turnhalle des Gymnasiums ist zurzeit eine große Baustelle

Entkernte Halle: Die Mosaike bleiben – aus denkmalpflegerischen Überlegungen.

Bad Gandersheim. Zuerst war sie schon fast ein Fall für die Abrissbirne, jetzt wird sie zum Glück doch saniert: Die kleine Turnhalle des Roswitha-Gymnasiums bekommt eine neue Zukunft. Das lässt sich der Landkreis Northeim als Schulträger eine ordentliche Summe kosten. Ursprünglich geplant waren rund 670.000 Euro. Diese Summe ließ sich nach der konkreten Ausschreibung der Maßnahmen nicht halten, aktuell gerechnet wird mit rund 870.000 Euro, wie die beim Landkreis Northeim für das Projekt zuständige Architektin Tanja Schkwirko dem GK bei einem Ortstermin in der Baustelle erklärte.

Gebaut wird an der Halle schon seit einigen Wochen. Und das praktisch überall vom Keller bis ins Dach. Drei Fachplanungen sind erstellt worden: für die Haustechnik, die Elektrotechnik und allgemeine Architektur. Ein naheliegender Schwerpunkt ist die technische Sanierung. Immerhin sei in weiten Bereichen seit rund 70 Jahren nichts mehr gemacht worden. Was zum Beispiel bedeutet, die komplette Elektrik muss erneuert werden. „Da lagen zum größten Teil noch zweiadrige Kabel in den Wänden“, sagt Tanja Schkwirko. Das alles muss raus und neu werden.

Im Bereich Haustechnik wird die komplette Wasser- und Abwasserversorgung erneuert. Das sind auch Arbeiten im Freien vor der Halle, wo neue Kanäle zum Anschluss der Abwasserkanalisation verlegt werden müssen. Die Duschräume sind komplett entkernt und werden ganz neu aufgebaut, wobei man von früherer Überdimensionierung zu zeitgemäßer Aufteilung kommt.

Natürlich wird auch die Heizungsanlage komplett erneuert. Ein Gas-Brennwertkessel soll künftig Wärme und warmes Wasser liefern. Dazu wird aber ebenfalls ein Neuanschluss an die Gasleitung erforderlich. Bislang wurde die Halle durch das Haus 3, den naturwissenschaftlichen Trakt, heizungstechnisch mitversorgt.
Ein wichtiges Thema in einer Sporthalle – und dies nicht erst seit Corona – sind natürlich Be- und Entlüftung von Räumen. Im Bereich der Sporthalle wird dies durch Lüftungselemente in den neuen Fensterreihen – die Fenster werden im gesamten Gebäude ausgetauscht und energetisch erneuert – sichergestellt, und zwar als Querlüftung. In Toiletten-, Umkleide- und Duschräumen geht das so nicht, hier wird Lüftungstechnik eingebaut, die zudem über Wärmetauscher energetische Verbesserungen schaffen.

Vor allem im Untergeschoss erfolgt eine energetische Sanierung der Wandungen. Dabei, so Tanja Schkwirko, habe man sich entschieden, dies auf der Innenseite der Wände vorzunehmen. Natürlich sei auch eine Wärmedämmung an der Außenseite technisch möglich gewesen, wie sie zum Beispiel am benachbarten Haus 3 ausgeführt worden sei. Das aber hätte dem historischen Gebäude als Teil eines Ensembles mit dem Altbau zusammen den besonderen architektonischen Charakter genommen. Die Klinkerfassade wird also erhalten bleiben und im Zuge der Arbeiten wohl auch wieder von den hässlichen Graffiti befreit.

Eine Art Denkmalschutz gilt in der zurzeit „entkernten“ Halle selbst auch für die Wandmosaike. Sie bleiben ebenfalls als bautypisches Merkmal erhalten. Ebenso die Ausstattung an eingebauten Gerätschaften wie Taue, Leiter oder Reckrollstangen, die sich bei der Überprüfung alle als verkehrssicher herausgestellt haben. Unfallschutzmaßnahmen müssen aber vorgenommen werden, wie die Einkastung der Reckstangen, wenn diese in Ruhestellung in der Hallenecke künftig hinter einem Prallschutz verschwinden werden.

Herausgenommen worden ist auch die – ohnehin nicht mehr funktionstüchtige – Segment-Trennwand zur „Bühne“, die seit vielen Jahren schon als Turnraum vor allem der MTV-Leistungsturngruppe gute Dienste leistete. Dieser Raum wird nun mit fester Wand von der Halle abgetrennt und ist danach für sich weiter multifunktional nutzbar.

Im Zuge der an allen Stellen notwendigen Brandschutzmaßnahmen wird dabei dann auch ein zweiter Fluchtweg durch eines der Fenster eingerichtet. Natürlich bekommt die Halle insgesamt auch eine moderne Brandmeldeanlage.

Besondere Herausforderungen stellten die Fenster im Kellerbereich zur Schulhofseite. Die Fensterschächte bekommen Regenwasser ab, besitzen aber keine Ableitungen. Wo möglich, werden sie nun einfach verschlossen. In anderen Fällen, wo der Behalt des Lichteinfalls weiter Sinn macht, ist zum Beispiel im Bereich des an der Halle befindlichen Fahrradständers durch eine größere Überdachung als Nebeneffekt die „Trockenlegung“ dieser Schächte geplant.
Im Zuge der Sanierung bekommt die Halle auch eine neue Blitzschutzanlage als Abrundung der Maßnahmen bis über das Dach.

Der Bauzeitenplan sah ursprünglich einmal eine Fertigstellung zum Sommer 2021 vor. In der konkreten Ausführung war dann sogar von einer Übergabe an die Schule im April ausgegangen worden. Tanja Schkwirko ging aber jetzt davon aus, dass dieser Termin angesichts der momentanen Probleme nur schwer zu halten sein werde.

Gemeint ist damit, dass die Pandemie nun auch den Baufirmen zunehmend zu schaffen macht, weil sie vermehrt Krankheitsfälle hinnehmen müssen, und seien es nur vor­übergehende Ausfälle aufgrund unklarer Symptome. Zudem sind viele Firmen auftragsmäßig an der Auslastungsgrenze, das verzögere viele Arbeiten, erst Recht, wenn sie aufeinander aufbauend erfolgen. Zum Sommer nächsten Jahres allerdings kann die Schule hoffen, ihre kleine Halle wieder zur Entlastung des Sportbetriebes einplanen zu können. Was gleichermaßen für die Vereinszeiten gilt, die im Moment dort nicht stattfinden können.rah