Über Altlastensanierung im Landkreis informiert

Umweltstaatssekretär Frank Doods schaute sich auf Deponie Morgenstern und im „Werk Tanne“ um

Thomas Ammann (IVG) (links) führte Niedersachsens Umweltstaatssekretär Frank Doods (2. von links), Landrat Thomas Brych (vorne rechts) und eine Delegation von Vertretern beteiligter Behörden über das Gelände der ehemaligen Sprengstofffabrik „Werk Tanne“ bei Clausthal-Zellerfeld.

Region. Für Niedersachsens Umweltstaatssekretär Frank Doods (SPD) war es nicht der erste Besuch im Landkreis Goslar. Die bekanntesten Altlasten, namentlich die ehemalige Sprengstofffabrik „Werk Tanne“ bei Clausthal-Zellerfeld sowie der Gesamtstandort Morgenstern mit der Chemiealtlast „Florentz“ unterhalb der früheren Hausmüll- und Bauschuttdeponie bei Liebenburg, kannte der Sozialdemokrat bislang jedoch nur von Fotos, Filmaufnahmen und aus Berichten.

Grund genug sich am vergangenen Freitag aus erster Hand über den Stand der Sanierungsarbeiten zu informieren und sich ein umfassendes Bild der örtlichen Gegebenheiten zu machen. Begleitet von Goslars Landrat Thomas Brych, den Landtagsabgeordneten Petra Emmerich-Kopatsch und Dr. Alexander Saipa bekam Doods von den zuständigen Mitarbeitern der unteren Bodenschutzbehörde des Landkreises Goslar einen fundierten Einblick in den Stand der Sanierungsarbeiten.

Landrat Thomas Brych betonte, dass „die Sanierung der beiden Altlasten höchste Priorität genießt und dass bei der nachhaltigen Sicherung beider Standorte keine Kompromisse eingegangen werden.“

Staatssekretär Frank Doods zeigte sich zufrieden über die kompetente und sachgerechte Bearbeitung durch die Untere Bodenschutzbehörde des Landkreises Goslar und betonte: „Angesichts der großen Herausforderungen durch die Vielzahl der Altlastenverdachtsflächen in Niedersachsen ist es enorm wichtig, dass die zuständigen Behörden personell und fachlich gut aufgestellt sind. Die Aufgaben sind vielfältig und besonders hier im Landkreis sehr umfangreich und eine echte Herausforderung.“ Die Sanierung der „Altlast Florentz“ am Gesamtstandort Morgenstern ist bereits weit fortgeschritten. Seit 2010 ist die Projektgruppe Morgenstern, die sich aus Vertretern des Landkreises, der Niedersächsischen Gewerbeaufsicht, der Landesforsten, des LBEG und der KreisWirtschaftsBetriebe (KWB) Goslar zusammensetzt, für die Planung und Koordinierung aller Maßnahmen verantwortlich.

Um die Deponie in die Nachsorgephase entlassen zu können, sind in naher Zukunft weitere Teilschritte zu gehen. Hier ist zunächst der Bau der Oberflächenabdichtung zu nennen. Dieser musste Ende 2018 zunächst unterbrochen werden, da im Juli vergangenen Jahres bei Bauarbeiten am Deponiekörper Fässer gefunden wurden. Stand jetzt soll mit der Sanierung des Fasslagers im Spätsommer 2019 begonnen werden. Die Pläne sehen vor, den Randbereich der Deponie auszukoffern und die Fässer zu bergen. Erst nach Abschluss dieses Sanierungsschrittes kann der Bau der endgültigen Oberflächenabdichtung abgeschlossen werden, dies ist für das Jahr 2020 geplant.

Noch in diesem Jahr soll zur weiteren Erkundung der Altlast Florentz eine Bohrung auf die Verbindungsstrecke zwischen dem Standort Morgenstern und dem Schacht Fortuna in rund 200 m Tiefe niedergebracht werden. Von dieser Maßnahme erhoffen sich die Mitglieder der Projektgruppe Morgenstern, Erkenntnisse über die Abstromsituation des Standortes zu erhalten.

Bei der Beseitigung des Sprengstofferbes im Oberharz wartet man noch auf die Verbindlichkeitserklärung des im März dieses Jahres eingereichten Sanierungsplanes. Stillstand herrscht auf dem Gelände allerdings nicht. Denn bereits vor 30 Jahren wurden auf dem Areal der einstigen Sprengstofffabrik „Tanne“ umfangreiche Untersuchungen zur Gefahrenabschätzung durchgeführt, die ab 1995 in Teilsanierungen und Sicherungsmaßnahmen mündeten. So wurde nicht nur das Werksgelände aufwändig umzäunt, sondern auch die vom Standort abfließenden, belasteten Sickerwässer werden vor Eintritt in die angrenzenden Pfauenteiche mittels einer Sickerwasserreinigungsanlage behandelt. Ferner wurden die belasteten Schlämme in den Teichen nahezu vollständig entfernt.

Im Mittelpunkt des Sanierungsplanes steht die großflächige Fassung von Sickerwässern in zwei Rückhaltebecken, in denen die Schadstoffe im ersten Schritt photolytisch abgebaut werden sollen. Zwei Pflanzenkläranlagen sorgen dann für die weitere mikrobiologische Reinigung des Wassers. Von diesem Schritt versprechen sich die Experten vom Landkreis Goslar die nachhaltige Sicherung des Trinkwassereinzugsgebietes Innerste. Bislang, und das ist eine gute Nachricht, konnten keine Hinweise für eine Gefährdung des Trinkwasserspeichers Innerstetalsperre gefunden werden.

Für öffentliche Aufmerksamkeit und Diskussionen in der Politik sorgte im Januar 2018 der Verkauf des Werksgeländes „Tanne“ von der IVG Management GmbH & CO an die HALALI & Co. GmbH mit Sitz in Berlin. Gegenwärtig verhandelt der Käufer mit dem Land Niedersachsen über den Eintritt in den 2014 geschlossenen Vergleichsvertrag zwischen dem Land Niedersachsen und der IVG GmbH zur Sanierung der Rüstungsaltlasten an den Standorten in Clausthal-Zellerfeld, Liebenau und Dörverden.bo