Über die dunkle Macht von Tupperparties

„Die Buschtrommel“ feuerte politische Kabarettsalven auf der Heckenbecker Weltbühne ab

„Die Buschtrommel“ auf der Weltbühne: Munter in den Weltuntergang.

Heckenbeck. Es sind wahrlich gute Zeiten für politisches Kabarett. Sicher, Stoff liefert die Politik dieser Welt dem Kabarett eigentlich immer, doch Trump, AfD und viele andere bereiten den Kabarettisten im Moment geradezu paradiesische Zeiten: Kaum ein Tag, an dem sie nicht neuen Stoff böten, über sie auf der Bühne abzulästern, herzuziehen, aber und vor allem auch politischen Schwach- und Wahnsinn öffentlich zu entlarven.

Das genau ist das Feld, in dem sich Britta von Anklang und Andreas Breiing als das Münsteraner Duo „Die Buschtrommel“ bewegen. Im Zuge ihrer deutschlandweiten Tournee tauchte dabei in der Liste illustrer Auftrittsorte auch Bad Gandersheim auf – wo es doch an sich Heckenbeck hätte heißen müssen, denn da steht sie schließlich, die Weltbühne, auf der die Buschtrommel am Freitagabend ihr „Trommelfeuer“ abfeuerte.

Zum Einstieg gleich mal mit einem Weltuntergangssong. Na, das kann ja heiter werden, wenn man gleich die große Keule auspackt. Wurde es auch in einem Parforceritt durch Themen der aktuellen Weltgeschichte und -politik. Wobei es die beiden Kabarettisten immer wieder verstanden, auch Themen globaler Bedeutung mit lokaler Betroffenheit zu verknüpfen.

Das Konzept dahinter: Faktenvermittlung als Basis durch kabarettistischem Biss mit Spitzen zu versehen, die die Absurdität vieler Entwicklungen bloßstellten. Wozu es sich anbot, dass die beiden Akteure auch widerstrebende Pole besetzten: Er der biertrinkende Fleischfresser, dem das Auto nicht nur ans Herz gewachsen ist, sie die vegan-gesundheitsbewusste Elektroautobefürworterin. Da führt Streit schnell auf den Punkt. Trotzdem gab es in der ersten Hälfte des Programms stellenweise das Gefühl von Längen, die noch nicht die wahre Kraft eines „Trommelfeuers“ entwickeln wollten.
Herausragend allerdings Britta von Anklangs Solo zum Thema Urlaub in Holland. Das war ein wahres Feuerwerk an Erinnerungen und Spitzen, die nicht nur die Campingfreunde im ausverkauften Weltbühnensaal locker und leicht, oft wohl auch aus eigener Erfahrung nachvollziehen konnten. Brausender Applaus die Folge.

Nach der Pause gewann das Programm dann deutlich an Fahrt. Es ging um Themen wie Klima, Ernährung, Diesel, alles, was die tägliche Politik im Moment so bewegt. Aber wieder waren es vor allem Soloauftritte, die besonders herausragten. So das Lied von Britta von Anklam über „Flintenuschi“, Ursula von der Leyen, die sich als Merkel-Nachfolgerin in Stellung bringt.

Und dann zwei unvergessliche Aufritte von Andreas Breiing: Einmal als Reverend Abraham White, der andere als AfD-Mann Schnell.

Reverend White setzte sich – in typisch amerikanischer Freikirchen-Manier – mit dem dunklen Thema „Plastik“ auseinander, wobei seine Warnungen und Mahnungen – ganz lokal immer wieder auch auf Heckenbeck gemünzt – in der Feststellung gipfelten, die dunklen Mächte gewännen Oberhand: bei Tupper-Parties.

Nicht minder eindringlich die Rede des AfD-Mannes Schnell über seinen Besuch in einem „deutschen Zoo“. Wo er fast nur „Tiere mit Migrationshintergrund“ gefunden habe. Was zu weiteren komplett absurden Folgerungen überleitete, die schlussendlich in feinster Führerform vorgetragen wurden. Grandios.

Gutes Kabarett ist, wenn das Publikum ausreichend was zu lachen hatte. Das kann man dem Abend in Heckenbeck attestieren. Wobei es auch angenehm wirkte, dass Trump oder Jamaika zum Beispiel diesmal eher nur Randerscheinungen waren.rah