Und sie kamen in Scharen: Leben und Werk von Edvart Munch im Rosencafé auf dem Klosterhügel

Multimedia-Vortrag über den norwegischen Künstler von Volker Nemitz lockte 125 Zuhörer an

Kein Platz mehr frei im Rosencafé: Das Interesse war riesengroß.

Brunshausen. Vor dem Besuch der Munch-Ausstellung in Düsseldorf lud der Kunstkreis Kloster Brunshausen zu einem Multimedia-Vortrag von Volker Nemitz ein. Der Vorsitzende, Dr. Joachim Hesse, konnte 125 Besucher begrüßen, die das Rosencafé im Kloster Brunshausen bis auf den letzten Platz füllten. Der Kunsthistoriker Volker Nemitz begeisterte sein Publikum ein weiteres Mal mit einem reich bebilderten Vortrag zum Leben und Werk des norwegischen Malers Edvard Munch.

Nemitz erläuterte anschaulich, dass das Werk des Malers auf traumatische Erlebnisse in seiner Jugend zurückzuführen war, auf den frühen Tod seiner Mutter und auf den Tod seiner auch unheilbar tuberkulosekranken Schwester Sophie. Den Tod der Schwester verarbeitete er in fünf Versionen in den Gemälden „Das kranke Kind“ und in unzähligen grafischen Variationen. „Das meiste, was ich später gemacht habe, hat seinen Ursprung in diesem Bild gehabt“, sagte Munch über sich selbst.

Sein berühmtestes Ausdrucksgemälde war „Der Schrei“, das 1893 in Berlin entstand. Seine Themen waren Angst, Verzweiflung, Melancholie und alles, was mit dem Verhältnis der Geschlechter zu tun hat: Liebe, Trauer und Eifersucht. Er sah in der Liebe hauptsächlich einen ungleichen Kampf der Geschlechter, bei dem der Mann das Prinzip der Reinheit, die Frau alles Dunkle, Gefährliche, ja Mörderische repräsentiert – die Frau als Mysterium. Munch heiratete nie. Mit diesen Themen begeisterte Munch das europäische Publikum. Die gesellschaftliche und kulturelle Situation in den europäischen Ländern war vergleichbar.

Überall befand man sich in einer Periode einer geistigen und kulturellen Krise, zusammengefasst unter dem Begriff „Fin de Siècle“. Mit Sigmund Freuds Psychoanalyse geriet das Seelische, Unbewusste in den Fokus und Kunst und Gesellschaft waren auf der Suche nach einem neuen Selbst. In diese Situation fügten sich die selbstzweiflerischen Gemälde des Edvard Munch perfekt ein.

Seine Lebensangst führte für Munch zu einer Flucht in den Alkohol. Nach dem völligen Zusammenbruch kehrte er 1909 aus Deutschland nach Norwegen zurück und wurde in der Anstalt eines Kopenhagener Arztes kuriert. Danach sah er etwas milder auf die Welt – und auch auf die Frauen, was sich auch in den Motiven seiner Kunst niederschlug. Nach seiner Nervenkrise lebte Munch zumeist einsam auf der größten seiner Besitzungen, in Ekely am Oslo-Fjord.

Er malte nun Bilder ohne den Hintergrund von Angst und Verzweiflung. Seine Motive fand er in der norwegischen Landschaft und oft auch im eigenen Garten. Viele dieser Bilder, die noch nie der Öffentlichkeit zugänglich gewesen sind, konnten durch die Fahrt des Kunstkreises in der Düsseldorfer Ausstellung besichtigt werden.

Munch starb vermögend mit 80 Jahren in Norwegen auf seinem Gut in Ekely und hinterließ über 20.000 Gemälde, Grafiken und Zeichnungen, die er dem norwegischen Staat vermachte. Für diesen Nachlass wurde das Munch-Museum in Oslo gebaut.

Volker Nemitz hat seinem Publikum den „Menschen Munch“ in seinen seelischen Nöten nahegebracht. So war dessen Kunst nachvollziehbar in seine Persönlichkeit eingebettet und somit verständlich. Dafür wurde Nemitz mit anhaltendem Applaus belohnt. www.kkb-brunshausen.red