Unwetterbilanz des nassen Freitag

Diesmal war ein deutlich breiterer Bereich betroffen

Überflutete Straßen gab es auch andernorts, wie hier in Düderode-Oldenrode.

Bad Gandersheim/Altgandersheim/Altes Amt. Zwei Tage nach dem erneuten Gewitter-Wolkenbruch, der diesmal eine breitere Region als am Dienstag traf, konnte am Wochenende seitens der Kreisfeuerwehr Bilanz gezogen werden: Die Turner-Musikakademie in Altgandersheim war am Freitag nochmals in Teilen des Kellers vollgelaufen. Zusammen mit der Berufsfeuerwehr aus Göttingen und dem Technischen Hilfswerk konnte das Wasser wieder entfernt werden. Schlamm blieb zurück, die Bediensteten der TMA, die am Mittwoch und Donnerstag bereits gesäubert hatten, was möglich war, müssen diese Arbeit von vorn beginnen.

Insgesamt sind am Freitag wieder einige Keller in Altgandersheim vollgelaufen. Ein Gebäude, konkret ein Fachwerkhaus, wird zudem durch einen Baufachberater überprüft. Hier besteht der Verdacht der Einsturzgefahr. Viele Bewohner hatten gerade erst die gröbsten Spuren des Unwetters vom Dienstag entfernt und müssen jetzt wieder von vorne anfangen. Die Kameradinnen und Kameraden der Ortswehr und anderer Feuerwehren unterstützten trotz der extrem fordernden und kräftezehrenden Woche weiter mit vollem Einsatz bei den Aufräumarbeiten. Über 200 Kräfte sind aus dem Stadtgebiet wieder in Altgandersheim, aber auch in den Ortsteilen im Einsatz gewesen.

In Harriehausen war hangseitig durch eine Tür Wasser in die Kirche gelaufen, auch hier kamen Kräfte zum Einsatz. Der Betrieb im nebenanliegenden Kindergarten war aufgrund möglicher Überflutungsgefahr des in der Senke liegenden Geländes vorzeitig beendet worden, um eine später vielleicht nötige Evakuierung zu vermeiden. In Bad Gandersheim mussten Kinder in der Schule ausharren, deren Eltern nicht zum Abholen durchkamen.

Um die Verpflegung der Einsatzkräfte in den genannten Einsatzbereichen kümmerte sich die DRK-Bereitschaft Altes Amt. In Bereich der Gemeinde Kalefeld waren die Orte Oldershausen und Düderode-Oldenrode betroffen. Hier gab es zwar kurzzeitige Überflutungen, die Schäden sind aber deutlich geringer ausgefallen, als befürchtet.

Zu einem Großbrand durch Blitzeinschlag kam es im nahen Münchehof im Zuge des selben Gewitterereignisses am Freitag. In Folge des durch den Blitzschlag ausgelösten Brandes brannte eine Scheune im Ort vollkommen nieder.

Auch aus Einbeck wurden Überschwemmungen und volle Keller gemeldet, die Feuerwehren dort hatten ebenfalls Großeinsatz. Probleme gab es außerdem in Bereich nördlich der Heberbörde wie in Lamspringe. Bis zum Sonntag waren aber zwischenzeitliche Straßensperrungen weitestgehend wieder aufgehoben.
Abgelaufen war das Ganze wie am Dienstag: In der schwülwarmen aufgeheizten Luft bildeten sich Gewitter, die sich diesmal zuerst – und dies in enormer Geschwindigkeit – vom Harz nach Westen ausdehnten und dann vom Entstehungsort als Linie langsam nordwärts zogen. Nach einer ersten Linie bildete sich hinter dieser vom Harz über das Alte Amt eine neue, die sich mit der vorangehenden vereinigte und den Regenbereich vom Alten Amt bis hinauf nach Bad Salzdetfurth ausdehnte.

In dieser Zone schüttete es zeitweilig so stark, dass Kraftfahrer nur im Schrittempo vorankamen. Wasser stand sofort auf allen befestigten Flächen, rauschte in die Gräben, füllte in Minutenschnelle alle Kanalisationen in tieferen Bereich und suchte sich dann sofort wieder den Weg durch und über die Straßen.

In Altgandersheim kam die Überschwemmung des Ortskernes nur dadurch zustande; die Gande hatte ihr Bett gar nicht verlassen, ihr strömten aber die braunen Fluten über die Straßen direkt an vielen Stellen zu.

Dieser sich wiederholende Ablauf ließ weder Zeit zu einer Vorwarnung, noch hätte es Maßnahmen geben können, die aufgetretenen Überflutungen zu verhindern: „Die Regenmesser verschiedener Landwirte im Umkreis zeigen Werte, die zwischen 80 und über 100 Liter pro Quadratmeter aufweisen. So etwas kann nur oberflächlich ablaufen, wenn es in nicht mal 30 Minuten über uns ausgekübelt wird“, fasste ein Feuerwehrmann in Altgandersheim das zusammen. Die oft zu hörende Forderung nach mehr Hochwasserschutz wird da schnell zur hohlen Phrase.rah