Visionen für das Freibad vorgestellt

Zwei favorisierte Varianten im Rat erläutert / Entscheidung bis Ende August erwartet

Diplom-Ingenieur Stefan Bruns bei seinem Vortrag im Stadtrat.

Bad Gandersheim. Es stand nicht auf der Tagesordnung, war aber fast wichtiger als der ganze Rest der Ratssitzung am Donnerstag: Diplom-Ingenieur Stefan Bruns als Vertreter der Firma Polyplan Kreikenbaum hatte eine Präsentation im Gepäck, die den aktuellen Stand in den Planungen für den Freibad-Umbau wiedergab. Polyplan ist über die Firma nsp als Planer der Landesgartenschau für den Bereich des Freibades mit ins Boot geholt worden, weil die Bremer Experten im Umbau und der Konzeption moderner Bäder sind.

Die Architekten näherten sich den Visionen für das neue Bad Gandersheimer Freibad auf mehreren Wegen, so Bruns im Stadtrat. Neben dem eigenen Augenschein und anderen Informationen wurden auch die lokalen Akteure früh mit einbezogen. Mit Workshops zum Beispiel, über die Polyplan erfahren wollte, welche Schwerpunkte und Zielsetzungen vor Ort als wichtig gesehen werden. Zuvorderst war dies natürlich die derzeitige Betriebsgenossenschaft, aber ebenso auch der MTV mit seiner Schwimmabteilung sowie weitere Inter­essierte.

Aus all dem sind bis zum heutigen Tage drei Vorschlagsrichtungen erwachsen, die Bruns dann genauer vorstellte. Dabei sei man auch durchaus einmal von gedanklich radikaleren Ansätzen ausgegangen. Dies betraf, wurde bald klar, vor allem einen Vorschlag, in dem die Verwendung von Gandewasser eine bedeutsame Rolle spielte. Es ging dabei darum, eine Naturbadestelle mit der Gande im Freibadgelände zu erschaffen, die zusätzlich zu den vorhandenen, aber umgebauten Becken ein Alleinstellungsmerkmal erschaffen hätte.

Durchaus ein verlockender Gedanke, der aber in der tatsächlichen Umsetzbarkeit, so Bruns – unterstützt durch Erfahrungen von LaGa-Geschäftsführer Thomas Hellingrath – wenig wahrscheinlich ist. Dies zum einen, weil bei größeren Eingriffen in den Flusslauf – was mit einem Aufstau zweifellos der Fall wäre – eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich würde. Damit käme die geplante zeitliche Umsetzung aus dem Ruder. Das neue Bad aber soll, nein muss zur Landesgartenschau fertig stehen.

Das ginge mit den beiden anderen Varianten sicher, so Planer Bruns auf die entsprechende Frage. Zeitlich gesehen bedürfe es aber bald einer Entscheidung, welche Variante nun zur Ausführungsreife weitergeplant werden solle. Bis Ende August würde sich das Planungsbüro hier eine Entscheidung wünschen, dann sei man gut im Zeitplan. Abschluss der Bauarbeiten sollte Ende 2021 sein.

In den beiden favorisierten Varianten geht es um Folgendes: In Variante 1 wurde ein Umbau von Spingerbecken (unter Erhalt des Sprungturmes) und Schwimmerbecken vorgesehen. Bei diesem sind gestalterische Maßnahmen – wie einem flachen Beckenteil im Norden, der auch als Nichtschwimmerbereich fungieren würde und einen Sandstrand bekommen könnte, vorgesehen. Das Wasser – wobei dies durchaus auch die bislang verwendete Sole sein darf – würde über Hydrobotanik und Bodenfilter laufen und gesäubert werden. Eine stärker ökologisch ausgerichtete Version des Bades also, das aber zudem durch zahlreiche Umgestaltungsmaßnahmen deutlich aufgepeppt würde. Auch der Schwimmsport könnte auf – allerdings dann auf 25 Meter verkürzten Bahnen – in der tieferen Hälfte des Bades weiter Ausübung erfahren.

Die Grundsubstanz der alten Becken würde – zumal sie nach den Polyplan-Untersuchungen besser ist als augenscheinlich erwartet – in beiden Versionen Grundlage des Umbaus sein. Nur in der zweiten Variante sieht es aber etwas mehr wie das bisherige Bad aus, weil es sich an sogenannten DIN-Bädern orientiert. Das bezieht sich auch auf die eher konventionelle Wasserbehandlung mit Chlorierung. Trotzdem sind auch hier wie in Variante 1 Umgestaltungen am Beckenrand und Einbauten in die Wasserflächen vorgesehen, wie der Holzsteg in der Mitte des großen Beckens, der dann auch wieder die Schwimmsportbahnen von 25 Metern abgrenzen würde.

Generelle Absichten bei der Neuplanung seien gewesen, die Sole als Wasser beizubehalten, ein familienfreundliches Bad zu sein, das einen Tagesaufenthalt lohnt und eine biologische Wasseraufbereitung anzustreben.

Beide Modelle hatten für die Ratsmitglieder offensichtlich ihren jeweiligen Charme. Bruns führte weiter aus, dass bei der Planung neben lokalen auch die finanziellen Vorgaben eine bedeutsame Rolle spielten. Vorgegebener Zuschussrahmen für das Bad pro Jahr sei zwischen 50.000 und 125.000 Euro gewesen. Anhand der Vorplanungen seien dann die Schätzkosten für den Bau aufgestellt worden. Sie beliefen sich für die Variante 1 auf rund 1,41 Millionen Euro, für die Variante 2 auf 1,56 Millionen Euro. Unter Hinzunahme der Betriebskosten und Abschreibungen ergaben sich umgekehrt für die Variante 1 ein jährlicher Zuschussbedarf von rund 90.000 Euro, bei Variante 2 sollten 42.000 Euro reichen.

Auch die Liegewiese wurde kurz angesprochen, hier ist die von vielen gewünschte Terrassierung und Einbindung der Gande in das Baderlebnis mindestens Planabsicht. Auch Sauna soll zu gegebener Zeit integriert werden können, wie auch eine besondere Rutschmöglichkeit.
Das alles wird nun möglichst zügig in den entsprechenden Gremien beraten, um bis Ende August eine Richtungsentscheidung treffen zu können.rah