Was wird aus dem KLARO No. 14?

Kirche will Gebäude verkaufen / Projekt läuft im März aus / Ehrenamtliche setzen sich für Rettung ein

Das Gebäude der Landeskirche an der Stiftsfreiheit soll im Januar zum Verkauf ausgeschrieben werden.

Bad Gandersheim. Die Tage des Nachbarschaftszentrums KLARO Nr.14 an der Stiftsfreiheit scheinen gezählt: Die Evangelische Landeskirche Braunschweig will das Haus Anfang 2020 meistbietend zum Verkauf anbieten, das auf drei Jahre anberaumte Projekt KLARO No.14 der Diakonie im Braunschweiger Land läuft Ende März 2020 aus. Das war‘s dann wohl, so mag es scheinen.

War‘s das wirklich?! Eine Initiative von mehr als 20 ehrenamtlich für das Gemeinwohl in Bad Gandersheim engagierten und auf vielfältige Weise mit dem KLARO No. 14 verbundenen Bürgerinnen und Bürgern will und wird sich damit nicht einfach so zufrieden geben.

Das vor allem, weil das KLARO als Institution in diesem Haus Stiftsfreiheit Nummer 14 in und für Bad Gandersheim Beispielhaftes (mit-)bewirkt hat – und auch in Zukunft bewirken könnte, wenn dies denn gewollt und vom Gemeinwesen – Politik, Bürgerschaft, Kirche(n), Verbänden, und anderen mehr mitgetragen würde.

Keimzelle für das heutige Nachbarschaftszentrum KLARO ist die ehrenamtliche Initiative „einLeben“, die sich im Jahr 2015 angesichts einer hohen Zahl von geflüchteten Menschen gegründet hat und sich bis heute für deren Integration einsetzt. Dass diese Mammutaufgabe der Integration, der Unterstützung und Begleitung so vieler Neubürgerinnen und Neubürger aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen so gut und – verglichen mit Vorgängen in anderen Kommunen – weitestgehend reibungslos verlaufen ist und dass viele der neu Angekommenen weiterhin gern in Bad Gandersheim leben und unser Zusammenleben bereichern, ist vor allem das Verdienst dieses bürgerschaftlichen ehrenamtlichen Engagements, welches die Stadt Bad Gandersheim nicht umsonst mit dem Ehrenamtspreis gewürdigt hat.

Bis heute ist für viele neue BürgerInnen der Stadt das KLARO No.14 ein wichtiger Anlauf- und Treffpunkt, zur Beratung und Begleitung in vielfältigen, oft komplizierten Lebenslagen, vor allem auch zur Pflege sozialer Kontakte, und das an einem optimalen Standort, nämlich mitten in der Stadt. Bad Gandersheim ist friedlich, bunt und lebendig, und das dies so ist, dazu leistet das KLARO No.14 – bis heute – einen wesentlichen Beitrag!

Die Zeiten ändern sich, die Zahl der Zuwanderung Geflüchteter ist stark gesunken, die Aufgabe ihrer Integration scheint bewältigt beziehungsweise nicht mehr von Nöten zu sein. Wer damit befasst ist, weiß, dass dieser Schein oft trügt. Im Verlauf dieser Entwicklung sind andere Aspekte und Effekte stärker in Erscheinung getreten, auch in der KLARO-Community: Aus der Frage: „Was brauchen denn neu Ankommende, ein Zuhause Suchende, um sich hier geborgen und willkommen zu fühlen?“, ist die viel weiter und tiefer gehende Frage erwachsen: „Was wünschen wir alle uns, die wir hier in Bad Gandersheim zusammen leben, wie unsere Stadt sein sollte?“ Was können wir gemeinsam tun, nicht nur für eine „Willkommens-Kultur“, sondern für eine „Gern-hier-Bleibe-Kultur“, eine Kultur des offenen, lebendigen, friedlichen sozialen Miteinanders, die eine Stadt nicht nur hübsch anzusehen, sondern von innen heraus anziehend, attraktiv macht!

Dies ist der Kerngedanke, der die Mitglieder der Initiative treibt, sich für die Fortführung des Nachbarschaftszentrums KLARO einzusetzen, und zwar nicht nur für dessen Erhalt, sondern für dessen Neubelebung und Weiterentwicklung. Die Stiftsfreiheit Nummer 14 bietet – aufgrund der zentralen Innenstadtlage – eine optimale Voraussetzung dafür, deshalb wäre es wünschenswert, das Nachbarschaftszentrum dort zu behalten und neu aufzustellen. Kernfragen, aus denen die Initiative ihre Energie bezieht, sind: Wie möchten wir gern zusammen leben, die Alten, die Jungen, die Mittelalten; Menschen unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Weltanschauungen; Menschen in unterschiedlichen sozialen Lagen; Menschen mit unterschiedlichen Interessen? Was sind in all dieser Vielfalt unsere gemeinsamen Anliegen, und wie können wir gemeinsam etwas dafür tun, friedlich, gerecht, sozial, ökologisch, kulturell?

Aufgabe eines Nachbarschaftszentrums wie des KLARO könnte sein: Solche großen Themen auf kleiner Flamme gemeinsam so lange zu köcheln, bis sie nicht nur gut verdaulich, sondern auch schmackhaft und nährend sind für das Zusammenleben in unserer schönen Stadt.red/uk