Ilse Willer ist Rhüdens einzige Hundertjährige und hat einen weiteren Rekord inne

Am Montag feierte sie im kleinen Kreis ihren Geburtstag / Bis heute Interesse am Geschehen in ihrem Heimatort

Noch heute geht Ilse Willer regelmäßig zum Spielenachmittag der Kirche ins Martin-Luther-Haus in Rhüden. Am gestrigen Montag wurde sie 100 Jahre alt.

Rhüden. Wer ein großes Herz hat, kann viel Leben aufnehmen und viel Liebe geben. Das ist eine wunderbare Erfahrung, die Ilse Willer, geborene Südekum, hautnah am eigenen Leib und Leben machen durfte. Am gestrigen Montag wurde die Rhüdenerin 100 Jahre alt. Wie Seesens Stadtsprecherin Beatrice-Arianne Dziuba auf Anfrage des „Beobachter“ mitteilte, ist sie damit die älteste Einwohnerin ihres Heimatortes. Nicht nur das, sondern obendrein ist sie auch noch die einzige lebende 100-jährige im Seesener Stadtteil Rhüden.

Ilse Willer kann auf ein sehr langes, zugleich aber auch sehr erfülltes Leben zurückblicken. Zunächst fing alles ganz normal auf dem elterlichen Hof im ehemaligen Groß Rhüden an. Als einziges Kind des Landwirts Karl Südekum und Ehefrau Erna besuchte sie zunächst die Volksschule in Groß Rhüden und arbeitete mit ihren Eltern auf dem Hof, bis sie im Alter von 17 Jahren die Landfrauenschule in Celle besuchte, um dort die Hauswirtschaft zu erlernen. Bis dahin hat sie, der Erzählung nach, lieber auf dem Feld geackert, als in der Küche gestanden. Ilse Willer erzählt sehr lebendig aus dieser Zeit wie etwa von ihren Reisen als junges Mädchen per Rad durch Schleswig-Holstein oder von ihrem Flug mit einer kleinen Propellermaschine über Berlin.

Im Dezember 1944 heiratete sie den Landwirt und Gastwirtssohn Erich Willer aus der Nachbarschaft, den sie schon aus der gemeinsamen Jugendzeit kannte. Sie bewirtschafteten gemeinsam den elterlichen Hof. 1946 wurde ihre Tochter Traude geboren, 1949 kam ihr Sohn Jürgen zur Welt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde im Wohnhaus des Hofes eine große Anzahl an Flüchtlingen aufgenommen, jedes Zimmer wurde von einer zunächst fremden Familie bewohnt. Mit einem Teil dieser Menschen verband und verbindet Ilse und ihren leider schon verstorbenen Mann eine enge Freundschaft fürs ganze Leben. Das liegt ganz offensichtlich an dem weiten Herz, das die Rhüdenerin bis heute besitzt.

Ilse Willer hatte immer auch Interesse an ihren Mitmenschen auf ihrem Lebensweg: Über 60 Jahre war sie Mitglied im Landfrauenverein Ambergau und engagierte sich in der Evangelischen Frauenhilfe Rhüden bis zu deren Auflösung. Noch heute geht sie regelmäßig zum Spielenachmittag der Kirche ins Martin-Luther-Haus in Rhüden. Den Weg dorthin erledigte sie wie ganz selbstverständlich bis ins hohe Alter von 94 Jahren sogar mit ihrem eigenen Auto.
Besonders erwähnenswert sind Ilses Charme, Witz und ihre positive Energie, mit der sie bis heute ihre Umgebung erfreut und unterhält. Auch ihre drei Enkel und sechs Urenkel kennen ihre Oma beziehungsweise Uroma immer nur als liebenswerte Frau, die alles versteht und (fast) alles verzeiht. Bis heute ist sie im Leben ihrer Familie ein wichtiger Gesprächspartner und immer noch sehr am aktuellen Tagesgeschehen in Rhüden und der Politik in unserem Land interessiert.
Am gestrigen Montag genoss sie den besonderen Tag mitten in ihrer großen Familie um sich herum und ist sehr stolz darauf, dass ihr geliebter Hof immer noch erfolgreich weitergeführt wird.

Auch der „Beobachter“ zollt Hochachtung für das Erreichen dieses Lebensalters und wünscht Ilse Willer auf diesem Wege alles Gute nachträglich und viel Gesundheit.JK/syg