Rhüden. So kirchenstill, wie das Spiel gegen Mexiko ausgegangen war, so mäuschengrau begann die Begegnung im Rhüdener WM-Stützpunkt gegen die hochgewachsenen Kicker aus dem Land mit der gelb-blauen Flagge. Selten wurde so viel über die mögliche Aufstellung des Bundestrainers gemutmaßt, wie am Tag zuvor. Jetzt war es den rund 100 Gästen bei herbstlichen 13 Grad im Pfarrgarten eher egal, denn in jedem Falle musste ein Sieg her.

Während der ersten Begegnungen der Weltmeisterschaft hatte es schon einige Überraschungen und vor allem sehr späte Tore gegeben, mit denen wohl keiner vorher gerechnet hatte. Daher waren die Deutschen jetzt umso mehr gefordert, um für das Achtelfinale das Ticket zu lösen. Die vorher viel beschworene Alternative zwischen Aufstellung und Einstellung war rasch vergessen, denn bereits in der 32. Minute sorgte das Tor von Toivonen für deutliche Anspannung bei den Fans im Rhüdener Pfarrgarten. Das vorherige Spiel zwischen Belgien und Tunesien hatte mit seinem bezauberndem 5:2 für mächtigen Respekt gesorgt und die Fans vor Ort glaubten zur Halbzeit nicht mehr an ein Fußballwunder am Schwarzen Meer. Doch dann in der 48. Minute wendete Marco Reus mit seinem 1. WM-Tor das Blatt und hauchte der Mannschaft wieder neues Leben ein.

Doch zuvor ging Boateng mit Gelb-Rot vom Platz. Und wieder ein Tor in allerletzter Minute: Toni Kroos nach Kurzvorlage von Marco Reus zirkelt den Ball weltmeisterlich ins lange Eck und setzt den Schlusspunkt unter eine lange Zitterpartie. Die Reaktionen in der Rhüdener Fan-Meile waren dann auch erwartungsgemäß klar: „Jetzt kann die WM endlich beginnen!“ und „Deutschland hat bewiesen, dass sie eine steigerungsfähige Turniermannschaft ist!“ Am Mittwoch öffnet der Pfarrgarten dann umso erwartungsvoller seine Tore, wenn um 16 Uhr die Deutschen dann gegen Südkorea richtig aufdrehen werden.JK