Ortsbrandmeister Timo Hurlemann ahnte schlimmes Jahr 2017 voraus

Mehrere Anzeichen gab es, darüber sprach er auf der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Rhüden

Nach Verkehrsunfällen sind besonders die Gaffer ein Problem. Die Feuerwehr Rhüden hat reagiert und in ein fast vier Quadratmeter großes Plakat investiert. „Nicht Gaffen! Mitglied werden!”, ist darauf zu lesen. Beim Verkehrsunfall am 17. Dezember 2017 kam das Banner zum Einsatz.

Rhüden. Wer einen Blick in die Zukunft wagen möchte, sucht eher einen Weissager als einen Ortsbrandmeister auf. Doch Timo Hurlemann hatte die Zeichen richtig gedeutet. Zu viel kam einfach zusammen, dass das Jahr 2017 kein gutes für die Feuerwehr Rhüden und die Einwohner werden konnte. So kam es ja bekanntlich auch. Besonders das Jahrhunderthochwasser im Juli, bei dem rund 900 Rhüdener im Hochwassergebiet betroffen waren, hielt die Einsatzkräfte in Atem. Was der Ortsbrandmeister gedeutet hatte, darüber sprach der am vergangenen Sonnabend bei der Jahreshauptversammlung.

Alle Anzeichen und Übereinstimmungen aus den vergangenen Jahren trafen genau ein. Wie bei den vergangenen Katastrophen in den Jahren 2007 und 2013, war es wieder ein ungerades Jahr. Immer wenn Zugführer Mike Illers seinen Geburtstag ein paar Tage vorher feiert, passiert etwas. So war bei den vorherigen Hochwasserereignissen und es trat wieder ein. „Und das hohe Einsatzaufkommen in den ersten beiden Quartalen haben meine Vorahnungen bestätigt, dass alle Anzeichen für ein Hochwasser im Juli gegeben sind”, sagt Timo Hurlemann.?So kam es auch. Rund 450 Einsatzkräfte, darunter 13 Feuerwehren, kämpften bis zur völligen Erschöpfung gegen die Fluten. Oft nicht von Erfolg gekrönt. Der stellvertretende Stadtbrandmeister Klaus Kiehne griff ein Zitat von Bürgermeister Erik Homann auf, das er beim Neujahrsempfang der Stadt Seesen gesagt hatte. Für Kiehne fasst es alles zusammen und zeigt, wie wichtig die Feuerwehr ist. Zu 100 Prozent können solche Hochwasserereignisse nicht verhindert werden. „Aber wir haben unsere Feuerwehr dagegenzusetzen”.

Die Ansprüche wachsen, wie Ortsbürgermeister Frank Hencken formulierte, eine Universalfeuerwehr ist notwendig. Allein 70 Einsätze, die 342 Einsatzstellen beim Hochwasser sind da ausgeklammert, forderten von Rhüdens Brandschützern alles ab. Im vergangenen Jahr konnten sie sogar zwei Verkehrsunfallopfer nur tot bergen.

Auf die sprichwörtliche Palme bringt nicht nur den Ortsbrandmeister das Problem mit den Gaffern bei Verkehrsunfällen. Mehr noch, eine Rettungsgasse wird nicht gebildet, Einsatzkräfte werden beschimpft, ob jemand in Not ist und Hilfe braucht, spielt für viele nur eine untergeordnete Rolle. Oft ist die Sensationslust größer. Ein Umstand, den auch schon?Kreisbrandmeister Uwe Fricke festgestellt hat. Beim Brand in Bad Harzburg dauerte es nur acht Minuten, nach der Alarmierung der Feuerwehr, bis ein Video in den sozialen Netzwerken auftauchte. „Neugierig sein und „gaffen”, das können sie alle, aber ihre Hilfe anbieten oder ganz einfach nur die Einsatzkräfte bei ihren Rettungsaktionen nicht behindern, das ist bedauerlicherweise sehr selten geworden”, betonte Timo Hurlemann.

Die Feuerwehr Rhüden hat reagiert, und in ein fast vier Quadratmeter großes Plakat investiert. „Nicht Gaffen! Mitglied werden!”, ist darauf zu lesen. Eine Aktion, die auch der Leiter der Polizei Seesen, Thomas Brandes, sehr begrüßt. „Das Banner ist ein richtiger Weg, um die Menschen aufzurütteln, zu diesem Helfen müssen wir wieder hinkommen”, unterstrich er noch einmal in seinem Grußwort.syg