Resolution verabschiedet

Rhüdens Ortsrat diskutiert vor Ort erneut über Hochwasserschutzmaßnahmen

Uwe Metzing (links) erklärt Mitgliedern des Ortsrates die Möglichkeit einer Bürgersteigabsenkung. Dies hätte eine mögliche Maßnahme zum Hochwasserschutz sein können, aber die Idee wurde verworfen.

Rhüden. Auch während der jüngsten Sitzung des Ortsrates Rhüden stand das Thema Hochwasserschutz wieder im Fokus. Im Vorfeld der Sitzung trafen sich die Ortsratsmitglieder zu einem Termin an der Wilhelm-Busch-Straße. Hierbei ging es konkret, um die Absenkung des Bürgersteigs zur Wiese neben dem Grundstück Wilhelm-Busch-Straße 38/40. Durch diese Maßnahme soll erreicht werden, dass das Wasser im Hochwasserfall schneller über die Wiese aus dem Ort abfließen kann und es somit zu einer Entlassung in diesem Bereich kommt.

Zum Ortstermin konnte Ortsbürgermeister Frank Hencken – neben einigen interessieren Anwohnern – auch den Bauamtsleiter der Stadt Seesen Alexander Nickel, Torsten Klein von der Tiefbauabteilung sowie Uwe Metzing vom beauftragten Ingenieurbüro Metzing begrüßen. Vor Ort wurden die Ratsmitglieder über die mögliche bauliche Umsetzung sowie die Funktionsweise der angedachten Maßnahme ausführlich informiert. Anhand von Luftaufnahmen des letzten Hochwasserereignisses, im Juli vergangenen Jahres, wurde bereits deutlich, dass eine Absenkung in diesem Bereich, wenn überhaupt, nur kurzfristig zu einer Entlastung führen könnte. Da das Wasser im Hochwasserfall bereits aus Richtung Nette, also von „hinten“ in die Wiese läuft, würde sich der Wasserspiegel recht schnell angleichen und es bestünde dann keine Fließgeschwindigkeit mehr, die einen Abfluss befördern könnte.

Bis es allerdings zu diesem Wasserausgleich komme, würde sich bei einer Absenkung des Bürgersteigs, die Fließgeschwindigkeit in diesem Bereich punktuell deutlich erhöhen. Durch diese erhöhte Fließgeschwindigkeit, könnten, laut Metzing, Schäden an der Grundstücksmauer des direkten Anwohners nicht ausgeschlossen werden. Des Weiteren könnte aufgrund der Gefällesituation bei Starkregenereignissen, die Garage des Anwohners volllaufen, soweit keine Vorkehrungen durch eine Bordanlage getroffen werden.

Aufgrund der sehr eingeschränkten Wirksamkeit und der nicht auszuschließenden negativen Folgen für den direkten Anwohner, hat sich der Ortsrat gegen die Umsetzung dieser zirka 5.000 Euro teuren, nicht im Hochwasserschutzkonzept aufgeführten Maßnahme ausgesprochen.

Vollkommen anders beurteilten die Mitglieder des Ortsrates die beiden anderen, in der Beschussvorlage aufgeführten Hochwasserschutzmaßnahmen der Stadt Seesen. Als sicherlich effektivste Maßnahme in dem vorgelegten Maßnahmenpaket gilt der Abriss der maroden und abflussbehindernden Brücke in der Maschstraße. Ortsbürgermeister Frank Hencken machte deutlich, dass die Brücke nun schnellstmöglich abgerissen werden müsse, um zeitnah den Durchfluss an diesem Nadelöhr der Nette zu steigern. Bis dahin, wird es allerdings noch ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen, wie Nickel in seinen Ausführung darlegte. Aktuell liegt noch kein Zuwendungsbescheid für die beantragten Fördergelder in Höhe von 100.000 Euro vor. Auch lediglich ein Abriss der alten Brücke sei nicht vor Erhalt des Zuwendungsbescheides zulässig. Allerdings habe man bereits, mit der Planung der zirka 271.000 Euro teuren Maßnahme begonnen. Die Baugenehmigung werde kurzfristig beantragt und eine schnelle Bearbeitung seitens des Landkreises wurde bereits zugesagt. Nach Erhalt des Zuwendungsbescheides würde dann unmittelbar die Ausschreibung der Arbeiten erfolgen.

Des Weiteren erläuterte Metzing den Ratsmitgliedern anhand von Skizzen das hydraulische Modell der Brücke. Die neue Fußgänger- und Radfahrbrücke werde etwas nach Norden verschoben. Vorgesehen sei eine U-Konstruktion aus Aluminium. Die Unterkonstruktion der Brücke wird auf die Ostseite der Maschstraße aufgelegt, in Waage aufgestellt und die Westseite würde entsprechend angerampt. Die Brücke sei mit einer Breite von 2,5 Metern geplant, so dass ein kleineres Winterdienstfahrzeug diese befahren kann. Der Querschnitt wird zukünftig 31,5 Quadratmeter betragen, so dass die Durchflussmenge auf immerhin 62 Kubikmeter gesteigert werden kann.

Auch die Maßnahme zum Abbruch des nördlichen Widerlagers der ehemaligen Bahnbrücke, erschien den Ratsmitgliedern als durchaus sinnvoll. Das Widerlager führt zu einer Einengung der Nette, nördlich der Ortslage von Rhüden und stellt so ein Abflusshindernis im Hochwasserfall dar. In diesem Zusammenhang sollen auch gleich die Reste des ehemaligen Bahndamms im Bereich des Klärwerks Rhüden auf einer Länge von zirka acht Metern entfernt werden. Da sich der Bahndamm im sogenannten FFH-Gebiet – besonderes Schutzgebiet, das sich in Natur- und Landschaftsschutz befindet, bedarf es bis zur Ausführung noch der Genehmigung der Unteren Wasserbehörde des Landkreises.

Da diese innerörtlichen Hochwasserschutzmaßnahmen lediglich als ein kleinerer Teil eines wirkungsvollen Hochwasserschutzes angesehen werden können, bekräftige der Ortsrat die Forderung nach einem effektiven Hochwasserschutz, durch die Verabschiedung eines Antrages an die Verwaltung der Stadt Seesen.

Im weiteren Sitzungsverlauf beschäftigte sich der Ortsrat noch mit dem Aufstellungs- und Auslegungsbeschluss in der Straße „In der Bleiche“ im Stadtteil Rhüden. In diesem Bereich, der aktuell noch landwirtschaftlich genutzt wird, soll nach Wunsch der Bauherren zukünftig ein Einfamilienhaus errichtet werden. Das zirka 900 Quadratmeter große Grundstück liegt zwar im allgemeinem Wohngebiet ist planungsrechtlich jedoch noch als Außenbereich dargestellt.

Um eine Bebauung an dieser Stelle zu ermöglichen, bedarf es der Aufstellung einer sogenannten Ergänzungssatzung. Da der mögliche Bauplatz außerhalb des ausgewiesenen Überschwemmungsgebietes liegt, habe es für die Mitglieder des Ortsrates nichts gegen das Vorhaben einzuwenden, weshalb sie der Beschlussvorlage einstimmig zustimmten. Diese Situation mache aber den Bedarf an weiteren Bauplätzen, in Hochwassersicheren Gebieten innerhalb Rhüdens deutlich.

Abschließend informierte Ortsbürgermeister Frank Hencken darüber, dass zukünftig die „Willkommenstasche“ der Ehrenamtsbörse nicht mehr vom Ortsrat überbracht werde. Die Ehrenamtsbörse habe sich dazu entschieden, die Taschen in der Bücherei der Stadt Seesen im Jacobson-Haus bereitzustellen, wo sie von den Eltern der Neugeborenen nun abholt werden können. Der Ortsrat bedauere diese Vorgehensweise, wird aber auch weiterhin jeden kleinen Dorfbewohner mit einem Präsent persönlich begrüßen.red