Afrikanische Schweinepest als große Herausforderung

Landkreisweit wurden so viel Wildschweine wie noch nie erlegt / Jägerschaft trifft Vorkehrungen

Im Landkreis Goslar wurden im vergangenen Jahr 2.531 Wildschweine erlegt, so viele wie noch nie.

Seesen. Noch haben sich im Landkreis Goslar keine Wildschweine mit der Afrikanischen Schweinepest – kurz ASP – infiziert. Zum Glück. Jeder Monat, den die Jägerschaft hinauszögern kann, ist ein gewonnener, denn der volkswirtschaftliche Schaden ist immens. „Einmal im Bestand, wird die ASP zum dauerhaften Problem, denn aus der Population ist diese Virusinfektion nicht mehr wegzukriegen“, verdeutlichte Achim Engel, 1. Vorsitzender der Jägerschaft Seesen, auf der jüngsten Jahreshauptversammlung. Die Landwirtschaft und die Jagd wird das dauerhaft verändern, nicht auszudenken, wenn ASP auch den Hausschweinebestand erfasst – ausschließlich Wild- und Hausschweine sind von ASP betroffen. Pro Monat würde der Schaden laut Achim Engel allein in Niedersachsen 1,8 Milliarden Euro betragen. Die Jäger treffen Vorkehrungen.

Ganzjährige Bejagung der Wildschweine möglich

Die Bundesregierung hatte ihrerseits mit einer Verordnung reagiert und die Schonzeit für Wildschweine aufgehoben, heißt, sie dürfen jetzt ganzjährig bejagt werden. Ziel ist eine erhebliche Ausdünnung der Schwarzwildpopulation zu erreichen, um das Risiko der Verschleppung der Afrikanischen Schweinepest zu vermindern, heißt es in der Verordnung. Bereits im Sommer 2017 hatte sich die Viruserkrankung bis nach Polen und Tschechien ausgebreitet. Die ganzjährige Bejagung spiegelt sich bereits in den Abschusszahlen wider. Im vergangenen Jahr wurden im Landkreis Goslar insgesamt 2.531 Wildschweine erlegt, laut Kreisjägermeister Günther Heuer die höchste bisher erreichte Zahl.

Wie Achim Engel verdeutlichte, gibt es mit Hinblick auf die ASP drei Phasen – davor, während und mit der Afrikanischen Schweinepest. Vor allem sieht er hier auch den Landkreis Goslar mit in der Verantwortung. Dies betrifft die Entsorgung von sogenannten Fallwild, das beispielsweise im Zuge einer Kollision mit einem Fahrzeug getötet wird. „Wir können das alleine auch mit Hinblick auf die ASP nicht mehr leisten, eine einfache Entsorgung darf es nicht mehr geben“, so der 1. Vorsitzende. In diesem Zusammenhang sprach er über die Anschaffung von speziellen Entsorgungscontainern für solche Tiere, zudem müssten sie eingeschweißt werden. „Darüber hinaus müssen wir uns an die Hygienevorschriften halten“, betonte noch einmal Achim Engel, ohne die Bevölkerung im Landkreis Goslar aus der Verantwortung zu nehmen, denn weggeworfene Lebensmittel werden schnell zum Problem und begünstigen womöglich die Ausbreitung der Virusinfektion.

Wolf bleibt ein Großraubwildtier

Kritisch äußerte sich Achim Engel in seiner Rede auch zum Wolf. Für ihn darf es eine Verniedlichung und Abschwächung des Themas nicht geben, denn er bleibt ein Großraubwildtier. Deutschlandweit gibt es 500 Wölfe, in Niedersachsen sind es 160 Tiere.

Vor Kurzem brachte den 1. Vorsitzenden der Jägerschaft die Äußerung eines Wolfsexperten auf die sprichwörtliche Palme, dass eine sogenannte nicht akzeptable Begegnung mit einem Wolf, bei der es zu einem Übergriff kommt, ja sehr gering sei. Achim Engel hat sich die Zahlen mit Hinblick auf Hundeübergriffen einmal genauer angesehen. Unterm Strich kommt er zu folgendem Ergebnis: „Die Chance von einem Wolf angegriffen zu werden, ist gut 20-mal höher, als von einem Hund attackiert zu werden“, sagte er während der Versammlung. Elf Millionen Hunde leben in Deutschland, 35.000 Hundeübergriffe sind bekannt. Das macht 0,318 Prozent aus, beim Wolf liegt das bei 6,25 Prozent. „Aufgrund dessen darf es eine Verharmlosung der ganzen Wolfthematik nicht geben“, betonte noch einmal der 1. Vorsitzende der Jägerschaft Seesen.syg