Allein 60 Einsatzjacken durch aggressive Lauge kontaminiert

Der Brand im FELS-Kalkwerk Münchehof wirkt sich auf die Feuerwehren der Stadt bis heute aus

Über 200 Brandschützer waren damals im Einsatz, die Feuerwehr büßte zahlreiche Ausrüstungsgegenstände ein.

Münchehof. Unvergessen bleibt der Großeinsatz der Feuerwehren am 29. Juni diesen Jahres im Münchehöfer FELS-Kalkwerk. Damals waren über 200 Brandschützer im Einsatz. Und dieser wirkt sich bis heute im Feuerwehrverband Seesen aus. Denn die sogenannte Alarm- und Ausrückordnung der Stadt musste vorübergehend an die aktuellen Bedingungen angepasst werden. „Bis Anfang Oktober wird das noch so sein”, bestätigt Seesens Stadtbrandmeister Jürgen Warnecke auf Anfrage des „Beobachter”. Grund dafür sind zahlreich zerstörte Ausrüstungsgegenstände der Feuerwehren.

Nicht nur die Firma FELS  hat durch den Großbrand einen erheblichen finanziellen Schaden erlitten, sondern auch die Feuerwehren der Stadt Seesen. Im Wesentlichen waren 60 Einsatzüberjacken, 60 Einsatzhosen sowie 41 Atemschutzgeräte mit Lungenautomaten und Atemschutzmaske nach dem Brandeinsatz unbrauchbar geworden. Der Gesamtschaden liegt bei rund 92.400 Euro, hieß es am Mittwoch im Stadtrat. Kosten, die laut Gesetz letztendlich die Stadt und damit der Steuerzahler zu tragen hat.

Im FELS-Kalkwerk kam es damals zu einem technischen Defekt, in dem sich ein sogenannter Sinterstock – ein extem heißer Kalkklumpen – löste, auf das Förderband fiel und dieses in Brand setzte. Zum Problem für die Gegenstände wurde der Branntkalk, das sogenannte Calciumdioxid. Wenn dieser mit Wasser in Berührung kommt, erhitzt er sich und wird zu einer stark  ätzenden Lauge. „Durch die Kontamination der Gegenstände mit der aggressiven Lauge war die betroffene Ausrüstung  nicht mehr einsetzbar, die Sicherheit wird nicht mehr gewährleistet”, erläutert der Stadtbrandmeister im Gespräch.  Und fügt an: „Die Teile an den Atemschutzgeräten fangen durch die Lauge an zu oxidieren”. Betroffen sind alle zehn Feuerwehren im Stadtgebiet.

„Da die Ersatzbeschaffung der Ausrüstungsgegenstände aufgrund der nur eingeschränkten Einsatzfähigkeit der Feuerwehr eilbedürftig war, wurden die Aufträge per Eilentscheidung vom 26. Juli an die Firmen vergeben”, heißt es dazu in der Mitteilung an die Stadtratsmitglieder.  Gesetzliche Vorgaben in Form von Ausschreibungspflicht und letztendlich die langen Lieferzeiten sorgen dafür, dass sich das alles immer noch hinzieht. Erst Anfang Oktober werden alle benötigten Dinge in Seesen eingetroffen sein. Zeitnah musste Stadtbrandmeister Jürgen Warnecke an einer Notlösung arbeiten.

Fakt ist, alle zehn Feuerwehren sind einsatzfähig, betont er. 20 von 41 Atemschutzgeräten hat sich der Seesener Feuerwehrverband von der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Goslar ausgeliehen. Eigentlich sind vier solcher Geräte auf den Fahrzeugen mit drauf,  „wir haben das auf zwei heruntergesetzt”, um alle ausstatten zu können”, so Jürgen Warnecke. Darüber hinaus wurde, wie bereits der erwähnt, die Alarm- und Ausrückordnung angepasst. Heißt, der Atemschutzcontainer der FTZ, der die Feuerwehrleute mit den benötigten Atemschutzgeräten ausstattet, wird automatisch mit alarmiert, damit die Seesener die fehlenden 21 Atemschutzgeräte, die derzeit überhaupt nicht zur Verfügung stehen,   für den Notfall parat haben. Eigentlich ist es üblich, dass der besagte Container im Ernstfall bei Bedarf nachalarmiert wird, jetzt rückt er sofort mit aus. Wenn alle Gegenstände in Seesen eingetroffen sind, die Feuerwehr wieder über 41 Atemschutzgeräte verfügt, gilt  das vorherige Prozedere.

Laut Jürgen Warnecke hat der Feuerwehrstadtverband erstmals solch einen erheblichen Schaden nach einem Großeinsatz.syg