„Also lautet der Beschluss, dass die Kneipe ruhen muss!“

Gaststätte Scharn in Mechtshausen startet mit reduziertem Angebot in das Jahr 2019

Doris Scharn (Dritte von rechts) im Kreis ihrer derzeitigen Mitarbeiterinnen.

Mechtshausen. Seit 50 Jahren besteht die Traditionsgaststätte „Scharn“ in Mechtshausen. Inhaberin Doris Scharn hat sich in der Vergangenheit durch viele gastronomische Events wie etwa das Schlachtfest, das Pfifferlings-Essen, die Spargelzeit und die Grünkohl-Saison einen weit über Mechtshausen hinaus reichenden besten Ruf erworben. Aber auch für „ihre Mechtshäuser“ war sie täglich ansprechbar als gute Seele des Gasthauses am Fuße des Hebers.

Dieses breit angelegte Profil einer durchaus dörflichen Gastronomie hat seinen Preis: Die Familie musste nicht nur immer hintenanstehen, sondern musste auch immer wieder selbst mit Hand anlegen. Doris Scharn bringt es auf diese einfache Formel: „Allein ist so ein Mammut-Programm nicht zu schultern!“ Und im gleichen Atemzug weist sie auf ihre hochengagierten Mitarbeiterinnen hin, ohne die der quirlige Betrieb zu keiner Zeit aufrechtzuerhalten gewesen wäre.

Nun weiß jeder, der selbstständig unterwegs ist, dass selbstständig immer auch selbst und ständig bedeutet. Mit anderen Worten: Trotz der wertvollen Unterstützung durch die Familie und die Mitarbeiterinnen bleibt immer noch ein riesen Berg an Arbeiten, die man einfach nur selbst erledigen kann. Und diese ständige Präsenz fordert Tribut: kein Weihnachtsfest im Kreis der Familie, kein Ostereier-Suchen mit den Enkelkindern, kein wirklich freier Tag unter der Woche. Das, so sagt Doris Scharn, kann man sicherlich über viele Jahre so durchziehen, aber irgendwann kommt dann ein unsanftes Erwachen. Denn auch die eigene Lebenszeit wird einem nur einmal geschenkt.

Daher möchte sich Doris Scharn jetzt neu aufstellen. Mit Beginn des nun angebrochenen neuen Jahres 2019 reduziert sie ihr Angebot auf wesentliche Eckpunkte: Versammlungen, Familienfeiern, das Schlachtfest und – wenn auch in deutlich abgespeckter Version – auch die Spargel-Saison wird sie auch weiterhin bedienen. Auch der Himmelfahrtstag wird weiterhin ein Anlaufpunkt bleiben. Aber das tägliche Klein-Klein, das in der Summe zu einem Groß-Groß wird, gehört dann der freundlichen Vergangenheit an.

„Dieser Schritt erfüllt mich natürlich mit einiger Wehmut. Wenn ich in Gedanken die unendlich lange Liste der zufriedenen Gäste durchblättere, dann weiß ich jetzt schon, dass sie mir sehr fehlen werden. Aber ich werde den sicherlich nicht leichten Schritt gehen, um mich endlich meiner Familie widmen zu können.“ Wenn sie künftig mit ihren Enkeln unterwegs sein wird, kann sie ihnen viel aus den vergangenen 50 Jahren berichten. Ganz sicher wird dabei auch der Stammtisch eine Rolle spielen. „Wenn der selbst sprechen könnte, würden sich bestimmt die Balken biegen!“ Und dabei denkt sie an die ehrwürdigen Hölzer, durch die das schmucke Anwesen bereits seit über 100 Jahren zusammengehalten wird.jk