„Alte Nudelei“: 4.800 Quadratmeter für eine neue Photovoltaik-Anlage

„Sonne für Sonne“: Große Dachflächen der ehemaligen Fabrik werden zukünftig zur Energieproduktion genutzt

Die Anlage auf der „Alten Nudelei“ soll eine Leistung von 675 Kilowatt bringen. Schon Ende März sollen die sogenannten Wechselrichter in Betrieb genommen werden. Dann muss nur noch der Trafo kommen, für den es allerdings eine Wartezeit von rund einem halben Jahr gibt.

Seesen. Auf dem Fabrikgelände der „Alten Nudelei“ passiert etwas. Zurzeit werden hier Photovoltaik-Anlagen auf den großen Dachflächen der alten Konservenfabrik montiert. Die Anlagen kosten dem pivaten Investor aus Baden-Württemberg laut einem Bericht der Goslarschen Zeitung 660.000 Euro und sollen eine Leistung von 675 Kilowatt erbringen. Für den Bau der Photovoltaikanlagen werden rund 4800 Quadratmeter Dachfläche genutzt. Eigentümerin der Alten Nudelei ist im Übrigen die artetectura Projektgesellschaft GmbH.

Zurück „zur Energie der Sonne“ auf dem Dach „der Sonne“: Das Vorhaben an der alten Nudelei wird von einem Familienbetrieb als Generalunternehmen, der MB Dienstleistungsgesellschaft mbH mit Sitz in Pulsnitz (Dresden) übernommen. Das Unternehmen ist auf den Bau von Photovoltaik-Anlagen spezialisiert und bundesweit tätig. Projektleiter ist Frank Bräunig, der berichtet, dass die unterschiedlichen Flächen eine Herausforderung seien.
Die Arbeiten haben auf dem höchsten Dach der einstigen Konservenabfüllfabrik schon vor längerer Zeit begonnen. Weil die vorhandene Dachpappe alt und verwittert war, musste erstmal eine neue Abdichtung installiert werden.

Mit einer Photovoltaik-Anlage kann bekanntlich aus Sonnenlicht Strom gewonnen werden. Dieses Verfahren wurde schon 1958 in der Raumfahrt benutzt. Es diente später auch der Energieversorung einzelner Geräte wie Taschenrechnern oder Parkscheinautomaten. Heute werden auf zahlreichen Dachflächen und als Freiflächenanlage Photovoltaik-Anlagen angebracht, um herkömmliche Kraftwerke zu ersetzten. In Seesen ist eine große Fläche in Richtung Engelade zu sehen, kurz hinter den Bahnschienen an der Frankfurter Straße.

Historie der „Alten Nudelei“ in Seesen

Wer kennt sie nicht? Die „Nudelei“ in Seesen hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Der ehemalige Eisenbahnbeamte Heinrich Sieburg füllte nach der Erfindung der Konservendose 1884 erste einzelne Gemüsekonserven ab und gründete 1890 die Firma Sieburg & Co. Die Firma wurde zunächst nur zur Herstellung beziehungsweise Abfüllung von Obst- und Gemüsekonserven gegründet.

Sein Schwiegersohn Carl Pförtner trat wenig später in die Firma ein. Sechs Jahre danach wurde das Markenzeichen „Sonne“ beim Kaiserlichen Patentamt eingereicht. Bis heute kennt diese „Sonne“ jeder, der sich in Seesen ein wenig auskennt.

Ab 1924 wurde das Sortiment um Eier und Nudeln erweitert. Die Produktion dieser Lebensmittel erfolgte auf dem Firmengelände an der Bismarkstraße.
1931 übernahm das Unternehmen „Bassermann“ die „Alte Nudelei“. Bis zur endgültigen Markenzusammenführung 1969 blieben beide Marken eigenständig erhalten. Ende der 70er-Jahre gehörte Sonnen-Bassermann zu den führenden Anbietern der Branche in der Bundesrepublik Deutschland.
Nach der Aufgabe des Standortes stand das längst als „Alte Nudelei“ bekannte Werk in Seesen jahrelang leer. Die Immobilie wurde 1998 an einen ortsansässigen privaten Investor veräußert, der sich mit großem persönlichen Einsatz um den Erhalt und die Vermarktung der leerstehenden Gebäudeflächen bemühte.

Später erwarb 2018 der heutige Eigentümer die „Alte Nudelei“. Seit dieser Zeit wurden eine Reihe von größeren Investitionen in den Gebäudeerhalt sowie zur Erhöhung der Attraktivität des Standortes geleistet. Seit 2019 leuchtet auch wieder der alte Schriftzug„Sonne“ am Turm.

Der Vorteil der Anlage auf der „Alten Nudelei“ liegt auf der Hand: die Module haben keinerlei Verschattung. Schon Ende März sollen die sogenannten Wechselrichter in Betrieb genommen werden. Dann muss nur noch der Trafo kommen, für den es allerdings eine Wartezeit von rund einem halben Jahr gibt.uk/ko