Am Streiktag personell auf den Stationen besser besetzt als normal

ver.di-Sprecher geht auf Drohung der Geschäftsführung ein /  Mitarbeiter der Firma Crown solidarisch

Seesen. Historischer Tag in der Sehusastadt, erstmals legten die Mitarbeiter der Asklepios Kliniken Schildautal einen ganzen Tag die Arbeit nieder. Lautstarke Kundgebung auf dem Jacobson-Platz, in den Kliniken läuft währenddessen die vereinbarte Notfallversorgung. Das Wohl der Patienten hat oberste Priorität, doch eine Sache bringt die Beschäftigten zusätzlich auf die sprichwörtliche Palme, wie die Schilderung der Mitarbeiter von der Station 24 belegt.

An normalen Tagen sind sie drei bis vier Personen pro Schicht, am gestrigen Streiktag waren es allein in der Frühschicht sechs Mitarbeiter und in der Spätschicht fünf. „Es geht ja, doch das muss Realität werden“, betonte ver.di-Sprecher Jens Havemann während der Kundgebung. Auch er kann nur den Kopf schütteln.

Immer wieder ertönt aus den Lautsprechern das Wort „Leuchtturm“. Diesen Status hat sich das Krankenhaus erarbeitet. Hohe Gewinne, der ver.di-Sprecher benutzt das Wort „Cashcow“, wurden erzielt, im Gegenzug wurden die Bedingungen immer schlechter. Laut Oliver Kmiec, seit 33 Jahren im Unternehmen und Betriebsratsvorsitzender, wurden allein in diesem Jahr über 30 Vollkräfte abgebaut, Auszubildende verlassen das Haus, statt sich übernehmen zu lassen.  Um die dramatische Situation zu unterstreichen, spricht Oliver Kmiec unter anderem über „Gefährungsanzeigen, die zum Tagesgeschäft gehören“ und das „die Einarbeitung von neuen Kollegen nur auf dem Papier existieren“ würde. Eine Änderung muss her. Nicht nur hier.

Aber der ver.di-Sprecher nimmt den Beschäftigten auch die Angst. So soll sich laut ver-di-Sprecher Havemann der  Asklepios-Alleingesellschafter Bernard große Broermann geäußert haben, dass er keinen Tarifvertrag unterschreibt, eher schließt der das Haus in Seesen. Und hier kommt wieder der symbolische Leuchtturm ins Spiel. „Die Bewerber werden Schlange stehen, um dieses Krankenhaus zu bekommen“, betonte Jens Havemann. Ihnen liegt es fern, dies zu forcieren, vielmehr wollen sie eine Lösung mit der Asklepios-Geschäftsführung. Die Drohungen sehen sie gelassen entgegen. Es geht nicht um den Standort Seesen allein, sondern um den Konzern Asklepios. „Dann streiken wir halt in Hamburg“,  ist aus der Runde der Streikenden zu hören. Bekanntlich hat der Konzern in der Hansestadt seinen Hauptsitz.

Fakt ist, am ersten Streiktag wurden seitens ver.di, des Betreibsrates samt Streikleitung  und der Beschäftigten noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Eine Steigerung wird es geben, das kündigte Jens Havemann und Oliver Kmiec bereits an. Auf Anfrage vor Ort, wie es weiter geht, äußerte sich Havemann, dass sie erst einmal gut zwei Wochen abwarten wollen, wie und ob ihr Streik Wirkung gezeigt hat. Ein weiterer Ausstand ist denkbar, frühestens im August. Vielleicht sogar am Markttag, wenn die Innenstadt voll ist.

Sehr gut kam die Solidaritätsaktion der Vertrauensleute von der Firma Crown an. „Wir stehen hinter Euch! Volle Solidarität“, ist auf den mitgebrachten Schildern zu lesen. Laut Dirk Schulz, 1. Betriebsratsvorsitzender, waren 30 Mitarbeiter mit dabei, sie hatten ausgestempelt und ihre Freizeit geopfert.  „Der Tarifvertrag ist notwendig“, betont Schulz im Gespräch. Zudem waren auch die beiden Ratsmitglieder Andrea Melone (SPD), sogar mit Trillerpfeife, und Rudolf Götz (CDU) vor Ort.syg